Lyons Altstadt ist seit 1998 UNESCO-Weltkulturerbe.

Lyons Altstadt ist seit 1998 UNESCO-Weltkulturerbe.
© Shutterstock

Long Weekend: Lyon – Im Bauch Frankreichs

Es sind die Kochkunst und die Esskultur, die diese Gourmetmetropole berühmt gemacht haben. Willkommen in einer Stadt, in der die lebende Kochlegende Paul Bocuse Lieblingsbürger ist.

Freitag

Am Freitag erkunden wir die romantische Altstadt Lyons. Feine Baisers und Fast Food auf Sterneniveau verwöhnen kulinarisch.

Am Morgen verlassen wir das Hotel »Villa Florentine« in der mittelalterlichen Altstadt, wo man in engen Gassen auf Kopfsteinpflaster, zwischen Boutiquen, Boulangeries und Lokalen die Geschichte der Stadt fühlt. Wir sind am Fuße des Stadtbergs Fourvière, auf dem sich das Wahrzeichen Lyons, die Kathedrale de Notre-Dame, sowie weitläufige Römerausgrabungen befinden.

Nach dem Ausflug auf den Berg haben wir uns ein Mittagessen verdient und sind im berühmten »La Mère Brazier« gelandet. Die Gründerin, Eugénie Brazier, erhielt 1933 als erste Köchin drei Michelin-Sterne – und krönte damit Lyon zur französischen Gourmet-Hauptstadt. Heute wird im klassischen Ambiente auch ein Take-away-Service angeboten, ohne dabei Qualität einzubüßen. Das ist Frankreich – wenn schon Fast Food, dann ­bitte mit drei Sternen. Nach einem hervor­ragenden Mittagessen gehen wir an der Oper vorbei, zurück in die weitläufige Fußgängerzone, dem Zentrum der Stadt.

Beim Spazieren durch die Gassen fallen zwei Dinge auf: Es gibt unglaublich viele Schuhgeschäfte – und noch mehr Fleisch­hauereien und Delikatessenläden. Naschkatzen aufgepasst! In der Rue Grenette befindet sich das »Aux Merveilleux de Fred«, wo in den Auslagen, vor den Augen der Passanten, Baisers und Torten kunstvoll zubereitet werden. An jeder Ecke findet man hier großartige Lokale, in den Gassen reiht sich ein Restaurant an das andere. In einer dieser kleinen Straßen entdecken wir das »L’Episens«. Es ist ein einfach gehaltenes, aber empfehlenswertes Restaurant, das lokale Küche mit regionalen Produkten serviert.

Samstag

Am Samstag besuchen wir den Stadtmarkt an der Saône und einen der fünf Gourmet-Tempel von Paul Bocuse in Lyon.

In der Früh geht’s zum Markt am Quai Saint-Antoine entlang der Saône, der jedes Wochenende fantastische lokale und internationale Delikatessen anbietet. Wir beginnen mit Austern und Champagner und sammeln Kraft, den weiteren Angeboten der Fressmeile zu widerstehen. Viel Glück!

In Gehweite befindet sich der Place des Terreaux. Mit Rathaus, Oper und dem Musée des Beaux-Arts ist hier das kulturelle Zentrum der Stadt. In einer kleinen Gasse dahinter finden wir die Brasserie »Léon de Lyon«, eines der bekanntesten und traditionsreichsten Restaurants Lyons. Trotz des großen Andrangs ist die Atmosphäre über­raschend gemütlich.

Wir bekommen traditionelle Lyoneser Küche von frischer, hervor­ragender Qualität. Mit fünf teilweise sehr unterschiedlichen Restaurants drückt Paul Bocuse Lyon seinen Stempel auf. Um einen Eindruck vom großen Meister zu bekommen, entschließen wir uns, am Abend seine Kochschmiede, das »L’Institute Paul Bocuse Restaurant«, zu besuchen.

Es liegt am größten Platz der Stadt, dem Place Bellecour. Schräg vis-à-vis davon ist ein zweites der Bocuse-Restaurants – das »La Sud«. Im »Institute« werden wir hervorragend bedient, und die Kocheleven zaubern ein ambitioniertes Menü, zu dem wir lokale Weine kredenzt bekommen.

Apropos Bocuse, wer Zeit hat, muss auch in die »Les Halles de Lyon – Paul Bocuse« pilgern. In drei Hallen auf 17.000 Quadratmetern wird alles geboten, was feines Essen ausmacht. Den Abend beschließen wir aber bei einer anderen Berühmtheit der Stadt: in der Opéra de Lyon, beim Ballett.

Sonntag

Sightseeing mit Museumsbesuch am Sonntag. Anschließend lassen wir das Wochen­ende in einer Weinboutique und in einem der besten Restaurants der Stadt ausklingen.

Viele der großen Köche Lyons haben sich außerhalb der Stadt, meist in schönen alten Châteaux niedergelassen. Wir verzichten aber auf die Ausflüge zugunsten der vielen weiteren Angebote der Stadt. Kurzentschlossen buchen wir eine Rundfahrt mit dem »Hop-on-hop-off«-Bus. Vom offenen Deck sehen wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sowie die typischen »Trompe-l’Œil« – riesige Gemälde an den Fassaden mit Szenen aus dem alltäglichen Leben. Alternativ zur Busfahrt gibt es eine Bootsfahrt auf der Saône und der Rhône.

An der Confluence fließen die beiden Ströme zusammen. Genau dort befindet sich unser nächstes Ziel, das vom österreichischen Architekturbüro Coop Himmelb(l)au gebaute neue Wahrzeichen der Stadt, das Musée des Confluences. In einer Wolke aus Glas und Stahl befindet sich neben den Ausstellungen auch das ausgezeichnete Restaurant »La Brasserie des Confluences«, in dem wir bei atemberaubender Aussicht den Mittag verbringen.

Anschließend geht es zurück in die Altstadt. Dort verweilen wir in einer der vielen Weinboutiquen, dem »Antic Wine«, wo uns der Besitzer spontan zu einer Verkostung einlädt. Reicher an Wissen und Erfahrungen über Wein beschließen wir die Rückkehr ins Hotel – unser letztes Ziel, das »Cour des Loges«.

Es ist nicht nur ein außergewöhnliches Hotel, sondern beherbergt auch einen der Schätze der Stadt, das Restaurant »Les Loges – Anthony Bonnet«. Im größten mittelalterlichen Innenhof der Stadt genießen wir noch einmal die von einem großen Chef zelebrierte lokale Kochkunst.

Kulinarische Kreationen aus Lyon

Reisetipps

Lyon hat sich zur vibrierenden Regionalmetropole ­entwickelt. Über die aktuellen Events erkundigt man sich am besten auf www.de.lyon-france.com.

Wer kann, der sollte im Dezember zur Fête des Lumières kommen. Für ein Wochenende verwandelt sich die ganze Stadt in eine einzigartige Lichtspielorgie: www.fetedeslumieres.lyon.fr.

Aus Falstaff Magazin Nr. 07/2016

Mark Dickie
Mehr entdecken
Mehr zum Thema