Erholung pur: speisen und nächtigen mit Blick auf die hauseigenen Reben im Weingut Neustifter in Poysdorf im nördlichen NÖ.

Erholung pur: speisen und nächtigen mit Blick auf die hauseigenen Reben im Weingut Neustifter in Poysdorf im nördlichen NÖ.
© Robert Herbst

Tipps für ein Herbst-Genussweekend im Weinviertel

Das Weinviertel sowie der daran anschließende Wagram sind eine Wunderkammer voller kulinarischer Überraschungen für Genießer, die das Unverfälschte lieben.

Es ist möglicherweise das beschaulichste Viertel in Niederösterreich, pfeffrig-pikant ist aber in jedem Fall der hier alles dominierende Wein. Das Erfolgsrezept heißt Grüner Veltliner, am besten in den gebietstypischen Ausprägungen Weinviertel DAC und Weinviertel DAC Reserve. 14.000 Winzer produzieren in der Region nördlich von Wien ein Drittel des österreichischen Weins, deshalb ist es kein Wunder, wenn man dem Rebensaft an jeder Ecke seine Aufwartung machen kann.

Das Weinviertel lässt sich erradeln, erwandern und auf mancherlei andere Weise erfahren – Heurige, Winzerfeste und Kellergassen sind dabei nie weit entfernt. Neben dem Wein hält die Landschaft weitere regionaltypische Köstlichkeiten parat: Laaer Zwiebel, Retzer Kürbisse, Marchfelder Gemüse und Weinviertler Erdäpfel.

Im Reich der Kellergassen

Die pittoresken Kellergassen sind untrennbar mit dem Weinviertel verbunden, und nicht nur der Gendarmerie-Inspektor Simon Polt aus Alfred Komareks Krimis ist ein Freund dieser stillen Oasen der Lebensfreude. Mit den Polt-Krimis spürt der Autor dem Lebensraum Weinviertel nach, dessen Mittelpunkt eben die Kellergassen zu sein scheinen.

Am Polt-Radwanderweg kann man dementsprechend auf den Spuren des kauzigen Inspektors durch die Weinlandschaft strampeln und dabei kulinarische Entdeckungen machen. Oder man taucht bei Kellerführungen in eine Weinwelt der besonderen Art ein: in die Kellergasse Zipf in Mailberg etwa, die einzige denkmalgeschützte Kellergasse Niederösterreichs, in die wunderschöne in Hadres, die romantische in Falkenstein oder die beeindruckende in Retz, die fast schon eine unterirdische Stadt ist, größer als ihr Pendant an der Oberfläche.

Auch der Radyweg in Poysdorf hat einen Superlativ im Angebot: Er ist die längste Kellergasse des Landes. Bei den Kellerführungen erzählen Guides Amüsantes und Wissenswertes über Geschichte, Architektur und Wein. Kunst und Wein verbinden sich auch im Herbst bei der »Kultur beim Winzer«: Acht Weinregionen in ganz NÖ bieten ein tolles Programm.

Die Landschaft ist so vielfältig wie das kulturelle Angebot. Das Nitsch Museum in Mistelbach etwa ist mit seinem Fokus auf das Schaffen von Hermann Nitsch eines der größten monografischen Museen Österreichs und versteht sich entsprechend dem Credo des Künstlers – ganz zur Region passend – als Ort der Kontemplation und Sinnlichkeit. Geschichtsträchtig hingegen sind das Schloss Mühlbach mit Barockgarten und englischem Landschaftspark sowie die mittelalterliche Stadt Eggenburg.

Der perfekte Begleiter

Der hier beheimatete Grüne Veltliner ist ein idealer Wein zur österreichischen Küche, er brilliert aber auch als Begleiter von mediterranen Gerichten und passt als Reserve perfekt zu asiatischen Speisen. Die Wirtshauslandschaft im Weinviertel und am Wagram ist ebenso vielfältig, wenn auch vielleicht nicht ganz so bekannt wie andere Genussgegenden im Land. Ein Name leuchtet dabei besonders über der Region: Toni Mörwald. Sein »Relais & Châteaux Restaurant Zur Traube« in Feuersbrunn und das »Romantik Restaurant Schloss Grafenegg« stehen für Innovation, Handwerk und Regionalität. Als kulinarischer Solitär glänzt am Wagram zudem seit über 30 Jahren das Gut Oberstockstall der Familie Salomon.

»Brüder, kommt, wir trinken Sterne«, heißt es im ehemaligen Klosterkeller der Familie Riegelhofer in Poysdorf, der heute die Schlumberger Sektwelt beherbergt. Ein interessanter Überblick von historischen Entwicklungen und Methoden der Sektproduktion bis zum Bestaunen des größten Sektglases der Welt erwartet die Besucher. In Mailberg am östlichen Rand des Weinviertels hat sich das Weindomizil Hagn als Top-Adresse etabliert, die sich kulinarisch auch aus der Inspiration vom benachbarten Waldviertel speist.

Der Wirt vom »Gasthaus zur Alten ­Schule«, Manfred Buchinger, kocht im Süden des Weinviertels mit Respekt vor Traditionen und großer Kreativität, und in »Josefs Himmelreich« im Westen der Region hat Josef Kellner seine Kochbühne. Jedenfalls ist die Kulinarik der Gegend immer genauso entspannt, wie es der Landschaft entspricht. Schön ist das!


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Erschienen in
Falstaff Nr. 06/2020

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