Der Karmelitermarkt ist einer der hippsten Märkte in Wien. Die Bioprodukte der regionalen Bauern lassen keine Wünsche offen.

Der Karmelitermarkt ist einer der hippsten Märkte in Wien. Die Bioprodukte der regionalen Bauern lassen keine Wünsche offen.
© Wien Tourismus | Paul Bauer

Grätzl-Tour: Karmeliterviertel in Wien

Das Karmeliterviertel im zweiten Bezirk boomt und gilt heute als Zentrum des kreativen, jungen Wien, auch kulinarisch. Ob Aperitivobeisl, Burgerladen oder Retro-Café: Die Lokalszene rund um den Karmelitermarkt macht von sich reden.

Sehnsucht nach Dolce Vita? Ein Sprung in das Viertel rund um den Karmelitermarkt reicht. Bei selbst gemachter Pasta, dünn aufgeschnittenem Schinken, würzigem Käse und Amaro-Cocktails könnte man meinen, in Italien gelandet zu sein. »Wir haben uns sofort in diesen Ort verliebt«, sagt die gebürtige Südtirolerin Marion Baumgartner vom kürzlich eröffneten Lokal »Madai«. Und damit ist sie längst nicht allein. Das Karmeliterviertel in der Leopoldstadt gilt als angesagtes Zentrum des hippen, kreativen Wien. Nur wenige Gehminuten vom Donaukanal, dem Augarten und der City entfernt, ist es dennoch eine ganz eigene Welt. In der »New York Times« beschrieb es Architekt Gregor Eichinger einmal so: »Der erste Bezirk war immer Oper, der zweite Walzer.«

Alt neben neu

Wer im »Madai« den Blick von seinem Aperitivoglas über den Ludwig-Hirsch-Platz streifen lässt, wird mit einem Ausblick auf zwei kunstvoll gestaltete Hauswände belohnt. Auf der einen sind die originalen Leuchtschriftzüge von alten Wiener Geschäften ausgestellt, auf der anderen hat sich der spanische Künstler Zesar Bahamonte verewigt. Alt neben neu – das macht die Stimmung im Karmeliterviertel aus. Auch wenn sich so langsam die jungen Kreativen leer stehende Gassenlokale einverleiben, bleiben Alteingesessene ebenso dem Karmelitermarkt erhalten. Neben den Arbeitern, die hier schon am Vormittag ihr erstes Bier trinken, treffen sich die jungen Leopoldstädter zu sündig süßem Kuchen im Vintage-Café »Fett+Zucker«, zu Premium-Burgern mit frisch gebackenen Brötchen in der »Weinschenke« oder kaufen bei den Bio-Marktständen »Zimmer 37« und »Kaas am Markt« ein.

New York City Feeling

Aus ganz Wien pendeln Italien-Fans zur »Pizza Mari’«, die ihre neapolitanische Pizza im Holzofen bäckt und zum Beispiel mit einer herrlich würzigen Salsiccia aus Niederösterreich oder Rosmarinkartoffeln belegt. Gleich gegenüber werden im Mini-Shop »Supermari’« italienische Delikatessen wie Kaffee und Antipasti feilgeboten. Auch hervorragender Espresso wandert über die Theke, die vier kleinen Tische vor dem Shop sind heißbegehrt. Von hier aus lässt sich wunderbar das Treiben in der Leopoldsgasse beobachten. Geprägt wird das Stadtbild von seiner jüdischen Geschichte, die bis heute lebendig ist. Bobos teilen sich mit orthodoxen Juden den öffentlichen Raum, ähnlich wie in Brooklyn-Williamsburg.

Asia-Cuisine

In der Großen Pfarrgasse hat die gastronomisch umtriebige Familie Nguyen ein Restaurant eröffnet. Sie betreiben schon länger zwei Top-Adressen für vietnamesische Küche in Wien (»Vietthao« und »Pho House«), jetzt gibt es eben auch im Karmeliterviertel ihre aromatischen Gerichte in einem sehenswerten Rahmen mit bunten Origami-Vögeln, die von der Decke schweben. Gleich um die Ecke gilt das »Okra Izakaya« schon länger als eines der besten Sushi-Lokale der Stadt. Izakaya werden Sake-Bars in Japan genannt, entsprechend reich die Auswahl an Reiswein.

Schnitzel, Kunst und Cocktails

Nebenan befindet sich der Leopoldstädter Platzhirsch »Skopik & Lohn«, vielleicht sogar so etwas wie der Begründer des kulinarischen Karmeliterviertel-Booms. Ursprünglich wollten Horst Scheuer und Constance Fehle das »Skopik & Lohn« in New York eröffnen. Als daraus nichts wurde, landeten sie eben in der Leopoldstadt. Ein Glücksfall. Das »Skopik & Lohn« ist heute stadtbekannt für seine Schnitzel und für die fulminante Deckenbemalung des Wiener Künstlers Otto Zitko.

Ein paar Meter stadteinwärts hat die »Öl Bar« eröffnet. Innen überrascht wieder viel Kunst an den Wänden und ein durchdachtes Bar-Konzept. So schick trinkt man im Viertel sonst nur in der »Hammond Bar« unter leuchtenden Seifenblasen und bei kreativen Cocktails von der mehrfach ausgezeichneten Barkeeperin Sigrid Schot. Und wo sonst sollte eine der besten Barfrauen des Landes ihre Wirkungsstätte haben, wenn nicht hier, im Karmeliterviertel?


Erschienen in
Wien Spezial 2020

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Julia Staller-Niederhammer
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