Massimo Botturas »Osteria Francescana« wurde 2018 zum zweiten Mal als weltbestes Restaurant ausgezeichnet.

Massimo Botturas »Osteria Francescana« wurde 2018 zum zweiten Mal als weltbestes Restaurant ausgezeichnet.
© World's 50 Best

»World’s 50 Best« ändern Reglement

Um Relevanz und Diversität zu erhalten werden Voting- und Vergabeprozess geändert. Jedes Restaurant kann künftig nur ein einziges Mal zum weltbesten gekürt werden.

»Stagnation ist der Feind«, mit diesen Worten hat William Drew, Herausgeber der »World’s 50 Best Restaurants«, Änderungen bei dem wohl international bekanntesten und wichtigsten Restaurant-Ranking angekündigt. Wie für die jährlich im Rahmen einer glanzvollen Gala ausgezeichneten Spitzenköche aus aller Welt gelte auch für das Ranking, dass es sich weiterentwickeln müsse und man nicht auf der Stelle treten dürfe. Es würde für die »World’s 50 Best«-Organisation nicht nur darum gehen, herausragende Leistungen zu prämieren, man müsse künftig auch Menschlichkeit, Inklusion und Chancengleichheit stärker in den Fokus rücken.

Damit reagieren die World’s 50 Best auf immer lauter werdende Rufe nach Transparenz bei der Zusammenstellung des Rankings und der Vergabe der Auszeichnungen. Zudem gehe es darum, die Relevanz des Rankings zu erhalten, heißt es in dem Statement auf der »World's 50 Best«-Homepage.

Genderquote

Die Änderungen beziehen sich zunächst auf das Experten-Panel, das in Zukunft 50:50 aus Frauen und Männern bestehen wird. Insgesamt zeichnen 1040 anonyme Juroren rund um die Welt für das Ranking verantwortlich, darunter Köche und Gastronomen (34%), Food-Journalisten (33%) und weitgereiste Gourmets (33%). Auch bei der Wahl ihrer Favoriten sind die Entscheidungsträger dazu aufgerufen, ihre Wahl gendergerecht zu treffen.

Keine Seriensiege mehr möglich

Auch die Voting-Regeln werden überarbeitet und es wird eine neue Kategorie mit dem Namen »Best of the Best« eingeführt. Jedes Restaurant, das im »World’s 50 Best Restaurants«-Ranking einmal Platz 1 belegt hat, steigt in diesen »Olymp« auf und wird in den Folgejahren nicht mehr in der Weltbesten-Liste berücksichtigt. Mangelnde Bewegung an den Spitzenpositionen bzw. Mehrfach-Siege wie sie etwa vom »Noma« oder auch zuletzt von Massimo Botturas »Osteria Francescana« hingelegt wurden, sind demnach nicht mehr möglich. Die »Best of the Best« Riege wird im Juni 2019 installiert und beinhaltet beispielsweise das mittlerweile geschlossene »El Bulli« ebenso wie »The French Laundry« oder die aktuelle Nummer 1 »Osteria Francescana« und das originale, mittlerweile ebenfalls geschlossene »Noma«. Das neue »Noma«, das im Februar 2018 mit anderem Konzept und an einer neuen Location eröffnete, findet in diesem Jahr erstmals Berücksichtigung in der »50 Best«-Liste, könnte also auch Platz 1 belegen.
»Es ist spannend zu sehen, wie sich die ›50 Best‹ parallel zur Kulinarik- und Restaurant-Szene weiterentwickeln«, kommentiert Spitzenkoch Daniel Humm, dessen New Yorker Restaurant »Eleven Madison Park« 2017 Platz 1 belegte, die Änderungen.
Folgende Restaurants waren seit Bestehen der »World's 50 Best«-Liste ein- oder mehrmals auf Platz 1:

  • »El Bulli«, Roses, Spanien (2002, 2006-2009)
  • »The French Laundry«, Yountville, Californien, USA (2003-2004)
  • »The Fat Duck«, Bray, Großbritannien (2005)
  • »Noma«, Kopenhagen, Dänemark (2010-2012, 2014)
  • »El Celler de Can Roca«, Girona, Spanien (2013, 2015)
  • »Osteria Francescana«, Modena, Italien (2016, 2018)
  • »Eleven Madison Park«, New York City, USA (2017)

Kulinarische Weltreise

Als dritten Punkt nennt William Drew den Launch einer eigenen Plattform, auf der alle von den Juroren abgegebenen Tipps präsentiert und auf einer Weltkarte dargestellt werden sollen. Berücksichtigung finden dabei also nicht nur jene Restaurants und Bars, die es schließlich ins jährliche Top 100 Ranking geschafft haben, sondern auch alle Nominierten. Interessierten Gourmets und Foodies sollte damit die Gelegenheit gegeben werden, auch abseits des Rankings neue kulinarische Entdeckungen zu machen.

Auf lange Sicht wolle man mit den Änderungen Vielfalt gewährleisten und auch Chancen für talentierte wie brillante, bislang aber weniger bekannte Köche und Gastronomen eröffnen, es ins internationale Rampenlicht zu schaffen. Die »Best of the Best« Plattform solle in Zukunft auch als Ort des Gedankenaustauschs und des Vernetzens verstanden werden,  in dem die Spitzenköche ihr internationales Standing auch für positive Veränderungen nutzen.

»Durch die Neuerungen bekommen mehr Restaurants die Chance, den Traum zu leben, der für uns Realität wurde und noch immer ist.«
Joan Roca, »El Celler de Can Roca«, World’s Best Restaurant 2013 und 2015

Die »World’s 50 Best Restaurants 2019« werden Mitte des Jahres bekanntgegeben. Die große Gala findet in diesem Jahr in Singapur statt.

Marion Topitschnig
Autor
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