Winzer des Jahres 2012: Heinz Velich

In diesem Jahr fiel die Wahl der Falstaff-Redaktion auf Heinz Velich aus Apetlon im Burgenland. Seine legendären Weißweine überzeugten.

Wenige österreichische Weißweine genießen eine so große Wertschätzung wie der Chardonnay Tiglat des Hauses Velich. Was der talentierte Winzer Heinz Velich gemeinsam mit Vater Hellmut und Bruder Roland Anfang der 90er-Jahre begann, hat er mittlerweile zu einem facettenreichen kulinarischen Gesamtkunstwerk zusammengefügt. Bei einem Besuch in Apetlon kann man heute nicht nur die faszinierenden Weine verkosten, sondern gleich in der »Residenz Velich« Quartier nehmen und sich kulinarisch verwöhnen lassen. Doch von Anfang an: Gegründet im Jahre 1933 von Otto Velich, ist der ­Familienbetrieb Schritt für Schritt gewachsen und hat heute eine Rebfläche von zehn Hektar.

Zeit des Umbruchs
Mit 60.000 bis 80.000 Flaschen Wein pro Jahr zählt Velich nicht gerade zu den Heinz Velich hat als Kellermeister Weine mit unverwechselbarem Profil entwickeltGroß­erzeugern, man könnte ihn eher als Edelweinmanufaktur betrachten, denn alles, was seinen Keller verlässt, zeichnet sich durch überdurchschnittliche Qualität aus. Schon Hellmut ­Velich, der hauptberuflich als Hofrat im Bildungswesen in Eisenstadt tätig war, setzte voll auf Qualität, auch wenn die Weine früher noch im Gebinde verkauft wurden. Im Jahr 1990 entschieden sich Heinz und Roland ­Velich, das Weingut zu einem Vollerwerbs­betrieb auszubauen. Es war die Zeit des allgemeinen Aufbruchs. Eine junge Generation von Winzern trat an, die Schatten der Vergangenheit loszuwerden. Die Familie Velich, die immer schon ausgezeichnete edelsüße Weine kelterte und dies bis heute tut, erkannte, dass man sich mit einem trockenen Weißwein wohl leichter einen Namen machen könnte.

Zu dieser Zeit hielten in der österreichischen Weinkultur große Neuerungen Einzug. Im Jahr 1990 wurden bei Velich die ­ersten zwei Barriques gekauft und die Gärung und der bio­logische Säureabbau sowie der Ausbau im neuen Holz durchgeführt. »Dieser Schritt war natürlich nicht unumstritten, denn schließlich war damit ja ein gewisses Risiko verbunden«, sagt Velich. Aber wer nicht wagt, hat bekanntlich nichts zu gewinnen. Und so waren bereits diese allerersten 600 Flaschen eines Chardonnays namens ­Tiglat sehr geeignet, die Aufmerksamkeit auf das Weingut zu lenken. Was ­diesen Wein neben dem Ausbau im Barrique ­damals zu etwas ganz Besonderem machte, war die Rebsorte an sich: In Österreich kam der Chardonnay erst Ende der 80er-Jahre im Zuge der Internationalisierungswelle mit ­Cabernet Sauvignon und Merlot in Mode, und kaum jemand verfügte über alte ­Rebanlagen, die das Fundament für ­einen komplexen Wein bilden.

Ein Weißwein schreibt Geschichte
Der Tiglat ist eine Subriede der Lage Hedwigshof. Dort befindet man sich auf Öster­Die beiden Chardonnays Tiglat und Darscho: mineralisch und finessenreichreichs tiefstgelegenem Punkt auf 114 Meter Seehöhe, doch der Chardonnay, der dort wächst, zählt zu den Höhepunkten, die man in diesem Land auf dem Weißweinsektor ­erleben kann. Anfang der 60er-Jahre setzte Familie ­Velich im Tiglat auf 80 Ar vermeintliche Weißburgunderreben aus, der Rest der Fläche von insgesamt über einem Hektar wurde 1990 mit einer Selektion aus diesen alten Rebbeständen ­bepflanzt. Das Rebmaterial kam von der Reb­schule Kober-Kohlfürst aus der Steiermark, und es ­handelte sich in Wahrheit nicht um Weißburgunderreben, sondern um Morillon. Rasch entwickelte sich der in ­limitierter Menge erzeugte Tiglat zu einem der gesuchtesten Weine ­Österreichs, er wurde an Top­adressen wie »Taubenkobel« oder »Steirereck« praktisch nur unter der Hand verkauft.

In den vergangenen Jahren hat Heinz ­Velich den Tiglat stufenweise verfeinert. Nach wie vor bevorzugt er perfekt reife Trauben und lässt die Weine, die fast alle im Holz ­ausgebaut werden, möglichst lange auf der Hefe. Der Tiglat mit seinem großen Anteil an alten Reben bringt Trauben hervor, die das spezielle Wesen der Region auf feinste Art und Weise zum Ausdruck bringen, wobei die mineralischen Komponenten und die betonte Finesse immer stärker in den Vordergrund rücken. Bei einem Jahrgang wie dem aktuellen 2009er zeigt sich der Tiglat von seiner schönsten Seite. Ausgestattet mit feiner Würze und Feuersteinanklängen, einer seidigen Textur und angenehmer Salzigkeit, lässt sich eine gewisse Wesensverwandtschaft mit den großen Vorbildern aus Puligny-Montrachet durchaus nachvollziehen.

Im Jahr 1990 wurden auf dem Weingut Velich die ersten beiden Barriques gekauft
Im Jahr 1990 wurden auf dem Weingut Velich die ersten beiden Barriques gekauft

Auch der zweite Chardonnay des Hauses, der Darscho, ist heute seinen Kinderschuhen längst entwachsen – und es ist nicht gerechtfertigt, ihn als Zweitwein des Tiglat zu betrachten. Dieser komplexe Weißwein wird im Grunde nicht anders als der Tiglat behandelt, er gefällt durch Eleganz, Balance und Länge, im Vergleich mit dem Tiglat steht hier die Frucht noch mehr im Vordergrund als die Mineralik. Daneben erzeugt Heinz Velich einen feinen trockenen Welschriesling, der als leichtfüßiger Speisenbegleiter ebenso überzeugt wie die etwas substanzreichere Cuvée namens TO, die aus Chardonnay, Sauvignon Blanc und Welschriesling besteht. In Jahren mit Edelfäule werden auch Beerenauslesen und Trockenbeerenauslesen aus den Rebsorten Sämling, Welschriesling und Chardonnay erzeugt, die regelmäßig zum Besten gehören, was der Seewinkel auf diesem Sektor anzubieten hat.

Ein Wein ist nicht genug ...
Seit einigen Jahren betreibt Heinz Velich gemeinsam mit Hans Schwarz aus Andau ein ehrgeiziges Projekt namens »Panta Rhei«, bei dem die beiden Ausnahmewinzer das Potenzial der Böden auf dem Leithaberg rund um Eisenstadt ausloten. Auch hier ist Velich für die ­Vinifikation der Weißweine zuständig, und auch wenn seine Winzer-Handschrift ­unübersehbar ist, so zeigt der Chardonnay hier eine erkennbar andere Stilistik. Er verfügt über eine hellere Fruchtkomponente und eine fast kreidig anmutende Textur, die seine spezielle Herkunft verrät. Wer der Meinung ist, dass Grüner Veltliner im Burgenland ­entbehrlich sei, der möge den Vertreter aus der »Panta Rhei«-Serie verkosten, den Heinz Velich mit sichtlichem Vergnügen keltert.

Das Weingut von Heinz Velich in Apetlon
Das Weingut von Heinz Velich in Apetlon

Und weil der Weinbau für den umtriebigen Vater von zwei Söhnen nicht ausreichend ­Beschäftigung bietet, hat er gemeinsam mit seiner Frau Sonja ein ehemaliges Zollhaus in ein stilvolles Kleinhotel mit fünf Zimmern und ­eigenem Spa-Bereich verwandelt. Und weil auch das noch nicht reicht, hat Heinz ­Velich begonnen, Turopolje-Schweine zu ­züchten, eine selten gewordene, aus Kroatien stammende Rasse, die für ihre hervorragende Fleisch­qualität berühmt ist. Man darf für die Zukunft gespannt sein, welche Projekte Velich als Nächstes angeht. Was immer es sein wird, die Suche nach bester Qualität wird in jedem Fall im Vordergrund stehen.

Velichs Weine in der Falstaff-Datenbank - bewertet und beschrieben

WEINGUT VELICH
Seeufergasse 12
7143 Apetlon
T: +43/(0)2175/31 87
Mobil: +43/(0)664/421 68 43
Fax: +43/(0)2175/31 87-4
E-Mail: weingut@velich.at

www.velich.at

RESIDENZ VELICH
Illmitzer Straße 13
7143 Apetlon
T: +43/(0)2175/540 00
Mobil: +43/(0)664/213 13 00

Text von Peter Moser
Aus Falstaff 04/2012

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