Modern und mondän, aber tief verwurzelt im Poysdorfer Terroir: Marion und Manfred Ebner-Ebenauer.

Modern und mondän, aber tief verwurzelt im Poysdorfer Terroir: Marion und Manfred Ebner-Ebenauer.
© Rafaela Proell

Winzer des Jahres: Das Power-Couple Ebner-Ebenauer

Marion und Manfred Ebner-Ebenauer erzeugen in Poysdorf im Weinviertel aus uralten Reben exzellente Weine und Sekte, die international genauso gefragt sind, wie im Inland. Falstaff zeichnet das Paar als die »Winzer des Jahres 2022« aus.

Die Weingärten des Weinguts Ebner-Ebenauer verteilen sich sternförmig rund um Poysdorf, eine breite Palette an unterschiedlichen Terroirs bietet den vielfältigen Sorten eine exakt passende Heimat. Das Winzerpaar verfügt über Reben mit überdurchschnittlich hohem Alter, ein Faktor, der wesentlich zur Komplexität der Weine beiträgt. Eine Fläche von 20 Hektar bewirtschaftet die Familie in Poysdorf und in den angrenzenden Dörfern Ketzelsdorf, Kleinhadersdorf und Wilhelmsdorf. Insgesamt werden 38 Weingärten gepflegt, die Weine jeder Parzelle werden separat ausgebaut. Manfred Ebenauer setzt dabei auf Spontan­vergärung und lässt seinen Weinen viel Zeit und Ruhe. 100 Holzfässer und siebzig Edelstahltanks stehen ihm im drei-etagigen, 400 Jahre alten Keller zur Verfügung. Hier, in der Arbeitswelt des Hausherrn, gibt es keine Pumpen oder irgendwelchen technischen Schnickschnack, Manfred Ebner-Ebenauer setzt auf bestes Traubenmaterial, es wird zu 100 Prozent von Hand geerntet, und so gibt man den Weinen die Zeit, die sie brauchen, um sich optimal zu entwickeln.

Ursprünglich hatte Manfred Ebenauer gar nicht geplant, Winzer zu werden und den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Bei seiner Matura war sich der junge Mann absolut sicher, dass er nie im Keller landen würde, er studierte Marketing und wollte als Freigeist mit seiner Kreativität eine Werbeagentur bereichern. Es sollte anders kommen. »Leider drehten sich die Univorlesungen immer mehr um Dinge, mit denen ich eigentlich nichts zu tun haben wollte. Im Kurs ›Personal, Führung und Organisation‹ bin ich dann während der Vorlesung aufgestanden und nach Hause gefahren. Dort habe ich meinen Eltern erklärt, dass ich den Betrieb übernehmen möchte und ab jetzt zu Hause bleiben werde. Sie waren überrascht und sind es, glaube ich, heute noch.«

Die Ausbildung zum Winzer übernahm sein Vater. »Er war ein guter Lehrer und ist ein fantastischer Winzer, seine Herangehensweise war niemals rational oder effizient, aber stets von einer Liebe zur Tätigkeit und zum Wein geprägt, für Praktika blieb keine Zeit.« Manfred las dafür jedes Weinbuch, das er in die Hände bekam und unternahm zahlreiche Weinreisen zu führenden Betrieben in Bordeaux oder in der Toskana. Zwei Jahre lang kehrte er für einen Lehrgang für Weinmanagement in Krems auf die Schulbank zurück und hatte bald nur mehr Augen für eine Kommilitonin aus Wien. Das Schicksal stellte seine Weichen. Im Alter von 27 Jahren übernimmt er mit seiner Frau Marion das Weingut, das von nun an Ebner-Ebenauer heißen sollte. »Es war wohl die größte Überraschung in meinem Leben, dass Marion ihre steile Karriere bei Wein & Co aufgab. Sie kam wie ein Wirbelwind über Poysdorf, das Weingut und mich, und hatte, wahrscheinlich wie so oft schon, eine konkrete Vision, wie alles einmal sein wird, bevor ich noch nicht den leisesten Schimmer hatte.«

Introvertiert und extrovertiert: Manfred, der ruhig-gelassene Kellermeister, Marion, der kommunikative Motor des Betriebs.
© Rafaela Proell
Introvertiert und extrovertiert: Manfred, der ruhig-gelassene Kellermeister, Marion, der kommunikative Motor des Betriebs.

Auf Wein umgesattelt

Die in Wien geborene Marion wollte ihre Leidenschaft für Pferde zum Beruf machen, und besuchte die Weinbauschule in Gumpoldskirchen, weil diese auch eine Ausbildung zur Pferdewirtin anbot. Nach einem Jahr hatte sie aber das Thema Wein so gepackt, dass sie kurzentschlossen auf Weinbau umsattelte. Im zarten Alter von 16 Jahren begann ihr zwölfmonatiges Pflichtpraktikum am Weingut Fritz Wieninger in Stammersdorf. »Hier hat sich das Feuer für Wein dann endgültig entfacht, und ich wusste, ich möchte einmal selbst Wein machen. Als junger Mensch hatte ich das erste Mal das Gefühl, meinen Platz gefunden zu haben,« erzählt Marion Ebner-Ebenauer. Der Winzer Fritz Wieninger hat sie inspiriert, dessen Mutter hingegen hat Marions Lebenstempo neu getaktet. Deren Leitspruch »Rechts ist das Gas!« prägt die Winzerin bis heute. Mit 19 Jahren nimmt sie in Krems ebenfalls das Weinmanagement in Angriff und lernt neben allerlei Wissenswertem auch ihren zukünftigen Ehemann kennen. Doch der musste zunächst noch warten, Marion heuert als Barleiterin beim neuen Wein & Co-Flagship-Store am Stephansplatz an. Und sie gründet ihre eigenes Wein-Label und füllt unter dem Namen »Melusine« als Négociantin erste Weine ab. In den folgenden Jahren kauft sie Grundweine von namhaften Produzenten und beginnt, diese selbst auszubauen und zu vertreiben. Daneben beginnt sie noch berufsbegleitend die Ausbildung zur Weinakademikerin in Rust. Mit 22 Jahren geht sie für sechs Monate als Sommelière nach Los Angeles und arbeitet für Wolfgang Puck im »Spago« in Beverly Hills. Es folgt ein Jahr als Marketingleiterin bei einem Weingut in Halbturn im Burgenland. »Dort habe ich viel gelernt, vor allem, wie ich es nie machen will und werde!« Danach kehrt sie zu Wein & Co zurück und leitet den Gastrobereich. In diesem Job hat sie die Verantwortung für fünf Filialen in drei Bundesländern und führt rund 100 Mitarbeiter. Mit 26 Jahren läuten dann die Hochzeitsglocken, bald darauf übernehmen Marion Ebner und Manfred Ebenauer den Betrieb in Poysdorf, das Weingut heißt nun Ebner-Ebenauer. Seither ist das Weingut von sieben auf ihre Wunschgröße von 20 Hektar gewachsen – 2016 wurde auf Bio umgestellt. Der Betrieb erzeugt heute rund 80.000 Flaschen im Jahr und exportiert
70 Prozent
der Produktion in 22 Länder weltweit.

Weltberühmt im Ausland und fast unbekannt Zuhause: Siebzig Prozent der Produktion gehen in 22 Länder. Da bleiben für Österreich nur ein paar tausend Flaschen.

© Rafaela Proell

Der Sortenspiegel wird, wie es sich im Weinviertel gehört, vom Grünen Veltliner dominiert, der in zahlreichen Varianten ausgebaut wird. Vom Weinviertel DAC über den Ortswein Poysdorf spannt sich ein Bogen der Lagenweine aus Hermanschachern, Ried Bürsting und Ried Sauberg zu den Alten Reben bis zur Prestige-Linie »Black Edition« aus den besten Trauben der Poysdorfer Spitzenlage Ried Maxendorf. Im Weißweinsegment kommen Riesling und Riesling Alte Reben, Chardonnay und Weißburgunder Alte Reben dazu – vom Chardonnay gibt es auch eine »Black Edition«.

Der Zauber der alten Reben

Erst wenn die Rebstöcke ein Alter von 30 Jahren erreicht haben, werden sie im Weingut Ebner-Ebenauer mit der Angabe der Riede als Einzellagenwein am Etikett ausgewiesen. Trägt er die Zusatzbezeichnung »Alte Reben«, so stammt der Wein aus Anlagen, die fünfzig Jahre alt sind, die ältesten dieser knorrigen Rebstöcke sind bereits siebzig Jahre alt. »Jeder einzelne Rebstock erzählt eine Geschichte, und die interessantesten erzählen nun einmal die Alten Reben,« ist Marion Ebner-Ebenauer überzeugt.

»Nur ein alter Rebstock kann die Vielschichtigkeit des Bodens wider-spiegeln und lässt besonders komplexe Weine entstehen.«

Manfred Ebner-Ebenauer

Der Roséwein Rosa Kalk und die Rotweine Pinot Noir und Pinot Noir »Black Edition« sowie Zweigelt und St. Laurent, beides Alte Reben, runden das Angebot ab. Und weil Poysdorf als das österreichische Pendant zu Reims in der Champagne gilt, darf auch der Sekt nicht fehlen. Gekeltert aus Chardonnay und für mindestens sieben Jahre auf der Hefe gereift, zählt der »Blanc de Blancs Zero Dosage« längst zum Besten, was es auf diesem Sektor in der Alpenrepublik gibt. Der Grundwein wird den berühmtesten französischen Vorbildern folgend zwei Jahre im Holzfass ausgebaut, bevor er in der Flasche sein seidiges Mousseux entwickeln darf. Leider übersteigt die Nachfrage das Angebot dieses Juwels um ein Vielfaches, nur etwa 2000 Flaschen wird es von der Großen Reserve des Jahrgangs 2015 geben (jetzt vorreservieren), dazu werden sich noch etwa 1000 Flaschen Blanc de Noirs gesellen. »Eigentlich haben wir den Blanc de Blancs für uns selbst kreiert,« so die bekennende Champagne Krug-Liebhaberin Marion Ebner-Ebenauer, »vom ersten Jahrgang 2006 haben wir sicher die Hälfte gleich selbst getrunken.«

© Rafaela Proell
Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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