Woher kommt das Fleisch im Restaurant?

Diskussion um verpflichtende Herkunftsangaben für Fleisch: Wirte befürchten neue bürokratische Hürden.

Nachdem im Handel eine verpflichtende Herkunftsangabe für Fleisch eingeführt wurde, wünscht sich die Landwirtschaftskammer nun ähnliches für die Gastronomie: »Es soll draufstehen, was es ist. Wo das Schnitzel herkommt«, sagte Landwirtschaftskammer-Präsident Hermann Schultes am Montag gegenüber der APA. Nach Schweizer Vorbild wünschen sich die Landwirte eine Kennzeichnungspflicht nicht nur für Fleisch, sondern auch für Eierprodukte. Bei den Eidgenossen muss die Herkunft per Aushang oder in der Speisekarte transparent gemacht werden.

Mörwald gegen Zwang
Multi-Gastronom Toni Mörwald reagiert auf diesen Vorstoß im Gespräch mit Falstaff empfindlich: »Man muss sich langsam überlegen, ob man noch ein freies Unternehmertum haben möchte. Kunst braucht Freiraum! Aktuell wird aber versucht, die Kreativität mit Vorgaben zu unterbinden!« Mörwald unterstreicht, dass er seit 25 Jahren die Herkunft seiner Produkte kommuniziert. »Bei umfassenden Speisekarten schreibe ich bei jedem Gericht die Herkunft der Produkte drauf, aber es ist doch nicht erforderlich, dass es immer drauf stehen muss! Das belastet nicht nur mich, das belastet auch den Gast.« Es gibt allerdings auch die Problematik, dass es gar nicht so viele burgenländische Weidegänse oder Zander geben kann, wie manche Gastronomen ihren Gästen weismachen wollen. Wenn man die Herkunft kommuniziere, müsse das dann aber auch überprüft werden.

Reitterer für Freiwilligkeit
Ähnlich ablehnend reagierte auch die Wirtschaftskammer, die eine neue »Bürokratiekeule« für die heimischen Gastronomen befürchtet. Trotzdem zeigt man Verständnis für die Wünsche der Landwirte und verweist auf Initiativen wie dem Gastrosiegel der Agrar Markt Austria (AMA). 1.300 Betriebe verpflichten sich dabei zu regionaler Herkunft ihrer Zutaten und geben ihre Lieferanten detailliert auf der Speisekarte an. Michaela Reitterer, Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), bringt die Haltung der Gastronomen gegenüber dem ORF auf dem Punkt: »Bitte lassen wir es bei einer Empfehlung und machen kein Gesetz«.

(von Bernhard Degen)

Bernhard Degen
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