Winzer J. J. Prüm: Geduld und Finesse

Seit über vierzig Jahren ist Dr. Manfred Prüm für die Weine des Weinguts J. J. Prüm verantwortlich. Auch in schwierigen Zeiten ist er seiner Passion für rest­süße Weine immer treu geblieben.

Das Weingut J. J. Prüm (die ­Abkürzung steht für Johann Josef) in Wehlen an der Mittelmosel ist eine der weltweit gefragten Adressen für fruchtige und edelsüße Rieslinge. Nur durch die Uferallee von der Mosel getrennt, steht hier das ehrwürdige Gutshaus der Familie Prüm, die Balustrade umsäumt von einer wahren Pracht an Rhododendren, dem Stolz der Hausherrin. Die einem kleinen Schlösschen gleiche Villa hatten Dr. Manfred Prüms Groß­eltern vom Onkel der Großmutter 1904 als Hochzeitsgeschenk bekommen. Architektonisch eine Mischung aus Historismus und ­Jugendstil, wurde dieses Haus zum Heim für inzwischen vier Prüm-Generationen.

Traditionshaus mit Geschichte
Der Name Prüm ist mit dem Weinbau an der Mittelmosel seit jeher eng verbunden, eine erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1156. Nach einer Teilung unter nicht weniger als sieben Erben entstand 1911 das Weingut Johann Josef Prüm – seine Frau brachte wertvolle Weinberge wie die Bern­kasteler Badstube als Mitgift in die Ehe. (Ein anderer bis heute noch existierender Betrieb ist S. A. Prüm, der von Sebastian Alois Prüm ebenfalls 1911 gegründet wurde.) 1969 musste Dr. Manfred Prüm nach dem plötzlichen Ableben seines Vaters Sebastian Prüm-Erz die Leitung des Weinguts in die Hand nehmen. Es war sicher keine leichte Zeit, denn in den 70er- und 80er-Jahren geriet der süße Wein der Mosel durch lieblose Massenproduktion von Genossenschaften und Großkellereien als »Zuckerwasser« in Verruf.

Dabei hatte der edelsüße Wein gerade in den Siebzigern einige herausragende, bis heute legendäre Jahrgänge wie 1971 oder 1976. Zu jener Zeit stießen diese Weine in England oder den USA bereits auf größere Gegenliebe und Wertschätzung als in ihrer Heimat. Mitte der Achtziger blieb der von Österreich ausgehende Weinskandal auch in Deutschland nicht ohne Folgen: Die Verbraucher wanderten in Scharen zum trockenen Wein ab. Dr. Manfred Prüm blieb jedoch konsequent jenem unverwechselbaren, filigranen und ­finessenreichen Rieslingstil treu, dem sich ­bereits sein Vater, ab 1921 Kellermeister, ­verpflichtet hatte. Der legendäre Ruf der »hochfeinsten Auslesen« aus den Zwanzigerjahren klingt bis heute nach und wird seit Jahrzehnten weiter ausgebaut. Katharina, die älteste der drei Prüm-Töchter und designierte Gutsleiterin, studierte in Münster Jura, promovierte wie ihr Vater und kehrte nach Praktika in den USA nach Wehlen zurück.

Rieslingmeer
Blickt man von der Terrasse des Hauses Prüm über die Mosel auf die andere Seite des Flusses, so sieht man direkt gegenüber jenen Weinberg, dessen Name untrennbar mit dem Weingut J. J. Prüm verbunden ist – die Wehlener Sonnenuhr. Links schließt sich flussabwärts die Zeltinger Sonnenuhr an. Oberhalb erstreckt sich das Graacher Himmelreich, eine Lage, die deutlich höher liegt als die Wehlener Sonnenuhr und daher etwas filigranere Weine hervorbringt. Die Mosel aufwärts besitzt die Familie Prüm einige Parzellen in Bernkastel wie in der Badstube oder im flussnahen Lay. Insgesamt stehen dem Betrieb heute rund 22 Hektar zur Verfügung.

Das Weingut J. J. Prüm verwandelt die gewonnenen Rieslingtrauben in ein breites Sortiment, das Jahr für Jahr aufs Neue durch eine authentische Wiedergabe der ­speziellen Merkmale der jeweiligen Lage in Kombination mit der weingutstypischen Stilis­tik auf sich aufmerksam macht. Vom ­Kabinett bis zur Auslese spannt sich der facettenreiche Bogen, keiner dieser restsüßen Weine weist mehr als zehn Volumenprozent Alkohol auf, meist liegt der Wert deutlich darunter. Besonders komplex zeigt sich die Auslese Goldkapsel oder gar eine Lange Goldkapsel, oft ein Versteigerungswein. In entsprechenden Jahren werden auch kleine Mengen an Hochprädikaten wie Beerenaus­lesen, Eisweinen und Trockenbeerenauslesen gekeltert, exquisite Süßweinpreziosen, für die Rieslingfans viel Geld zahlen.

Längst begeistern sich wieder viele Weinfreunde in Deutschland für den fruchtigen Riesling, das unterstreicht eine stetig wachsende Nachfrage. Für diese deutliche Trendumkehr ist neben anderen qualitätsorientierten Erzeugern an der Mosel Dr. Manfred Prüm in herausragender Weise mitverantwortlich. Der Gault-Millau-Weinführer wählte Prüm bereits 1996 zum »Winzer des Jahres« und die Weine des Hauses 2007 zur »Kollektion des Jahres«. Die Deutschland-Ausgabe des Falstaff-Magazins komplettierte diese Liste mit der Auszeichnung des Titels »Lebenswerk Winzer 2012« im Zuge der jährlich stattfindenden Falstaff Wein Trophy.

Den vollständigen Artikel mit noch mehr Einsichten in das Weingut Prüm finden Sie im aktuellen Falstaff Nr. 03/2012.

Text: Peter Moser

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