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Kultformat: Winzer machen sich für Doppler-Comeback stark

Unter dem Motto #wemakethedopplergreatagain haben sich 16 Winzerinnen und Winzer zusammengetan, um den guten alten Doppelliter als Flaschenformat wiederzubeleben.

Dass es genau 16 Winzer sind, die sich der Wiederbelebung des ur-österreichischen Formats Doppler verschrieben haben, kommt nicht von ungefähr. »Es passen genau 16 Achterl Wein in einen Doppler«, erzählt Alexander Marakovits, der mit seiner Agentur Initiator des Projekts »Doppleraffäre« ist.

Von der virtuellen in die reale Welt

Ihren Ausgang nahm die Wiederbelebnungsinitiative der Austro-Magnum, wie das Zwei-Liter-Format auch genannt wird, in den Sozialen Netzwerken. Als Hobby habe Marakovits einen Account erstellt, auf dem er das Doppler-Revival immer wieder zum Thema machte, erzählt er. Während seine #wemakethedopplergreatagain-Postings ein enormes Feedback aus der Community auslösten, kam ihm außerdem zu Ohren, dass der Doppler von Spitzenwinzer Reinhold Krutzler in einer Berliner Szenebar als Hauswein reißenden Absatz findet. »Es war an der Zeit, das Thema Doppler aus der ›Blase‹ in die Realität zu holen«, schildert Marakovits die Geburtsstunde der »Doppleraffäre«.

Fragwürdiges Image

Der Doppler galt stets als Synonym für qualitativ eher fragwürdigen Landwein, der bevorzugt bei »Tranklern« Absatz fand. Im Zuge der Qualitätsoffensive des österreichischen Weins in den 1980er-Jahren verschwand er als Flaschenformat nahezu gänzlich von der Bildfläche. Was blieb waren die – zugegeben wohl etwas verklärten – Erinnerungen, die auch Alexander Marakovits ins Treffen führt. Ob beim Besuch der Großeltern, beim Dorffest oder beim ersten Rausch – der Doppler war steter Begleiter. Diese positiven Emotionen holt die »Doppleraffäre« in die Gegenwart, einziger Unterschied: Statt Schankwein kommt jetzt Qualitätswein in die kultige Flasche.

Doppler in allen Facetten

Das Doppler-Sortiment ist dabei so vielfältig, wie die Winzer selbst, die sich der »Doppleraffäre« angeschlossen haben. Vom Spitzenbetrieb bis hin zum kleinen Quereinsteiger reicht das Spektrum und auch Fans von Natural Wines kommen im Großformat auf ihre Kosten.

Die 16 Winzer und Winzerinnen der »Doppleraffäre«

  • Michi Lorenz Sausal
  • Weingut Krutzler
  • Weingut Schützenhof
  • Weingut Grosz
  • Herrenhof Lamprecht
  • Heidi Schröck & Söhne
  • Weinbau Lorenz
  • Winzerin Birgit Wiederstein
  • Winzerhaus Nittnaus
  • Rainer Wein
  • Weingut Schweighofer Schwoga
  • Lesehof Stagard
  • Heurigen Musser
  • Weingut Thüringer
  • Bio-Weingut Linhart
  • Kellerkünstler
Der Nitsch Doppler
Foto beigestellt

»Zwillingsbruder« und »Zwara Vasn«

Nicht nur die Winzer der »Doppleraffäre« haben das Potenzial des ur-österreichischen Flaschenformats für sich entdeckt. Bereits seit geraumer Zeit engagieren sich vereinzelt Betriebe – auch im Rahmen von Kooperationen – für den Doppler.

Allen voran der für sein Orgien Mysterien Theater bekannte, zeitgenössische Künstler Hermann Nitsch. Gemeinsam mit dem Winzer Michael Martin füllt er den Gemischten Satz aus dem zu seinem Wohn- und Wirkungsort Schloss Prinzendorf im nordöstlichen Weinviertel gehörenden Weingarten in die »Magnum Austriae«. Die mit Künstler-Etiketten versehene Doppler-Flasche ist mittlerweile legendär und ein begehrtes Sammlerobjekt.

Ein anderes Doppler-Projekt haben Lucas Steindorfer und Hubert Peter vom Wiener »BRUDER Küche & Bar« initiiert. Sie produzieren ihren Hauswein mit dem Golser Demeterwinzer Georg Schmelzer und verkaufen ihn dem Format entsprechend unte dem Namen »Zwillingsbruder« sowohl im Restaurant als auch im angeschlossenen Shop.

Und dann wäre da noch Birgit Braunstein, ebenfalls Demeter-zertifizierte Spitzenwinzern aus Purbach. Ihr Wein kommt nicht nur bei Thomas Raabs Kult-Romanfigur Willibald Adrian Metzger an, der am liebsten einen Oxhoft im Glas hat, sondern auch beim Musiker und Sänger Voodoo Jürgens. Mit ihm gemeinsam hat Braunstein eine Doppler-Edition in Weiß (Grüner Veltliner) und Rot (Blaufränkisch) herausgebracht, die – in Anspielung auf den Albumtitel »Ansa Woa« – auf den klingenden Namen »Zwara Vasn« hört.

Prominente Doppler-Fans

Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur scheinen wohl eine gewisse Nähe zum Doppler zu haben. So hat auch die »Doppleraffäre« schnell prominente Unterstützer gefunden. Die Musiker Nino aus Wien und Lisa Schmid haben sich als bekennende Dopplerfans geoutet und sich als Testimonials zur Verfügung gestellt.

Logistische Herausforderungen

Als die ersten »Doppleraffäre«-Weine promotet wurden, war die Nachfrage schnell groß. »Mit dem hat so niemand gerechnet«, freut sich Marakovits über den Erfolg. Manche Winzer hatten ihre Doppler bereits ausverkauft, bevor sie überhaupt gefüllt waren. Der Doppler bringt zudem einige logistische Herausforderungen mit sich, die es zu meistern galt. Da das Format lange nicht oder kaum gekauft wurde, gab es kaum Flaschen. So mussten zunächst Altbestände zusammengesammelt und gereinigt werden. Mittlerweile hat sich die Firma Müller Glas dazu bereit erklärt, die Dopplerflasche wieder zu produzieren. Auch eigene Etiketten für den gemeinsamen Markenauftritt, ein spezielles Wickelpapier und extra angefertigte Kartons für das sichere Verschicken mussten her.

Doppler-Partys

Versendet werden die Großformate der »Doppleraffäre« mittlerweile nicht nur an private Fans der Austro-Magnum. Einige Hotels und Bars seien bereits an Kooperationen interessiert bzw. haben den Doppler wieder im Programm, etwa die Golden Hill Country Chalets & Suites in der Südsteiermark. Seit kurzem ist die »Doppleraffäre« auch bei Transgourmet gelistet und auch die auf Weine von Winzerinnen spezialisierte Wiener Vinothek vinodea hat den Doppler von Birgit Wiederstein ins Programm genommen. Wer die »Doppleraffäre« in Aktion erleben möchte, hat demnächst in Wien Gelegenheit dazu: Gemeinsam mit Marco Simonis soll noch im Juli in dessen neu eröffneten »Yohan« im Kursalon Wien am Stadtpark die erste Doppler-Party steigen. Und auch im »Hotel Steinerwirt« in Lofer wird der Doppler demnächst mit einem eigenen Event gefeiert. 

Marion Topitschnig
Autor
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