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Eine Vinothek nur für Winzerinnen

Die Vinothek »Vinodea« im achten Bezirk in Wien gibt Winzerinnen aus Österreich und der Schweiz nicht nur einen Verkaufsraum sondern auch ein Gesicht.

Die Männerdomäne Wein wird zunehmend weiblicher. Winzerinnen schaffen einzigartige Tropfen mit großem Potenzial. Leider erhalten sie noch immer viel zu wenig Aufmerksamkeit!  Zum Weltfrauentag zeigen wir Ihnen Österreichs einzige Vinothek, die ausschließlich Winzerinnen führt. Das Besondere – bei jeder Flasche steht ein Foto der Herstellerin, also Winzerin! Falstaff sprach mit der Besitzerin Madlaina Sladecek-Dosch.

Falstaff: Wie kam es zu der Idee »Vinodea«?
Madlaina Sladecek-Dosch: Das Thema Wein und Frauen hat mich vor ein paar Jahren zu faszinieren begonnen, weil ich Menschen mag, die Außergewöhnliches leisten. Ich möchte damit nicht sagen, dass es außergewöhnlich ist, dass eine Frau den Beruf des Weinmachens ausübt. Aber es ist noch nicht selbstverständlich. Im Gespräch mit Winzerinnen habe ich gehört, dass sie immer noch oft die Frage hören, ob denn sie wirklich die Weine machen, oder ob sie nicht nur ihr Gesicht hergeben. Mir war es ein Bedürfnis, die Winzerinnen vor den Vorhang zu holen und ihnen in einer gesonderten Weinhandlung eine Plattform zu geben.

Erklären sie kurz den Namen!
Ich wollte einen Namen, der Wein und Frau verbindet und der sonor ist. So kam ich auf die »Weingöttin« also »Vinodea«.

Wie wählen sie ihre Winzerinnen aus?
Anfangs noch über Recherche und Empfehlungen. Doch seit der Eröffnung meiner »Vinodea« erhalte ich zahlreiche direkte Anfragen. Ich kenne alle Winzerinnen persönlich und arbeite nicht mit Zwischenhändlern zusammen. Ich koste die Weine und wenn sie mich überzeugen und die Winzerin auch wirklich für die Weingarten- und Kellerarbeit verantwortlich ist und wir uns preislich einigen, dann wird sie aufgenommen.

Sind sie im stetigen Austausch mit ihnen?
Ja, das bin ich und ich besuche sie auch nach Möglichkeit. Das Schönste ist, wenn sie mir ihre neuesten oder die beliebtesten Verkaufsschlager persönlich liefern, denn dann ist immer Zeit zum Plaudern. 

Wie kam die Idee mit den Fotos?
Ich möchte die Winzerinnen sichtbar machen und der Kundschaft zeigen, wer hinter der vielen Arbeit steht. Man erhält ein Gesicht und dazu von mir auch die persönliche Geschichte über diese Winzerin. Die persönliche Nähe zum Produkt erscheint mir sehr wichtig. 

Wer ist ihre Zielgruppe?
Alle Menschen, die Wein lieben. Also auch explizit Männer! Es freut mich sehr, dass sich die männliche und weibliche Kundschaft die Waage hält. Gerade von jungen Männern erhalten ich sehr viel Lob. Mir liegt dabei die Niederschwelligkeit am Herzen. Ich bin jedes Mal erfreut, wenn Kunden die Weinhandlung betreten, die sich bislang kaum mit Wein auseinandergesetzt haben. Ich versuche dann, ihnen die Sorte bzw. das Weingut auf verständliche Weise zu erklären. Und wenn sie dann glücklich die Weinhandlung verlassen, macht mich das genauso happy.

Erkennen sie rein nach dem Geschmack, ob es sich um eine Winzerin oder einen Winzer handelt?
Ich persönlich vertrete nicht die Meinung, dass man dies rausschmeckt. Es gibt da andere Meinungen dazu. Ich glaube eher, dass der Zugang zum Wein ein anderer ist. Frauen verwenden natürlich auch die Technik, doch gehen sie intuitiver vor. Sie beobachten einfach mehr.

© Bjoern Wilerth

Welcher ist ihr Lieblingswein?
Generell mag ich kräftige Weißweine und Reserven. Derzeit favorisiere ich den Jahrgang 2018. Vom 2018 war Heidi Schröcks »Furmint« mein Favorit, weil er sich so vielschichtig präsentiert. Der passt sehr gut zu Gänseleber. Auch die »Federnelke Rot« von der aufstrebenden Winzerin Michaela Riedmüller ist einer meiner Favoriten. 

Wie wichtig ist es für Sie, Frauen zu unterstützen?
Mir ist es wichtig, ihnen Sichtbarkeit zu verleihen. Zu zeigen, wie viele wunderbare Winzerinnen es gibt und sie auch zu ermutigen, den Weg der Winzerin zu gehen. Es ist noch nicht selbstverständlich. Gerade wenn eine Winzerin Mutter wird, so ergeben sich weitere und ganz neue Herausforderungen. Immerhin fehlen auf dem Land auch oft die strukturellen Bedingungen, weshalb sie noch mehr auf die Unterstützung der Familie angewiesen ist. Ich untersütze sie dann eben da, wo es mir möglich ist – im Verkauf und im Vertrieb.

Marlene von Dallwitz
Marlene von Dallwitz
Redakteurin
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