Der größte Lagerkomplex der Welt auf Eichenpfählen: die Hamburger Speicherstadt.

Der größte Lagerkomplex der Welt auf Eichenpfählen: die Hamburger Speicherstadt.
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Long Weekend: Hamburg – Jenseits der Reeperbahn

Drei Tage in der Hansestadt Hamburg: Was Sie an einem langen Wochenende auf jeden Fall sehen müssen.

Freitag

Willkommen in der Hansestadt: ein Sterne-Lunch nach der Ankunft und anschließend mit dem Schiff über die Elbe schippern – der gelungene Auftakt des Genusswochenendes.

Vorweg: Packen Sie einen Regenschirm ein, denn wenn Sie Pech haben, dann landen Sie im Hamburger Schmuddelwetter – der Begriff geht auf das niederdeutsche Wort »smuddeln« (= unreinlich) zurück –, und das kann zu jeder Jahreszeit auftreten. Dann hängt die Wolkendecke tief über der Stadt, es nieselt, und die Straßen sind voller Schmutz.

Bei Sonnenschein hingegen präsentiert sich die Hansestadt von einer ganz entzückenden Seite. Gleich nach der Ankunft lässt es sich in Anna Sgrois Restaurant wunderbar lunchen. Die Sterneköchin aus Sizilien steht für eine klare italienische Küche ohne Schnickschnack, besonders ihre Fischgerichte sind für viele eine Offenbarung. Weiter geht es an die Elbe, hier werden unzählige Schiffstouren angeboten – Tickets kann man online auf der Homepage der Stadt Hamburg kaufen. Idealerweise gehen Sie in der Nähe des Zwei-Sterne-Restaurants »Seven Seas« wieder an Land, kehren dort ein und genießen den Blick auf die Elbe von der traumhaften Terrasse aus – mit einem guten Drink und einem Häppchen, etwa einer Schaumkugel. Das macht Lust auf mehr.

Also zurück ins Hotel (Adressen nachstehend) und sich fürs Dinner frisch machen. Dafür geht es in ein weiteres kulinarisches Highlight der Hansestadt: ins »Haerlin«. Hier leuchten neben zwei Michelin-Sternen auch die 20.000 schwarzen Kristalle des Lusters in der Raummitte. Und was Küchenchef Christoph Rüffer auf die Teller bringt, ist fast zu schön zum Essen. Bei den verspielten Kreationen wie Gänseleber mit Früchte-Konfetti setzt er wenige Zutaten gekonnt in Szene. Schließlich noch auf einen (oder mehrere) Drinks in die »Le Lion Bar«. Brokat an den Wänden, Strohhalme aus echtem Stroh und geniale Cocktails – hier könnte man jeden Abend ausklingen lassen.

Samstag

Erobern Sie die Shoppingwelt Hamburgs! Zwischendurch verschnaufen Sie in Gourmettempeln und entspannen auf dem Gelände des größten Hafens Deutschlands.

Ein Stück Frankreich mitten in Hamburg: Starten Sie mit einem Frühstück im »Café Paris« in den Tag! Die ehemalige Schlachterei aus dem Jahr 1882 wurde in ein französisches Café im Stil um 1900 verwandelt, die Jugendstildecke ist erhalten geblieben. Viele Zutaten lassen sich die Betreiber aus Frankreich liefern, so schmeckt selbst Baguette so orginalgetreu wie nirgendwo sonst.

Gestärkt geht es zur Shoppingtour im Alsterhaus am Jungfernstieg. Auf 24.000 Quadratmetern reihen sich dort die Shops exquisiter Mode-Marken aneinander, es gibt auch einen Beauty-Bereich sowie einige Bars und Res­taurants zum Verschnaufen. Tipp für alle, die wenig Zeit haben: Buchen Sie den VIP-Service! Dabei wird, nach einem Erstgespräch am Telefon, von den Personal Shoppern bereits eine Auswahl für Sie zusammengestellt.

So viel Action macht müde, also gönnen Sie sich einen typisch österreichischen Lunch im »Tschebull« – mit Gerichten wie Tafelspitz, Wiener Schnitzel oder gebratener Blutwurst. Anschließend noch auf einen Verdauungsspaziergang durch die belebte Mönkebergstraße, und dann geht es auch schon zum Hafen und der angrenzenden Speicherstadt. Der auf Eichenpfählen gebaute größte Lagerhauskomplex der Welt erinnert ein wenig an die Lagunenstadt Venedig, wenn auch die romantischen Gondeln und kleinen Cafés fehlen. Direkt am Hafen (es ist der größte Deutschlands) taucht man im »CARLS« schließlich in die typisch hanseatische Küche ein. Von Büsumer Krabben über geräucherten Aal bis hin zum Bismarckhering – ideal für Fischfans! Nach einem Abstecher zur berühmten Reeperbahn, genießt man den Schlummertrunk in der Bar des Hotels Empire Riverside im 20. Stock – mit Top-Aussicht!

Sonntag

Die Abreise naht. Zuvor werfen wir uns aber noch ins Getümmel auf dem Fischmarkt, flanieren durch die Walentowski Galerien und genießen erneut kulinarische Spitzenklasse.

Viele Bewohner Hamburgs sagen, die Marktschreier des Fischmarkts seien noch an der nahe gelegenen Reeperbahn zu hören. Und tatsächlich: Es geht hoch her auf dem Gelände, 70.000 Besucher kommen jeden Sonntag und tummeln sich zwischen den Ständen am Hafen. Oder sie tanzen in der Markthalle, dort gibt es auch frühmorgens schon Live-Musik. Auch von oben gibt der Fischmarkt ein beeindruckendes Bild ab – vom Michel aus haben Sie alles im Blick. Der 132 Meter hohe Turm der Hauptkirche St. Michaelis gilt als Wahrzeichen Hamburgs.

Bevor es zum Lunch geht, steht noch Kultur auf dem Programm. Empfehlenswert sind die Walentowski Galerien, sie liegen im Herzen der Stadt und sind die größten und modernsten ihrer Art. Gezeigt werden vor allem Werke des in Hamburg lebenden Künstlers und Musikers Udo Lindenberg. Doch auch Pop-Art-Kunst von James Rizzi und Glaskunst des Designstudios Borowski sind Teile der Ausstellung.

Hungrig? Dann genießen Sie nochmals erstklassige Küche – diesmal von Zwei-Sterne-Koch Thomas Martin. Er leitet seit vielen Jahren die kulinarische Welt des »Jacobs« und hat das Restaurant zu einer Pilgerstätte für Feinschmecker gemacht. Gelernt hat er bei großen deutschen Köchen wie Eckart Witzigmann. Und das macht sich bezahlt: Martin serviert leichte französische Gerichte und konzentriert sich dabei auf wenige Zutaten, auf übertriebene Dekoration verzichtet er. 30 Köche stehen ihm im »Jacobs« zur Seite, besonderes Talent beweist er bei der Zubereitung von Fischen samt der dazu passenden Saucen. Ein gelungener Abschluss eines tollen Gourmetwochenendes!

Aus Falstaff Magazin Nr. 03/2014

Marlene Auer
Autor
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