Arty Weekend: Kunsttrip ins Baskenland
© Shutterstock

© Shutterstock
Keine weißen Strände. Kein Marbella-Jetset. Kein Kastagnetten-Kitsch. Das Baskenland ist anders. Noch mehr als in Katalonien oder Galizien beharrt man hier stolz auf Eigenständigkeit. Zu Recht. Schon die rätselhaft-klangvolle Sprache macht klar: Dies ist nicht einfach ein Teil von Spanien. Vielmehr wird Spanien als Rahmenhandlung geduldet. Landschaftlich und kulturell hat man schließlich auch genug zu bieten an dieser zerklüfteten, wilden Küste der Biskaya.
San Sebastián ist mit seinem Festival eine der Filmhauptstädte der Welt, die ruppig-rostige Hafenstadt Bilbao wurde mit dem viel zitierten »Bilbao-Effekt« sogar zu einem globalen Phänomen: Nachdem die Eröffnung des spektakulären Guggenheim Bilbao die Stadt 1997 auf die kulturelle Weltkarte katapultierte, wollte jeder das nächste Bilbao werden. Doch das Original blieb unschlagbar. Hier hat die Kulturinfusion funktioniert. Vielleicht, weil sich die eigensinnigen Basken auch von der Marke Guggenheim nicht kolonialisieren ließen.
Immer noch gibt es versteckte Winkel, Gassen und Buchten zu entdecken, gilt die baskische Küche als ewiger Geheimtipp, reihen sich Museen und Galerien wie Perlen die Küste entlang. Man muss zwar längere Wege gehen als in Barcelona oder Ma-drid, doch dafür gibt es auch mehr Überraschendes zu entdecken.
Freitag
Santander und San Sebastián, zwei Küstenstädte, die mithilfe der Architektur zu Leuchttürmen der Kultur wurden und Lokales mit Globalem verbinden.
Die Hafenstadt Santander liegt zwar streng genommen in der Provinz Kantabrien, man sollte sie aber nicht links liegen lassen, denn sie hat einen ähnlichen Aufschwung genommen wie ihre östlichen Nachbarn. Seit 2017 strahlt hier wie eine eben geborgene Perle grauweiß schimmernd das Centro Botín über die Hafenpromenade. Das von Renzo Piano als zweigeteilter, auf Stützen balancierender Blob konzipierte Art Center der Fundación Marcelino Botín, die seit 1993 eine beachtliche Kollektion an Multimediakunst angesammelt hat, wurde zum neuen kulturellen Zentrum, das das ganze Umfeld belebte.
Leuchtendes Highlight
Ein ebenbürtiges architektonisches Highlight leuchtet am Ufer von San Sebastián aufs Meer hinaus. Der kristalline Palacio de Congresos y Auditorio Kursaal wurde vom spanischen Star Rafael Moneo entworfen. Das riesige Kulturzentrum ist nicht nur Sitz des Filmfestivals, sondern beinhaltet mit der Galerie Kubo Kutxa auch einen der bedeutendsten Art-Spaces der Stadt, dessen Wechselausstellungen verlässlich zu einem lokalen Publikumsmagnet werden.
In kleinerem Maßstab, aber mit mindestens ebenso viel Engagement tut dies die Cibrián Gallery, die seit 2018 besonders jungen baskischen Kreativen ein Schaufenster bietet. Doch das Lokale ist in dieser schon immer neugierigen Hafenstadt immer auch global. Also bleiben hier die globalen Fühler ausgestreckt, und es werden die lokalen Akteure mit internationalen Künstlern wie Gerhard Richter zusammengebracht. Die baskischen Leuchtturmwärter der Kunst haben eben immer auch den scharfen Blick auf den Horizont gerichtet.
Samstag
Von der Archäologie bis zur Kybernetik: Heute spielt San Sebastián alle Stücke quer durch die Jahrhunderte, mit einem Blick in die Zukunft.
Er ist unter den Künstlern einer der berühmtesten Söhne des Baskenlands: Der in San Sebastián geborene Bildhauer Eduardo Chillida (1924–2002). Gemeinsam mit seiner Frau hatte er ein zerfallenes Bauernhaus aus dem 16. Jahrhundert erworben und restauriert, noch zu seinen Lebzeiten wurde das Areal als Chillida-Leku-Museum eröffnet. Rund 40 seiner Skulpturen sind im weitläufigen Park in Hernani verteilt – ein verzauberter Ort, an dem Kunst, Natur und Geschichte eins werden.
Historischer Ort
Ebenfalls an historischem Ort befindet sich das San Telmo Museoa im Stadtzentrum, das seit 1932 auf einem alten Klosterareal angesiedelt ist. Dieses Museum für baskische Geschichte beherbergt mit rund 35.000 Objekten einen der größten Kulturschätze des kleinen Landes, davon gehört neben Archäologie und Historie rund ein Viertel der Kunstabteilung mit Malerei, Fotografie, Skulptur und Grafik. Vor wenigen Jahren wuchs das Museum weiter, dabei wurden auch die alten Klostermauern sorgfältig restauriert. Ein Gesamtkunstwerk des konzentrierten Baskentums.
Nach diesem historisch gewichtigen Reichtum ist es Zeit für Zeitgenössisches. Das Kulturzentrum Tabakalera ist so etwas wie die intellektuelle Speerspitze der Szene, 2020 wurde seine Ausstellung zur Kybernetik vom Magazin Frieze zu einer der zehn besten in Europa gekürt. Es schadet sicher nicht, dass im Tabakalera in mehreren Ateliers auch Kunst produziert wird, die von Zeit zu Zeit in den Studios selbst oder in Gruppenausstellungen besichtigt werden kann. Wer auf Tuchfühlung mit jungen Künstlern von heute und morgen gehen will,
ist hier am richtigen Ort.
Sonntag
Ein Tag in Bilbao, dem stolzen Herz des Baskenlands, und als Finale: Endlich ein Besuch in einem der berühmtesten Museen der Welt.
Nun aber endlich in die größte Stadt des Baskenlands, die Hafenmetropole Bilbao. Das simpel nach der Stadt benannte Museo Bilbao wurde schon 1908 gegründet, ein Beweis, wie lange das kulturelle Selbstbewusstsein der Region schon floriert. Sowohl Staat und Stadt als auch private Spender trugen zu seiner Sammlung bei, die über die Jahrzehnte ebenso gewachsen ist wie das Museum selbst. Über 10.000 Objekte umfasst die Kollektion, kein Wunder, dass die nächste Erweiterung des Hauses schon in den Startlöchern steht. Weniger expansiv, aber trotzdem ein Fixpunkt der Szene in Bilbao ist die Galerie Sala Rekalde, die seit ihrer Gründung 1991 ihre großen Schaufenster und ihre 800 Quadratmeter clever nutzt, um die Kunstproduktion in die Öffentlichkeit zu bringen. Sie ist dadurch so etwas wie das Gegenstück zum letzten Punkt auf unserem Trip, auf den Sie sicher schon ungeduldig warten: das mattgold schimmernde, verzupfte Titangebirge des Guggenheim Bilbao, am Ufer des Flusses.
Spielerische Freude
Hier gibt es kein Schaufenster, hier ist die Kunst, von außen unsichtbar, geborgen wie ein heiliger Schatz. Ein Museum der Superlative: eines der größten Spaniens, eines der berühmtesten der Welt, ein Meilenstein der Architekturgeschichte. Vier Millionen Besucher zählte es in den ersten drei Jahren und machte Bilbao quasi über Nacht zur Kunst-Destination. Heute macht es immer noch eine gute Figur – nicht viele Museen vermitteln eine solche spielerische Freude am Kulturkonsum. Am schönsten aber: Abends mit einem Glas Patxaran am Flussufer stehen und zuschauen, wie der Sonnenuntergang das Museum so rotgold färbt wie der Drink.
Hotels
Hotel Maria Cristina*****
Das erste Hotel am Platz beherbergte seit seiner Eröffnung im Jahr 1912 aufgrund der luxuriösen Ausstattung und der herrlichen Lage direkt an der Promenade bereits viele Größen aus High Society und Aristokratie.
Paseo Republica Argentinia 4
20004 San Sebastián
T: +34 943 437600, marriott.com
Zenit San Sebastián****
Wer es gern moderner mag, ist im »Zenit San Sebastián« gut aufgehoben. Die minimalistischen Suiten und der Spa-Bereich, von dessen Pool aus man über die Stadt blickt, sind die Highlights des angesagten Hotels.
Antonio Maria Labaien Kalea 1
20009 San Sebastián
T: +34 943 325325
sansebastian.zenithoteles.com
HOTEL De Londres Y De INGLATERRA****
Wie der geschichtsträchtige Name bereits vermuten lässt, ist das Hotel »Londres« eine der besten Adressen der Stadt. Mit Blick aufs Meer und fußläufig der Altstadt gelegen, bietet das Gebäude aus dem 19. Jahrhundert seinen Gästen luxuriöses Urlaubsfeeling vom Feinsten.
Zubieta 2, 20007 San Sebastián
T: +34 943 440770, hlondres.com
Hotel Villa Favorita****
Die beeindruckende Innenarchitektur dieses Hotels lässt sich wohl am ehesten als ein Mix aus Art déco, schlichter Eleganz und eklektischen Accessoires beschreiben. Die lichtdurchflutete, offene Bar mit angrenzender Sonnenterrasse ist auch untertags einen Besuch wert.
Calle Zubieta, 26, 20007 San Sebastián
T: +34 843 931111, hotelvillafavorita.com
Hotel Carlton*****
Puren Luxus auf sechs Stockwerken bietet das 1919 von Architekt Manuel Maria Smith Ibarra designte Hotel. Unweit des Guggenheim-Museums gelegen, ist das Haus mit seinen 142 mondänen Zimmern nicht nur ein Hotspot für Design- und Kunstliebhaber, sondern auch ein historisches Denkmal: im Bürgerkrieg diente es als Sitz der baskischen Regierung.
Plaza Federico Moyúa, 2, 48009, Bilbao
T: +94 4162200, hotelcarlton.es
Hotel Tayko Bilbao*****
Ein gestalterisches Schmankerl für Architekturfans! Das Gebäude vereint Elemente der Moderne und des Industrial-Styles in einem Stilaltbau der 1930er-Jahre. Nettes Extra: Auch für die kleineren Gäste ist gesorgt, spezielle Junior-Suiten warten mit kindergerechter Ausstattung auf.
Calle Ribera 13, 48005 Bilbao
T: +34 944 652070, taykohotels.com
Hotel Lopez de Haro*****
Das ehemalige Mediengebäude wurde in den 90er-Jahren zu einem der bekanntesten Hotels Bilbaos, nachdem der berühmte Architekt des Guggenheim-Museums, Frank Gehry, selbiges während seines Aufenthalts in den historischen Räumlichkeiten entwarf.
Obispo Orueta, 2, 48009 Bilbao
T: +34 944 235500, hotellopezdeharo.com
Gran Hotel Sardinero****
Das prunkvolle Gebäude liegt direkt am gleichnamigen Strand und in unmittelbarer Nähe des Casinos. Die geschmackvolle Inneneinrichtung lässt keine Wünsche offen – für Geschäftsreisende werden eigene Zimmer mit Homeoffice-Möglichkeit angeboten.
Plaza de Italia 1, 39005 Santander
T: +34 942 271100, hotelsardinero.es
Hotel Hoyuela****
An die aufsteigenden Hänge oberhalb des Sardinero-Strandes geschmiegt, liegen auf mehreren Etagen die Sonnenterrassen des charmanten Hotels. Besonders schön ist der rotundenartig angelegte Innenhof, in dem sich ein Indoor-Garten befindet.
Avenida de los Hoteles, 7, 39005 Santander
T: +34 942 282628, hotelhoyuela.es
The Centersuite Santander****
In den liebevoll gestalteten Räumlichkeiten des im Zentrum Santanders gelegenen Hotels wohnt man direkt neben dem berühmten Pilgerweg Camino de Santiago.
Calle Burgos 38, 39010 Santander
T: +34 667 972460, centersuitesantander.com