Wo der Whisky noch handwerklich hergestellt wird

Interview mit Sam Simmons, dem global Brand Ambassador von Balvenie.

»From barley to bottle« nennt man in Schottland den einzigartigen Vorgang, bei dem eine Destillerie jeden einzelnen Arbeitsschritt noch selbst durchführt, vom Anbau der Gerste, über Mälzung und Küferei bis hin zum Brennvorgang selbst. Die destillerieeigene Schmide garantiert die konstante Qualität der kupfernen Brennblasen, hauseigene Küfer produzieren und warten die Fässer selbst. Am Ende des Prozesses steht David Stewart, der älteste Malt Master Schottlands, der den jweiligen Whisky aus verschiedenen Fässern verschneidet. Anlässlich der Whisky-Messe kam der internationale Balvenie Markenbotschafter Sam Simmons nach Wien, und stand der Falstaff-Redaktion Rede und Antwort.

Dr. Samuel J. Simmons ist eine hoch dekorierte Whisky-Koriphäe (President of the Edinburgh University Water of Life Society, first Society Ambassador of the Scotch Malt Whisky Society…), der mit seinem Whisky-Blog unter seinem Pseudonym Dr. Whisky zu weltweiter Berühmtheit gelant ist.

Falstaff: Was macht Balvenie Single Malts so besonders, was unterscheidet sie von anderen Single Malts?
Sam Simmons: Balvenie ist ein sehr typischer schottischer Single Malt. Wegen restriktiver, allgemeingültiger Vorgaben unterscheiden sich diese nicht besonders gravierend. Das Besondere an Balvenie ist jedenfalls, dass jeder Arbeitsschritt von der Gerstenproduktion bis zum Brennen von den eigenen Mitarbeitern durchgeführt wird. Von 109 schottischen Destillerien sind es nur noch sechs, die so arbeiten! Wenn man den Stil von Balvenie Single Malt beschreiben möchte, dann ist immer Honig zu spüren und der Eindruck am Gaumen ist meist abgerundet und süß.

Die autarke Produktion soll sogar so weit gehen, dass Sie den Rum für den »Caribbean Cask« selbst blenden, stimmt das?
Ja, das ist tatsächlich so: Beim Single Malt Scotch Aged 14 Caribbean Cask werden die besten Bourbonfässer ausgewählt und dann wird der Whisky zum »cask finishing« für etwa vier Monate in Fässer gefüllt, in denen sich zuvor feinster karibischer Rum befand. Dabei entsteht beim Whisky eine süße Eichennote mit fruchtigem Charakter. Das Rohmaterial für den Rum wird bei internationalen Brokern gekauft, zu einem eigenen Blend verarbeitet und nach der Fasslagerung wieder verkauft.

Wie schwierig ist es, Mitarbeiter zu finden, die noch traditionelles Handwerk pflegen?
Balvenie ist ein sehr traditioneller Betrieb, deren Gründer aus der Labour-Bewegung kommen. Die Philosphie ist auch heute noch, dass Jobs geschaffen und erhalten werden. Balvenie-Mitarbeiter arbeiten in der Regel ihr Leben lang für ihren Arbeitgeber, manchmal geht das sogar über Generationen.

Wie trinken sie Ihren Whisky am liebsten?
Das kommt ganz auf die Situation an. Aber am besten schon pur. In heißeren Ländern aber auch gerne mit Wasser oder Soda.

Was fühlen Sie, wenn jemand hochwertigen Single Malt mit Cola mischt?
Ach, das macht mir gar nichts. Sollen sie nur! Wenn derjenige Freude damit hat, dann ist das auch gut so.

Was sind ihre liebsten Cocktails mit Whisky?
Ich finde beispielsweise Bourbon mit kaltem Grüntee sehr spannend. Oder japanischen Whisky mit Soda.

Welche sind ihre liebsten Begleiter zu Whisky?
Also Zigarre macht gar keinen Sinn. Der intensive Rauchgeschmack überdeckt die feinen Nuancen des Whiskys. Das ist für mich wie Cola-Whisky! Was wirklich gut passt ist salziger Käse, Blue Stilton beispielsweise. Aber auch fettes Schweinefleisch oder roher Fisch. Genial ist auch Nuss-Schokolade.

https://us.thebalvenie.com/

(von Bernhard Degen)

Bei Balvenie werden alle Fässer selbst gemacht und repariert / Foto beigestellt

Die Balvenie Distillery / Foto beigestellt

Bernhard Degen
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