Nobelort Portofino: auf den Spuren der Hollywood-Legenden und des Jetsets.

Nobelort Portofino: auf den Spuren der Hollywood-Legenden und des Jetsets.
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Genusstour an der italienischen Riviera

Die italienische Riviera: Eine Traumroute der Superlative, durchzogen von ein paar Abstechern zur viel gepriesenen mediterranen Bodenständigkeit.

Als er im Alter von 22 Jahren nach Imperia-Oneglia nahe Sanremo kam, war er Italiens jüngster Sternekoch: Augusto Valzelli sorgte in der Gegend für viel Aufsehen, als er als unkonventionelles Koch-Genie im Restaurant »Agrodolce« am Hafen von Oneglia ­zu kochen begann. Ein blutjunger Starkoch in einem eher unbekannten Nest an der ligurischen Küste. Das »Agrodolce« hatte zu diesem Zeitpunkt bereits einen Michelin-Stern und galt als eines der besten Restaurants der italienischen Riviera. Diesen Ruf hat es immer noch, Valzelli allerdings ist inzwischen in seine Heimatstadt Brescia zurückgekehrt, wo er sein eigenes Restaurant eröffnet hat. Seit Mitte März steht im »Agrodolce« Edoardo Ferrera am Herd. Der aus Genua stammende Koch betreibt jetzt das Restaurant zusammen mit seinem Sohn Filippo. »Ich hoffe«, sagt Edoardo, »dass wir die Michelin-Tester auch weiterhin überzeugen können. Aber ich bin optimistisch. Wir haben hier in Ligurien die besten Produkte, das ist hier ein kulinarisches Paradies.«
In Imperia gibt es noch ein zweites Restaurant mit einem Michelin-Stern: das »Ristorante Sarri«. Es gehört Andrea Sarri und seiner Frau Alessandra. Die beiden zelebrieren hier seit der Eröffnung 2014 eine äußerst anspruchsvolle Fischküche und interpretieren klassische ligurische Fischgerichte auf moderne Art. Beispiel: Rotbarben mit Spargel, Mayonnaise, Gin und Zitrone. Klingt simpel, schmeckt aber genial. Auch das »Sarri« zählt zu den besten Ristoranti der Region, es ist eines von rund einem Dutzend mit einem Michelin-Stern. Lokale mit zwei oder drei Sternen wie an der Côte d’Azur findet man im italienischen Teil der Riviera nicht. Hier ist die Gastronomie durchgehend bodenständiger, geprägt von einer Mischung aus Land und Meer, sprich von einer »cucina di terra e di mare«.

Im Westen heißt die italienische Riveria »Riviera di Ponente« und im Osten »Riviera di Levante«. Die bekanntesten Städte hier sind Sanremo und Portofino. Vor allem Portofino ist als pittoreske Jet­set-Idylle zu einer dörflichen Legende geworden – wohl der einzige Ort der italienischen Riviera, der die Bezeichnung glamourös wirklich verdient. Kulinarisch ist Portofino nur mäßig interessant, zu den berühmtesten Lokalen zählt etwa das »Ristorante lo Stella«, die Besitzerfamilie Gazzolo führt das Haus bereits in der achten Generation.
Hierher kommt man nicht so sehr wegen der Küche, sondern, um auf den Spuren von Hollywood-Legenden wie Humphrey Bogart, Liz Taylor, Clark Gable und Ingrid Bergmann zu wandeln. Sie alle waren hier, in den 1950er-Jahren war Portofino so etwas wie das Epizentrum italienischer Noblesse. Ein Fischerdorf wie aus dem Bilderbuch, lange Jahre von der europäischen Hocharistokratie unter Beschlag genommen, später kam der internationale Jetset hinzu. Das machte auch die Einheimischen reich. Noch heute ist Portofino der Ort mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen aller italienischen Kommunen, die Wohnungen mit Meerblick haben Quadratmeterpreise wie man sie bei Luxusappartements in Mailand oder Paris findet.

Zu einer beachtlichen Berühmtheit haben es auch die fünf Dörfer an einem der schönsten Küstenabschnitte Liguriens gebracht: die »Cinque Terre«, das sind die Dörfer Monterosso, Vernazza, Corniglia, Manarolo und Riomaggiore. Von allen fünf gilt Vernazza als der fotogenste Cinque-
Terre-Ort, die Häuser kleben malerisch an einer felsigen Halbinsel, es ist vermutlich das meistfotografierte Motiv der gesamten Riviera. Nicht viel weniger malerisch ist auch der Ort Corniglia, wo man auch noch eine wunderbare Osteria findet: die »A Cantina de Mananan«. Von außen ziemlich unscheinbar, innen nur acht Tische.
Was es zu essen gibt, steht mit Kreide auf eine Tafel geschrieben. Vater und Sohn teilen sich die Küche und bereiten die einzelnen Pasta-Sorten bereits am Vormittag zu. Die beiden wurden auch schon mal für das beste hausgemachte Pesto der Region ausgezeichnet. Eine einfache ligurische Küche, aber mit viel Können und Raffinesse zubereitet. Von einer einfachen Küche kann hin-gegen im Ristorante »Paolo & Barbara« in Sanremo nicht die Rede sein. Es ist wohl das berühmteste Fischrestaurant Liguriens, und nicht wenige sagen, auch das beste – und seit 1990 mit einem Michelin-Stern. Die Küche ist auf eine fanatisch konsequente Art auf Fisch spezialisiert, dieser stammt ausnahmslos von lokalen Fischern und ist so frisch, dass er vielfach auch roh serviert wird – japanische Verhält­nisse in Ligurien sozusagen.

Erschienen in
Falstaff Nr. 04/2018

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Michaela Ernst
Michaela Ernst
Chefredakteurin Falstaff Magazin
Herbert Hacker
Herbert Hacker
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