Tasting vom 05.05.2006
Vino Nobile di Montepulciano 2003 – ein Jahrgang mit Tücken. Wie jedes Jahr wurde anlässlich der toskanischen »Anteprima«-Woche im Februar in der Festung von Montepulciano der neue Jahrgang des Vino Nobile präsentiert. 2003 war in der Toskana kein leichter Jahrgang, die sommerliche Hitze und die Trockenheit hatten den Reben arg zugesetzt. Hohe Alkoholgrade und trockene Tannine kennzeichnen viele Weine. Durch die lehmreicheren Böden leiden die Weinberge um Montepulciano in der Regel nicht so stark unter Trockenheit wie die anderen Gebiete. Ganz ohne Spuren ist der Hitzejahrgang aber auch hier nicht vorbeigegangen. Reife, üppige Frucht kennzeichnet die Besten, dazu kommen kompakte Tannine. Etwas erstaunen mögen die immer wieder feststellbaren betont grünen Noten. Was angesichts des heißen Jahrganges und der hohen Reife wie ein Paradox erscheint, ist leicht erklärlich: Durch den Trockenheitsstress haben die Reben schon frühzeitig ihr Wachstum eingestellt. In der Folge stieg zwar der Zuckergehalt in den Beeren an, die phenolische Reife aber blieb stehen. Die überzeugendste Gesamtleistung lieferte La Ciarlana, ein Weingut, das bereits in den vergangenen Jahren immer wieder durch hervorragende Weine auffiel. Text und Fotos von Othmar Kiem