Zwischen Kernöl und Fladenbrot

An kaum einem anderen Ort treffen Menschen so vieler Kulturen ­aufeinander wie auf Märkten. Die kulinarische Neugier öffnet Türen – sowohl für ein Stück mehr Genuss als auch für den interkulturellen Dialog.

Es ist ein bisschen wie bei einer Weltreise – nur dass sämtliche Kulturen nur wenige Schritte voneinander entfernt liegen.

Wer einen Wiener Markt betritt, taucht ein in diese bunte, vielfältige Welt. Hier bietet die Türkin ihr Fladenbrot neben dem Perser an, der gerade den Preis für seine Granatäpfel auszeichnet. Gegenüber werden frische Fische wie am griechischen Strand angepriesen, und eine Österreicherin überzeugt einen Kunden von der Qualität ihres selbst gepressten Kernöls. »Die Vielzahl von Kulturen bereichert die Wiener Märkte. Dies ist heute genauso wie vor mehr als 250 Jahren«, erklärt Alexander Hengl, Sprecher des Wiener Marktamts. »Und durch das direkte Nebeneinander kommen die unterschiedlichsten Kulturen, egal welcher Herkunft, zusammen. Vorurteile haben auf diesen Flächen keinen Platz.« Denn hier, so Hengl, halten alle zusammen, plaudern und machen Geschäfte untereinander – Menschen aus dem Fernen Osten, dem südlichen Europa, Amerika und Afrika.

Integration ohne Worte
Es sind die Lebensmittel, die die Menschen miteinander verbinden und ihnen die Türen zu anderen Kulturen öffnen. Auf den Märkten erhalten KundInnen verschiedenes Wissen über die Waren. Alle lernen voneinander. »Es gibt zahlreiche Beispiele für dieses gute Miteinander – auch unter den Händlerinnen und Händlern«, sagt Hengl. So kann er sich erinnern, dass ein Stand Obst und Gemüse und der Nachbarstand Wurst und Käse anbot. Die beiden Stände schlossen sich zusammen, bieten seither feinste Wurstplatten mit Gemüse- und Obstverzierungen an. Dadurch ergibt sich nicht nur ein wirtschaftlicher Vorteil, sondern verschiedene Kulturen verschmelzen im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Teller miteinander. Hengl: »Es ist schwer geworden für kleine Unternehmen. Es ist diese unterschiedliche Warenvielfalt, die die Märkte von heute ausmacht.«

Märkte und ihre Besonderheiten
17 Detailmärkte und vier temporäre Märkte gibt es in Wien, auf denen hauptsächlich Lebensmittel angeboten werden. Detailmärk­te sind von Montag bis Samstag abgehaltene Märkte; temporäre Märkte sind Wochenmärkte, bei denen die Stände nur an gewissen Wochentagen aufgestellt werden. Das Spektrum reicht dabei von kleineren Märkten, die vor allem als Nahversorger dienen, bis hin zu großen Märkten, die Woche für Woche Tausende Einheimische und Touris­tInnen anziehen.

Entdecken Sie die Wiener Märkte in der Bilderstrecke!

Herrlich! Die frischen Produkte werden auch gleich verarbeitet, wie etwa hier auf dem Biomarkt in der City / Foto: Andreas JakwerthEs sind nicht nur die großen, bekannten Märkte – auch die kleinen haben viel zu bieten! Ein besonderer Geheimtipp ist etwa der Vorgartenmarkt in Wien-Leopoldstadt mit der »Genussmeile«. Bei dieser werden jeweils freitags und samstags die besten regionalen Spezialitäten aus Wien und den angrenzenden Bundesländern angeboten. Nach der Infrastruktursanierung, die nur 14 Monate dauerte, ist der Markt nun vielfältiger denn je. Klein, aber fein ist der Biomarkt auf der Freyung in der City: Es sind zwar nur 20 MarktstandlerInnen, die hier ihre Biowaren verkaufen – dafür aber genießt man als Käufer ein ganz besonderes Flair. Und während der Rochusmarkt sich zum Hotspot für saisonale Lebensmittel gemausert hat, bekommt man am Kutschkermarkt ausgewählte Spezialitäten von mobilen Ständen.

Der bekannteste Markt in Wien ist sicher der Naschmarkt, hier ist das urtümliche Wien nur wenige Schritte vom orientalischen Basar entfernt. Mit 123 fixen Ständen und 35 Plätzen für ProduzentInnen und MarktfahrerInnen ist er außerdem der größte Markt Wiens. Die Gastronomie reiht sich gut zwischen den Ständen ein und bietet eine unverwechselbare Atmosphäre. Dieses Jahr wurde der Naschmarkt übrigens als »kompetenter Partner für genussvollen ­Einkauf« ausgezeichnet. Vor dieser Auszeichnung wurde die österreichische Lebensmittelhandelsszene vom Supermarkt über den Feinkosthandel bis zu kleinen Spezia­listInnen österreichweit getestet.

Erst kosten, dann kaufen
Einkaufen auf dem Markt ist mehr als bloß ­Lebensmittelshoppen: Die Märkte sind lebendige, bunte Orte der Begegnung und ­bieten sinnliche Genüsse für Augen, Ohren und Nase. »Zuerst kosten, dann kaufen«, so lautet das Motto. Und die Wiener MarktstandlerInnen geben mit ihrer Ware auch gerne einen Koch- und Zubereitungstipp mit auf den Weg.

Weitere Informationen rund um die Wiener Märkte finden Sie im Internet auf: marktamt.wien.at