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Bologna – Italiens fetter Bauch

Bologna die Stadt der Tortellini, Tortelloni, der Mortadella und des Schinkens. Deshalb wird sie auch »La Grassa«, zu Deutsch »die Fette«, genannt.

FREITAG: Feinkostläden sind vollgestopft mit Schinkenkeulen, Käse und Teigwaren

Wer einen Spaziergang durch die arkadengesäumten Straßen Bolognas macht, der wird rasch feststellen: Hier dreht sich alles um Feinkost. Es ist die Stadt der Mortadella, der Tortellini und Tortelloni, des Schinkens und des Parmesans. Die Auslagen der Feinkostläden sind voll von riesigen Mortadella- und Parmesanstücken, dicke Schinkenkeulen hängen von den Decken – ein einziges Schlaraffenland, diese Stadt.

Den wohl imposantesten Eindruck in dieser Hinsicht verschafft man sich bei einem Besuch des Delikatessenladens von Amedeo Ceccarelli in der Via Pescherie Vecchie, einer engen Gasse, die sich von der zentralen Piazza Maggiore in die Altstadt gräbt. Der Laden ist bis auf den letzten Millimeter vollgestopft mit Schinkenkeulen, Käse, Wurst, Fleisch und Teigwaren. Dieses zum Geschäft gewordene Paradies ist in der letzten Zeit auch unter jungen Besuchern aus Österreich und Deutschland bekannt und beliebt. Der Grund dafür: ein stark gehyptes Musikvideo der Wiener Band »Wanda« mit der etwas kryptischen Textzeile: »Tante Ceccarelli hat einmal in Bologna Amore gemacht.« 

In der Via Pescherie Vecchie kann man an jeder Ecke einen kleinen Imbiss einnehmen, für den Abend jedoch haben wir einen Tisch im »I Portici« reserviert. Es ist eines von zwei Restaurants mit einem Michelin-Stern in Bologna. 
Das Ristorante befindet sich im gleichnamigen eleganten Hotel in der Via dell’Indipendenza, am Herd steht Agostino Iacobucci aus Neapel. Er zelebriert hier eine Mischung aus den Küchen Neapels und der Emilia-Romagna. Alles ziemlich detailverliebt mit viel Fisch und Fleisch. Der Rahmen ist elegant, aber nicht allzu protzig. Angenehm dabei: Sommelier Nicola Cuccato wacht über einen gut sortierten Weinkeller mit Kreszenzen aus Italien, Frankreich und Deutschland.

SAMSTAG: Pflichtbesuch im »AllÓsteria Bottega« - eine Bastion der Bologneser Küche

Bologna ist nicht die Stadt der modernen, hippen Restaurants mit besonders kreativer Küche. In Bologna hat man es gerne deftig und klassisch. Oder unkompliziert, aber gut wie im Delikatessenkaufhaus »Eataly«, von dem es in ganz Italien inzwischen Ableger gibt. Das »Eataly« in Bologna ist nicht so groß wie jenes in Rom, im Erdgeschoß ist es überhaupt nur eine Buchhandlung. Doch das Bistro im ersten Stock lohnt einen Besuch, hier isst man umgeben von Delikatessenregalen eine unkomplizierte, aber gute Slow-Food-Küche, mit viel Tortelloni, Kaninchen und Ragout.  

Alternativ dazu bietet sich das »Ristorante Teresina« an, hier wird vor allem zu Mittag ein Essen geboten, dass vom Preis-Leistungs-Verhältnis nur schwer zu überbieten ist. Natürlich gibt es auch hier die unvermeidlichen »Tagliatelle traditionale al ragù« oder das in der Stadt nicht minder verbreitete »Cotoletta di vitello alla bolognese«. Bemerkenswert aber sind hier vor allem die Fischgerichte, für Bologna eher untypisch, aber gerade deshalb eine erfreuliche Alternative. 
Einen absoluten Pflichtbesuch haben wir hingegen für den Abend eingeplant: die »All’Osteria Bottega«. Michelin beschreibt das Lokal als »Bastion der Bologneser Küche« – und das ist keineswegs eine Übertreibung. Schon die Antipasti-Teller sind hier von ausgesuchter Qualität. Mortadella, wie sie besser kaum geht, unzählige Schinkenvarianten werden auf riesigen Tellern serviert. Tolle Pasta-Gerichte mit allen Arten von Ragout. Insgesamt ein Erlebnis. Wegen des enormen Zuspruchs gibt es übrigens mittlerweile einen zweiten Raum gleich neben dem Hauptlokal.

SONNTAG: Besuch im Sternelokal »Macaroni«

Bologna ist die älteste Universitätsstadt Europas. Auffällig sind die vielen Arkaden in der Innenstadt von immerhin 38 Kilometer Länge. Sie wurden deshalb gebaut, um für möglichst viele Menschen einen Wohnraum zu schaffen – durch die zusätzliche Wohnungsreihe oberhalb der Arkaden.
Die Piazza Maggiore bildet das Zentrum der Stadt mit dem berühmten Neptunbrunnen (den Facebook im vergangenen Jahr kurzfristig wegen »sexuell expliziten« Inhalts löschen ließ!) und der Basilika San Petronio, der fünftgrößten gotischen Kirche der Welt. 

Das nobelste Hotel der Stadt ist das »Grand Hotel Majestic già Baglioni«, zu dem das »Cafè Marinetti« gehört. Für den Nachmittag heben wir uns auf, dort auf einen Espresso vorbeizuschauen. Vorher besuchen wir eine Hochburg der frischen Pasta, das Lokal heißt »Sfoglia Rina« und befindet sich in der Via Castiglione ganz in der Nähe der Piazza Maggiore. Man sollte hier nicht viel später als 12 Uhr vorbeischauen, denn das Lokal füllt sich in kürzester Zeit – dann bildet sich eine Warteschlange, die bis auf die Straße reicht. Das Essen hier ist nämlich köstlich, frische Pasta in allen erdenklichen Varianten. Alles wirkt ein bisschen altmodisch, ist aber in Wirklichkeit hochmodern. Die Gerichte, die man haben will, schreibt man auf einen Zettel, die Kellner geben dann die entsprechende Bestellung in ein modernes Computersystem ein. Retro-Chic und Hightech. Kulinarisches Highlight: Tortelloni mit Parmesan-Zabaglione. Und danach ganz wunderbare Desserts.

Abends dann in die »Taverna di Roberto« oder in das »Ristorante Marconi«. Die »Taverna di Roberto« bietet eine solide Bologneser Küche, das »Marconi«, mit einem Michelin-Stern dekoriert, hat mehr drauf. Dort kocht Aurora Mazzucchelli eine Küche auf großer Flamme, ihr Bruder Massimo leitet den Service. 2016 wurde das Lokal völlig neu gestaltet.

Aus Falstaff Nr. 01/2017.

Herbert Hacker
Herbert Hacker
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