Tasting vom 10.10.2014
Alle Pinot-Noir-Regionen weltweit eint ein Problem: Die guten Weine sind rar. Daher wäre es ebenso vermessen wie zwecklos, bei einer Verkostung zu diesem Thema den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Aus diesem Grund hat sich Falstaff auf diejenigen Weine konzentriert, die aktuell auf dem Markt auch
zu bekommen sind. Insbesondere gilt dies für Pinot Noir aus der Schweiz, der im Ausland fast nicht zu finden ist. Wir haben bei unserer Auswahl an Schweizer Weinen nur diejenigen Weine herangezogen, die exportiert werden – wohl wissend, dass viele weitere Pinots Noirs des Landes ein ebenso hohes Niveau besitzen.
Ein zweites Grundproblem der Pinot-Noir-Welt – und eines, das nicht ganz losgelöst vom ersten besteht – ist das Preisgefüge. Guter Pinot, zumal aus Burgund, hat meist seinen Preis. Auch da gibt es jedoch Ausnahmen (siehe auch »Best Buys« im Weinteil der Story). Doch selbst bei den gesuchtesten Herkünften kann man nur ein klein wenig abseits der bekanntesten Namen Bemerkenswertes finden – letztlich zu räsonablem Preis.
Zur Reifebedürftigkeit guter Burgunder gehen die Meinungen ebenso weit auseinander wie zur Frage des Dekantierens. Zu beiden Themen kann es letztlich nur einen Rat geben: ausprobieren. Die meisten Pinots Noirs sind jung schon sehr verführerisch. Das heißt aber nicht, dass sich nicht eine andere Art von Komplexität einstellt, wenn die Frucht nicht mehr jugendliche Strahlkraft besitzt. Wer Reifetöne liebt, wird auch reifen Burgundern gerne noch etwas Luft im Dekanter geben. Wer vor allem die Frucht sucht, wird die Karaffe vermeiden – oder nur kurz vor dem Genuss verwenden, zum Abscheiden eines eventuellen Depots.
Notizen von Ulrich Sautter und Peter Moser