Wien

Weinbau in der Großstadt? Oft handelt es sich dabei um Schauweingärten als Tourismusattraktion. Anders in Wien: Hier sind 612 Hektar Rebfläche ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor, sie dienen der Erhaltung des Grüngürtels und sind die Basis für hohe Weinqualität. Die Vielfalt reicht vom typischen Gemischten Satz über elegante Rieslinge und kraftvolle Weißburgunder bis zu hochwertigen Rotweinen. Noch im späten Mittelalter standen Reben auch innerhalb der Stadtmauern von Wien bis in den heutigen ersten Bezirk. Heute liegt der Schwerpunkt des Weinbaus in den Vororten am Stadtrand: Die Lagen am Bisamberg nördlich der Donau – bewirtschaftet von Winzern aus Strebersdorf, Stammersdorf und Jedlersdorf – sind günstig für die Burgunder-Familie und rote Sorten. Im 17., 18. und vor allem 19. Gemeindebezirk mit den Ortsteilen Heiligenstadt, Nussdorf, Grinzing, Sievering und Neustift am Walde sind Riesling, Chardonnay und Weißburgunder auf den meist sehr kalkreichen Böden bevorzugt. Im Süden Wiens mit Mauer, Rodaun und Oberlaa sind Schwarzerdeböden zu finden, gut für kraftvolle Weißweine und opulente Rotwein-Cuvées. Kaum ein Winzer verzichtet aber auf den traditionellen Gemischten Satz, bei dem im Weingarten mindestens drei verschiedene Weißweinrebsorten gemeinsam ausgepflanzt sind, die auch gemeinsam geerntet und zu Wein verarbeitet werden. Früher als Risikominderung bei ungleichmäßigen Erntebedingungen vorgesehen, erfreut sich dieser Weintyp heute wieder großer Beliebtheit. Ebenso wiederentdeckt wurde die Top-Lage Nussberg, die junge ideenreiche Winzer aus allen Teilen der Weinstadt – auch Quereinsteiger – beinahe magisch anzieht. Auch die Anziehungskraft der Wiener Institution des Heurigen ist legendär. Ob durchgehend geöffnetes Lokal mit üppigem, kaltem und warmem Buffet oder kleine versteckte Buschenschank in den Kellergassen mitten in den Weingärten, die nur wenige Wochen im Jahr geöffnet hat – ein wahrer Besuchermagnet sind sie alle, für Einheimische genauso wie für die zahlreichen Touristen. Und auch anspruchsvolle Weinfreunde kommen beim wachsenden Angebot an Top-Weinen, die auch glasweise ausgeschenkt werden, auf ihre Kosten. Dass die moderne Kellerarchitektur und das technologische Equipment sich gut mit der Tradition alteingesessener Familienbetriebe verknüpfen lassen, ist ebenfalls ein sympathischer Zug der Entwicklung des Wiener Weinbaus. Die führenden Betriebe der Metropole haben sich in der Gruppe »WIENWEIN« zusammengefunden, um gemeinsam effektiver für ihre Weine werben zu können. Die Slow-Food-Bewegung hat den Wiener Gemischten Satz bereits 2008 als »Presidio-Produkt« ausgezeichnet. Es war das erste österreichische Produkt, das mit diesem höchsten Gütesiegel ausgezeichnet wurde.
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