Der Duomo di Santa Maria del Fiore beeindruckt aus vielen Perspektiven.

Der Duomo di Santa Maria del Fiore beeindruckt aus vielen Perspektiven.
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Florenz: Im Herzen der Renaissance

Neben der Kunst, wäre alleine die Kulinarik schon eine Reise nach Florenz wert. Am besten kombiniert man beides. Ein Streifzug durch Florenz – von Cantuccini bis zum Sterne-Restaurant.

Freitag

Wer in einem Bau wie aus dem Märchen logieren möchte, findet in der »Villa Cora« eine der schönsten Residenzen der Stadt.
Kaum hat unsere Frecciarossa Mailand verlassen, fahren wir schon im Florentiner Bahnhof Santa Maria Novella ein. Die superschnellen Bahnverbindungen sind in den letzten Jahren eine echte Alternative zum Flugzeug geworden. Ein Taxi bringt uns zur »Villa Cora«, wo wir dieser Tage logieren. Ein Bau wie aus dem Märchen – der Baron Oppenheim hat in den 1860er-Jahren die wohl schönste Residenz von Florenz für seine junge Frau erbaut, wenn denn die Legende stimmt. Genützt hat es wenig, sie hat ihn einige Jahre später verlassen. Geblieben ist die Villa mit ihren traumhaft schön dekorierten Innenräumen. Wir wollen gar nicht mehr weg, doch der Tag ist noch jung.

Zu Fuß zieht es uns durch die Boboli-Gärten ins Zentrum. Ein knappes Frühstück genießen wir nach italienischer Manier im »Caffè Gilli«, dem historischen Kleinod, mit Caffè und Croissant. Dann ist es Zeit für den Nabel der Stadt: die Piazza Duomo mit Dom, Campanile und Battistero. Das ist alles heute noch so eindrücklich wie zur Entstehungszeit zwischen Spätmittelalter und Renaissance, wo die reichen Florentiner mit der großen Kelle anrichten konnten. Mittagessen gibt es in der »Eataly« nebenan, dem Einkaufstempel der guten italienischen Kost. Hier bieten mehrere Ristorantini kleine Mahlzeiten an. Wir entscheiden uns für die delikaten Pizze. Wir hätten die »Eataly« wohl mit prall gefüllten Taschen verlassen, wäre nicht anschließend die Besteigung der Domkuppel geplant gewesen – auch beim x-ten Mal noch ein Erlebnis, denn die Stadtsicht ist überwältigend. Wieder unten angelangt, erholen wir uns an der Piazza del Duomo in der »Gelateria Edoardo«. Hier sind alle Gelati aus biologischen Zutaten hergestellt. 
Abends geht es dann in das besternte »Restaurant Ora d’Aria«, wo Chef Marco Stabile das Lièvre à la Royale mit Orange und Vin Santo neu interpretiert. Auf dem Heimweg machen wir einen Schwenker zur »Dolce Vita Bar«. Im Quartier Oltrarno wird jeden Tag gefeiert, wenn immer möglich auf der Straße.

Samstag

Der Mercato Centrale ist ein Schlaraffenland. An Dutzenden von Ständen hat man die Qual der Wahl. 
Am nächsten Morgen frühstücken wir in unserer »Villa Cora«. Das Buffet ist stattlich; wenn man für einmal im Sommer hier ist, wird neben dem riesigen Pool serviert. Dann lassen wir uns zur Officina Profumo Farmaceutica di Santa Maria Novella chauffieren. Diese historische Apotheke ist seit dem Mittelalter ununterbrochen in Betrieb und heute zugleich Museum und Verkaufsladen. Hier erstehen wir eine Dose der nach altem Rezept hergestellten Pasticche, diesen unnachahmlichen Kräuterdragées. Unverzichtbar ist bei einem Florenz-Besuch natürlich der Kauf von Cantuccini und Ricciarelli, auch wenn letztere wie der Panforte ihren Ursprung in Siena haben. Wir decken uns im »Il Cantuccio di San Lorenzo« ein, auf dem Weg zum Mercato Centrale. Im Gewusel dieser Markthalle alten Schlags reihen sich die Essstände zu Dutzenden, die Wahl fällt schwer. Schließlich entscheiden wir uns für eine ehrbar zubereitete Trüffelpasta. 

Dann geht’s zur Piazza della Signoria, neben dem Domplatz die bedeutendste Attraktion der Stadt. Geprägt wird sie vom spätmittelalterlichen Palazzo Vecchio, dem früheren Sitz der Stadtobrigkeit. Die historisch Interessierten werden sich einen kurzen Rundgang im Inneren gönnen, die anderen gleich im »Rivoire« nebenan Platz nehmen. Dieses Vorzeige-Caffè steht hier seit 1872. Wir empfehlen eine Cioccolata calda, ein Getränk, das man außerhalb Italiens selten in wünschenswerter Qualität erhält. Damit trinken wir uns Mut an für den kulinarischen Höhepunkt unserer Florenzreise, die »Enoteca Pinchiorri«. Wir sind hier nicht nur in einem der absolut besten Restaurants Italiens, sondern in einer Institution, die unablässig an ihrem Ruf feilt.

© Roberto Quagli

Wir kommen im Taxi an; der Portier stürzt auf die befahrene Straße und stoppt den Verkehr, damit wir unbehelligt aussteigen können. Das Innere ist nobel, aber vergleichsweise nüchtern ausgestattet. Das Menu von Riccardo Monco und Alessandro della Tommasina bleibt dem Ruf des Hauses nichts schuldig. Allerdings sind die Weine selbst für Gäste, die sich gerne einmal für eine schöne Flasche ruinieren, doch recht hochpreisig. Unser Abend klingt auf der  Terrasse des »Westin Excelsior« mit Blick auf den nächtlichen Arno aus.

Sonntag

Wie der Besuch der Uffizien samt ihrer Kunstsammlung ist auch der Blick über Florenz ein Muss. Bei vielen Gelegenheiten lässt sich das traumhafte Panorama der Stadt genießen.
Nach dem vollen Programm der letzten Tage gehen wir den Sonntag gelassener an: Frühstück gibt es im »Caffè Scudieri«, einem weiteren legendären Kaffeehaus, direkt beim Dom, um von dort einen Spaziergang zur Kirche San Miniato al Monte zu machen. Hier gleitet der Blick aus erhöhter Lage auf die Stadt, wie etwa auf die Uffizien, denen wir, samt ihrer Kunstsammlung Galleria degli Uffizi, dann doch noch den unvermeidlichen Besuch abstatten. Das Museumscafé ist zwar unspektakulär, lohnt sich aber, da es den Blick von oben auf die Piazza della Signoria erlaubt. Und auch wenige hundert Meter weiter bietet sich vom Torre Arnolfo, dem Glockenturm des Palazzo Vecchio, auf 94 Metern Höhe das herrliche Panorama von Florenz. 

Mit dem Abendessen im Ristorante »Buca Mario«, einem bürgerlich gehaltenen Traditionslokal, beschließen wir ein dicht gepacktes Wochenende. Das »Bistecca alla fiorentina« erfüllt die Erwartungen. Und auch wenn wir mühelos noch einige Tage länger in dieser wunderbaren Stadt verbringen könnten, fahren wir zufrieden und mit vollem Bauch zurück nach Hause, um ganz bald wieder in die Toskana zu kommen.

Erschienen in
Falstaff Nr. 01/2018

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Stephan Thomas
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