Der Raritätenkeller der  »Wein&Co« Filiale Stephansplatz/Jasomirgottstraße. 

Der Raritätenkeller der  »Wein&Co« Filiale Stephansplatz/Jasomirgottstraße. 
© Markus Kaiser

Best of Weinhändler und Vinotheken in Österreich

Der Online-Handel im Weinbusiness boomt wie noch nie, und auch der stationäre Handel freut sich über wachsende Kundenzahlen. Falstaff hat die besten Weinhändler Österreichs für Sie.

Gerade in herausfordernden Zeiten sollte sich der Mensch Gutes tun: Genuss steigert bekanntlich das Wohlbefinden – dazu zählt auch eine besondere Flasche Wein. Selbst wenn es während des Corona-bedingten Lockdowns gerade nicht möglich ist, mit Freunden im Lieblingsrestaurant zu feiern, so bleibt immer noch der Genuss zuhause. Unzählige Vinotheken und Weinfachhändler bieten dafür ein breites Angebot, sowohl direkt in den Shops und Vinotheken, aber auch zunehmend online. 

Überhaupt wurde das Online-Geschäft durch die Krise stark angekurbelt, und das europaweit. In manchen Fällen hat bereits der erste Lockdown im Online-Business einen Zuwachs bis zum Dreifachen der Vorjahresumsätze gebracht. Naturgemäß gibt es, was das Jahr 2020 insgesamt betrifft, noch keine genauen Zahlen. Fest steht aber: »Während manche Händler Steigerungen im niedrigen zweistelligen Prozentbereich verzeichnen, berichtet etwa das Handelsunternehmen Spar von einem generellen Umsatzzuwachs durch ein erhöhtes Aufkommen an Online-Bestellungen«, so das Unternehmen bereits im März dieses Jahres.

Online-Voting

Das Angebot in Österreich ist jedenfalls groß. Um sich einen Überblick zu verschaffen, hat Falstaff kürzlich ein Online-Voting durchgeführt, um herauszufinden, welchen Vinotheken und Weinhändlern die Österreicher das Vertrauen schenken – und vor allem weshalb.

Das Ergebnis dieser Umfrage führte zur Liste der insgesamt 25 besten Weinhändler Österreichs, die Sie hier rechts finden. Bester Weinhändler des Landes ist demnach die Handelskette »Wein & Co« mit ihren insgesamt 21 Standorten in ganz Österreich. Sowohl das Online-Service, als auch das stationäre Angebot wussten dabei zu überzeugen.

Dahinter platzierten sich mit »Vinorama«, einer Tochterfirma des Italien-Großhändlers Morandell, sowie der »Interspar Weinwelt« zwei weitere Schwergewichte in Sachen Online-Weinhandel. Danach folgen die traditionsreiche Innsbrucker Weinhändler-Dynastie Gottardi sowie der Getränkegroßhandel Ammersin.

Bemerkenswert am Ergebnis dieser Voting-Liste ist auch, dass unsere Leserinnen und Leser für Weinhändler über das gesamte Bundesgebiet verstreut gestimmt haben. So finden sich Spezialisten in nahezu allen Bundesländern unter den Top-25: von der »Selektion Vinothek Burgenland« über das »Genussregal« in der Südsteiermark bis hin zu »Bodega Rioja« in Vorarlberg.

E-Commerce

Bei allem Jubel über die Zuwächse im Onlinehandel ist das Geschäft dennoch starken Schwankungen ausgesetzt. Der stationäre Handel erlebte heuer bislang bessere und schlechtere Phasen, konnte aber etwaige Verluste durch den Online-Handel kompensieren. Das ist auch einer der wichtigsten Gründe für den relativ guten Geschäftsverlauf trotz schwieriger Umstände: Fast alle Weinhändler setzen bereits seit vielen Jahren auf E-Commerce. Das kommt ihnen jetzt in der Corona-Krise zugute. Willi Klinger, Geschäftsführer von Wein & Co: »Während des ersten Lockdowns hat unser Online-Umsatz, der schon im Vorjahr ein Wachstum von 18 Prozent zeigte, noch einmal enorm zugelegt.«

Voraussetzung dafür ist natürlich ein funktionierender und übersichtlicher Webshop. Hier zeigt »Wein & Co« seine Stärken, nicht zuletzt deshalb kürte die Falstaff-Weinredaktion »Wein & Co« zum Besten Online-Händler.

Risikofaktor Gastronomie

Wirtschaftlicher Gewinner der Pandemie ist der Lebensmitteleinzelhandel, allen voran Supermärkte mit Weinangebot, die von den Schließungen nicht betroffen waren. Mit massiven Umsatzeinbußen hatten hingegen Weinhändler zu kämpfen, die einen Großteil ihrer Weine an die Gastronomie verkaufen. Die zweimonatige Sperre der Restaurants und Bars traf sie ins Mark. Das bestätigen auch Zahlen, die die Österreichische Weinmarketing Gesellschaft jüngst veröffentlichte. Daraus geht hervor, dass während des ersten Lockdowns in der Gastronomie rund 23 Millionen Liter Wein, also etwa ein Drittel eines durchschnittlichen Halbjahres, nicht abgesetzt werden konnten.

Weinhändler Moritz Herzog von »Weinskandal« kommt bei seinen Geschäftszahlen zu ähnlichen Ergebnissen: »Nach einem starken ersten Quartal 2020 haben wir allein im April ein Drittel weniger Umsatz gemacht.« Verständlich, denn Herzog hat sich in den vergangenen Jahren mit erstklassigen Natural Wines aus Österreich und dem Ausland in der Gastronomie einen Namen machen können und beliefert unter anderem Spitzenrestaurants wie »Steirereck«, »Mraz & Sohn« und »Konstantin Filippou«. Im Frühsommer, mit der Wiedereröffnung der Gastronomie, habe er dann wie alle anderen Händler wieder aufgeatmet: Das gute Sommergeschäft rettete die Branche. Es wurde viel und auch teuer konsumiert, um die scheinbar wiedergewonne Normalität zu feiern. 

Trinken gegen die Isolation

Jetzt, im November, kam mit dem zweiten Lockdown die große Ernüchterung: Auch wenn der Handel auch dieses Mal offen bleibt, die erneute Schließung der Gastronomie ausgerechnet in den besten Geschäftswochen vor Weihnachten trifft die Branche hart. »Wein & Co«-Geschäftsführer Klinger: »Der neuerliche Lockdown ist in einem besonders kritischen Moment zu Beginn des Weihnachtsgeschäfts verhängt worden.« So fallen etwa Weihnachtsfeiern heuer wohl komplett aus. Ein herber Schlag für die Branche.

Und während sich beim ersten Lockdown viele Menschen tatsächlich zu Hause kasernierten, geht für viele jetzt trotz Schließungen von Restaurants, Bars, Kultur- und Freizeiteinrichtungen das Leben weitgehend normal weiter – zumindest war das in den ersten Wochen so. Für Genuss ist erst am Abend und daheim Zeit. 

Im Frühjahr hingegen habe es zahlreiche Kunden gegeben, die zugaben, schon am Nachmittag das erste Glas Wein konsumiert zu haben, erzählt Moritz Herzog und meint augenzwinkernd: »Anders hätten sie vermutlich Home Office samt Kinderbetreuung und Home Schooling wohl gar nicht überstanden.«

Tatsächlich stiegen die Absatzzahlen in dieser Zeit europaweit stark an. In Frankreich und Italien etwa verzeichneten laut Statistik die Weinhändler sogar Umsatzteigerungen von mehr als 50 Prozent. Inzwischen scheint es, als hätten sich die Menschen aber an den Ausnahmezustand gewöhnt – allein die wirtschaftliche Unsicherheit lässt viele Kunden dennoch auf der Bremse stehen. Viele Händler beobachten bei Privatkunden zögerliches Kaufverhalten und auch der Onlineboom vom Frühjahr blieb bislang aus. Und während der Gastronomie zumindest Zuschüsse bis zu 80 Prozent des Vorjahrs zugesagt wurden, können die Händler, die sie beliefern, wieder nur auf ein gutes Geschäft mit Privatkunden hoffen. Einige Weinhändler versuchen deshalb mit Online-Verkostungen ihre Kunden bei Laune zu halten. »Trinkreif« etwa veranstaltet regelmäßig Verkostungen und Webinare mit bekannten Winzern oder Fachleuten, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Denn egal ob real oder virtuell – gemeinsam zu genießen ist einfach schöner.


Die 25. besten Weinhändler Österreichs

Die Favoriten der Falstaff-Redaktion nach ihrem Angebots-Schwerpunkt finden sie im Falstaff Magazin 09/2020. 

PLUS: Die beliebtesten Weinhändler der Gastronomie

Erschienen in
Falstaff Nr. 09/2020

Zum Magazin

Herbert Hacker
Herbert Hacker
Autor
Mehr entdecken
Mehr zum Thema