Digitaler Eskapismus mit dem Design-Studio »Mue« aus New York
Optik schlägt Haptik, könnte man meinen, aber digitale Kunst kann mehr. Zum Beispiel uns in ferne Welten mitnehmen, die verträumter kaum sein könnten.
19.04.2022 - By Moritz Weinstock
Nicht erst seit der Idee des Metaverse arbeiten Animationsstudios, 3D-Künstlerinnen und Designbüros an bunten Zukunftsvisionen und architektonischen Entwürfen, die fernab jeglicher realen Umsetzbarkeit sind. Aber mit zunehmender Digitalisierung, VR-Brillen, der Pandemie und sogenannten Non-Fungible-Tokens (NFTs), werden es gefühlt immer mehr.
Das in New York ansässige Design Studio »Mue«, gegründet von Minjin Kang und Mijoo Kim, hat sich dieser neuen Welt verschrieben und zählt mit Kunden wie Apple Music, Adobe und Airbnb zu den versiertesten »Fernreiseunternehmen«. Mit ihren digitalen Tagträumen entführen sie die Betrachter in mystische Pastell-Welten, die stimmungsvoller kaum sein könnten.
Durch moderne Renderings verschwimmt die Grenze zwischen realer und virtueller Welt immer weiter. Aus kreativen Zeichnungen und Ideen muss heute auch nichts Physisches mehr werden, um damit Geld verdienen zu können. Utopien dürfen bleiben was sie sind, müssen nicht erst auf Papier oder Leinwände gebunden werden, um zu wirken. Kunst ist digital erlebbar, haben uns die vergangenen Jahre gelehrt – und nicht zwangsweise zum Aufhängen oder -stellen gedacht.
Gut für die Designerinnen und Designer, die mit moderner Software und technisch ausgereiften Geräten heute nicht nur mehr kreativen Spielraum haben, sondern auch einen viel größeren Markt bedienen – mit unzähligen Wettbewerben, Investoren und neugierigen Käufern. Egal ob man Sneaker entwirft, die niemals physisch produziert werden, einen Esstisch auf die Oberfläche unwirklicher Planeten setzt, oder eskapistische Ausblicke aus dem imaginierten Traumschlafzimmer liefert – die Zukunft darf so laut gedacht und auch vermarktet werden, wie wohl selten zuvor.