Tasting vom 21.11.2014
War es noch bis in die 1990er-Jahre üblich, dass nur sehr wenige Jahrgänge in einer Dekade ausgezeichnet waren, so gibt es in der Region seit 2004 eine Serie von ausgezeichneten Jahrgängen. Selbst das verregnete Jahr 2014 scheint hervorragende Ergebnisse zu bringen. Seit 2006 wechseln sich wärmere und kühlere Jahrgänge ab. Auf ein kühles Jahr 2006 folgte ein warmes 2007, und so ging es weiter. Kühle Jahre, im Piemont gerne als klassisch bezeichnet, erbringen Weine, die sich in ihrer Jugend verschlossen und mit viel straffem Tannin zeigen. In warmen Jahren hingegen entstehen Weine, die intensiv nach Piemont riechen und schmecken, dabei aber auch schon in früheren Jahren mit viel Genuss getrunken werden können (z. B. Jahrgang 2011). Ganz anders verhält es sich mit dem 2010er, der überall als großer Jahrgang angepriesen wurde. Nach rund 200 verkosteten Barolos sind daran Zweifel angebracht. Das kühle Jahr brachte Weine mit hoher Säure und straffem, mitunter recht sprödem Tannin. Genuss bieten nur einige wenige Weine. Dass diese dann wirklich großartig sind, ändert nichts an der Gesamteinschätzung des Jahrganges. Ein Großteil der Weine ist also für die nächsten fünf bis zehn Jahre zu vergessen. Ob sie dann aufblühen werden, wird man sehen. Legen Sie sich daher von 2010 nur von den hervorragenden Weinen etwas weg; genießen Sie in der Zwischenzeit Barolo und Barbaresco aus den Jahrgängen 2011, 2009 und 2008 – Sie werden Ihre Freude daran haben!
Notizen von Othmar Kiem