Traumhafte Strände und eine pulsierende Metropole: Die Insel Penang vor der Westküste Malaysias.

Traumhafte Strände und eine pulsierende Metropole: Die Insel Penang vor der Westküste Malaysias.
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Penang – Malaysias Perle des Orients

Die Insel Penang gilt schon lang als touristischer Hotspot Asiens. Es ist ein Ort der kulturellen Vielfalt – und die Einwohner frönen ihrer Esskultur mit großer Leidenschaft.

Penang wird als Perle des Orients bezeichnet. Dazu mag jeder seine eigene Vorstellung haben, aber einmalig ist es auf jeden Fall«, erklärt Reiseleiter Yeap Peng Hoe. Er, der bereits die ganze Welt bereist hat, schätzt an seiner Heimat vor allem die Atmosphäre und kulturelle Vielfalt. »Wer die Jalan Masjid Kapitan Keling im alten George Town entlanggeht, kommt auf einer Länge von 800 Metern an vier Andachtsstätten vorbei: Neben der anglikanischen St. George’s Church befinden sich hier auch der buddhistische Tempel der Göttin der Barmherzigkeit Kuan Yin, die Kapitan-Keling-Moschee und – in einer Nebengasse – der hinduistische Sri-Maha­mariamman-Tempel.« Yeap liebt die alten kolonialen Luxusvillen, von denen es hier zahlreiche gibt. Er kennt sie alle und schimpft, wenn eines der Häuser dem Verfall preisgegeben wird. »Das ist das kulturelle Erbe Penangs«, meint er stolz.

George Town: Ein UNESCO-Weltkulturerbe

Die Bezeichnung Penang ist etwas irreführend, denn sie steht zum einen für die ganze Insel mit der Hauptstadt George Town, die im Volksmund auch als Pe­nang bezeichnet wird, und zum anderen für den ganzen Bundesstaat, zu dem auch ein Streifen auf dem Festland der Malaiischen Halbinsel gehört.

Die Geschichte Penangs mit den verschiedenen Kulturen und Traditionen wird deutlich, wenn man durch die engen Straßen der pulsierenden George Town spaziert. »Die Ernennung dieses einzigartigen Konglomerats zum UNESCO-Weltkulturerbe hat viel Positives gebracht, denn viele heruntergekommene alte Gebäude wurden restauriert und in kleine Boutique-Hotels oder zu netten Cafés umgebaut«, erzählt Yeap. »Die alten chinesischen Ladengeschäfte waren so aufgebaut, dass im Parterre das Geschäftslokal und im Obergeschoß die Wohnstätte der Familie untergebracht waren. Reiche Händler besaßen dazu noch offene Innenhöfe, die für eine gute Belüftung sorgten – eine Art natürliche Aircondition.«

Auf der Straßenseite gibt es breite überdachte Gänge, die die Passanten vor Hitze und Regen schützen. Das Flanieren durch die Stadt wird so auch heute noch zum Vergnügen. Daneben bieten sich Touren mit der Fahrradrikscha an – auf diese Weise kommt man an den interessantesten Häusern vorbei.

Die Vielfalt Penangs spiegelt sich auch in der hervorragenden Küche wider. Dabei spielen die kulturellen Gepflogenheiten der einzelnen Religionen eine große Rolle: Die Staatsreligion ist der Islam, und daher sind viele der malaysischen Lokale »halal« und servieren kein Schweinefleisch. Hindus essen kein Rindfleisch, und einige Buddhisten sind überhaupt Vegetarier.

Viele der chinesischen Malaysier essen allerdings alles, was vier Beine hat, fliegt oder schwimmt. Malaysierinnen, die für die ersten, überwiegend männlichen chinesischen Einwanderer kochten, haben die älteste Fusionsküche der Welt, die Nyonya-Küche, entwickelt. Chinesisch ist die Zubereitung im Wok, malaysisch scharf sind die Gewürze, und man isst nicht mit Stäbchen, sondern mit Gabel und Löffel. Selbst mit ähnlichen Zutaten schmecken die Gerichte indischer, malaysischer, chinesischer und europäischer Köche völlig unterschiedlich.

Eine Nyonya-Expertin ist die Kochlehrerin und Kochbuch-Autorin Pearly Kee. »Die Einwanderer, die hier damals ankamen, hatten kaum Geld, um sich etwas zu leisten. So entstanden die kleinen fahrbaren Küchenwägen, die mit einem kleinen Kohlekocher ausgestattet waren. Vom Wagen aus wurden auf der Straße die Produkte angeboten«, erzählt sie. 

Es waren einfache Speisen, jeder Händler bot meist nur eine einzige an. Zu den billigsten, aber zugleich auch beliebtesten, zählen die gebratenen breiten Reisbandnudeln Char Kuey Teow, die mit viel Knoblauch, Schweineschmalz, süßer dicker Sojasauce mit einem Hauch von Karamellgeschmack sowie frischen Muscheln zubereitet werden. Ein weiteres sehr beliebtes Gericht ist Hokkien Mee – gelbe Eiernudeln –, ebenfalls mit Schweineschmalz und Knoblauch gewürzt, aber zusätzlich mit reichlich Fleischbrühe und einem Schuss Austernsauce aufgegossen und mit frischen Garnelen, Tintenfisch, eingerührten Eiern und grünem Gemüse gebraten. 

Auf der ganzen Malaiischen Halbinsel entstanden diese einfachen Spezialitäten – ein Amalgam, das die Handschrift der einzelnen Herkunftsländer der Einwanderer trug und immerzu verändert wurde. Kee: »Genaue Maßangaben über die Zutaten gibt es nicht. Vielleicht schmecken diese Gerichte daher in Singapur so anders als hier, obwohl sie denselben Namen tragen.« Das trifft auch auf andere »Signature Dishes« von Penang zu. Auf Rendang Daging etwa, die malaysische Antwort auf Rindsgulasch: ein Eintopf aus einer dicken würzigen Sauce, die aus verschiedenen, im Mörser zerstampften Kräutern besteht und mit Kokosmilch angerührt wird, bis das Fleisch diesen Sud aufgesogen hat. 

Bak Kut Teh (wörtlich übersetzt »Fleisch-Knochen-Tee«) ist ein Eintopf aus Schweinerippen mit Kräutern und Gewürzen wie Knoblauch und Sternanis, der lange gedünstet wird – ein typisches Gericht chinesischen Ursprungs. Rojak, ein kalter Salat aus Ananas, Gurken und Yambohnen, angemacht mit einer scharf-sauren Sauce aus Chilis, Tamarinde, Palmzucker und Shrimppaste, gehört ebenso wie Assam Laksa, eine süßsaure Fischsuppe mit Reisnudeln und Kokoscreme, zu den Top Ten der Küche Penangs.

Reichhaltige Fülle an jeder Straßenecke

An fast jeder Straßenecke Penangs gibt es Garküchen, in denen irgendetwas gebraten und gebacken wird oder frische Suppen  zubereitet werden. Die Menge der verschie­denen Gerichte würde Bände füllen. Wer sich auf einem der Märkte umsieht, kann anhand der angebotenen Obst-, Gemüse-, Fleisch-, Fisch- und Meeresfrüchtesorten erahnen, wie reichhaltig diese Küche ist.

Man kommt kaum darum herum, ständig irgendetwas Neues zu kosten. »Wir lieben es einfach, dauernd zu essen«, rechtfertigt sich Reiseleiter Yeap und nascht von den süßen Nyonya Kueh Lapis (bunte Reis-Sagomehl-Desserts mit Kokosmilch), die verführerisch aussehen. »Man braucht schon viel Zeit, um all die Geschmacksrichtungen hier kennenzulernen«, meint er lächelnd.

Wer genügend Zeit hat, der sollte sich auch die vielen architektonisch interessanten Häuser in George Town ansehen. Eines davon ist das chinesische Clan-Haus Khoo Kongsi am Cannon Square. Die üppigen Verzierungen am Dachfirst, wo sich blaue Drachen zwischen Blumen und anderen Figuren tummeln, sind faszinierend und machen vor allem eines klar: Der Clan, der wie die meisten Chinesen hier aus den südlichen Provinzen des Reichs der Mitte kam, war sehr wohlhabend und mächtig. Allein der verbaute Zierrat wiegt an die 25 Tonnen – und dabei handelt es sich gar nicht um das ursprünglich errichtete Clan-Haus. Denn kurz nach der Fertigstellung im Jahr 1894 kam es zu einem mysteriösen Feuer, das alles zerstörte. »Man erzählte sich, dass dieses Gebäude zu üppig für den Schutzpatron ausgefallen war und die Extravaganz die Götter beleidigt hätte.« Das heutige Clan-Haus, das 1906 fertig­gestellt wurde, fiel etwas weniger prunkvoll aus, was man allerdings kaum feststellen kann. Alleine die große Relief-Tafel an der Vorderseite macht deutlich, welche Meister hier am Werk waren.

Gelebter Buddhismus ist dominant

Unübersehbar dominant im Straßenbild von George Town ist das chinesische Erbe – und mit ihm auch die vielen buddhistischen Gebetshäuser. Der älteste Tempel ist der zuvor erwähnte Tempel der Göttin der Barmherzigkeit (Kuan Ying) in der Jalan Masjid Kapitan Keling. Hier kann man Pilgern beim Beten und Anzünden von Räucherstäbchen zusehen.

Beliebt ist auch die Orakelbefragung mit den 100 Stäbchen, die aus Köchern geschüttelt werden. Mögen die modernen Moscheen des muslimisch geprägten Staates Malaysia vielleicht größer und imposanter sein, die exotischen Tempel mit den dampfenden Räucherstäbchen ziehen Touristen jedenfalls magisch an.

Das trifft ebenso auf den Kek-Lok-Si-Tempel mit seiner 30 Meter hohen Ban-Hood-Pagode zu, die die Baustile Chinas, Thailands und Burmas abbildet, wie auf den großen thailändischen Wat-Chayamangkalaram-Tempel in der Lorong Burma mit der 33 Meter langen liegenden Buddha-Statue. Das Grundstück überließ Queen Victoria einst der Thai-Gemeinde auf Penang, die hier diesen Tempel errichtete. Eine Galerie stehender Buddha-Statuen umringt die liegende. Urnen Verstorbener sind in den Wänden des Tempels ein­gelassen.

Eine Glücksmaschine setzt sich für ein paar Münzen in Bewegung und stoppt auf einem Zahlenfeld, dessen zugehörige Weissagung auf einem Zettelchen in einem Kästchen entnommen werden kann. Gleich vis-à-vis bewachen zwei mächtige weiße Steinelefanten den burmesischen Buddha-Tempel. 

Britisches Erbe gut erhalten

Entdeckt wurde Penang übrigens von Captain Francis Light von der britischen Ostindienkompanie, der 1771 die Segel setzte, um in Sumatra oder auf der Malaiischen Halbinsel nach einem geeigneten Handelsposten zu suchen. Er fand Penang, und in zähen Verhandlungen – mit anschließender Waffengewalt – gelang es den Briten, das Gebiet zu erobern, in dem zu diesem Zeitpunkt nur etwa 1000 Menschen lebten. Doch die Kolonie wuchs schnell. Penang war lange vor Singapur die Hauptstadt der britischen Straits Settlements.

Eine Hochblüte erlebte Penang in den 1850er-Jahren, als auf dem Festland reiche Zinnvorkommen entdeckt wurden, eine weitere Hochphase folgte mit der zunehmenden Bedeutung von Naturkautschuk Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Bevölkerung war inzwischen rasant angewachsen. Viele der großartigen Gebäude, die heute noch gut erhalten sind, stammen aus dieser Zeit, darunter auch das altehrwürdige »Eastern & Oriental Hotel«, das immer noch das erste Haus am Platz ist – eine zum Hotel gewordene Legende.

Tipps

Anreise
Der Fünf-Sterne-Airliner Qatar Airways fliegt von Wien über Doha nach Kuala Lumpur und bietet damit die beste und auch günstigste Verbindung nach Malaysia. Top-Service bietet die Fluglinie in beiden Klassen; Spitzenklasse ist die Business Class, die von Skytrax als weltbeste Business Class ausgezeichnet wurde. Die Weiterreise von Kuala Lumpur nach Penang erfolgt mit One-World-Partner Malaysian Airlines – die Flugzeit beträgt fünfzig Minuten. Eine gemeinsame Buchung mit Qatar Airways ist möglich.
www.qatarairways.com

Reisetipp
Malaysia ist ein sehr einfach zu bereisendes Land, das viele Sehenswürdigkeiten zu bieten hat. Lohnenswert ist eine Rundreise, wie sie der Reiseveranstalter FTI anbietet: Hier gibt es verschiedene Verlängerungsmöglichkeiten in Kuala Lumpur, Penang oder auf der Badeinsel Langkawi. Ein Aufenthalt in Kuala Lumpur lohnt sich: tolle Shopping-Möglichkeiten, die Nebenkosten sind sehr niedrig.
www.fti.at

Stopover
Wer mit Qatar Airways fliegt, kann auch einen Zwischenstopp in Doha einlegen: Die Wüstenmetropole präsentiert sich als erstklassiges Einkaufsdorado. Bemerkenswertes Museum of Islamic Arts vom Architekten I. M. Pei. Hotelempfehlung: Das »Hilton Doha« bietet vor allem mit seinen Zimmer in den höheren Stockwerken einen tollen Panoramablick. 
www.placeshilton.com
www.qatartourism.gov

Aus Falstaff Magazin Nr. 08/2015

Wolfgang Weitlaner
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