Die Lage Langteufel ist eine von zwölf »Wiener Ersten Lagen«

Die Lage Langteufel ist eine von zwölf »Wiener Ersten Lagen«
© Herbert Lehmann

WienWein-Winzer kommunizieren »Erste Lagen«

Erster Schritt bei Wiener Lagenklassifikation soll mit dem Jahrgang 2017 erstmals sichtbar gemacht werden.

Bei der jährlichen WienWein-Pressekonferenz anlässlich der Präsentation des neuen Jahrgangs haben die sechs Mitgliedsbetriebe ihre Bestrebungen zur Wiener Lagenklassifiaktion präzisiert und zwölf »Erste Lagen« bekannt gegeben. Fritz Wieninger beruft sich auf historische Vorbilder wie beispielsweise die Grand Cru-Klassifikation im Burgund, merkt aber gleichzeitig an, dass der demokratische Gedanke damals noch nicht so gereift war und eine Umsetzung wohl einfacher wie heute. Die WienWein-Gruppe arbeitet seit rund zwei Jahren an der Ausgestaltung der Klassifikation und hat einerseits geologische Gutachten erstellen lassen und andererseits in Evaluierungsverkostungen die Relevanz von einzelnen Lagen und den dazugehörigen Weinen herausgearbeitet; Recherchen zu historischen Grundlagen sind noch im Gange.

Qualitätspyramide

Die Idee beruht auf einer fünfstufigen Qualitätspyramide:

  • Gebietswein: Einzige Vorgabe ist, dass die Trauben aus Wien sein müssen
  • Ortswein: Bezieht sich auf großflächige geografische Bezeichnungen bzw. Großlagen wie Bisamberg oder Nussberg
  • Riedenwein: Konkrete Beschränkung auf einzelne Rieden, alle Rebsorten sind möglich
  • Erste Lage: Parzellengenaue Abgrenzung auf Basis des Wiener Rebflächenverzeichnisses, nur einzelne Rebsorten werden zugelassen.
  • Große Lagen: Können nur aus Ersten Lagen heraus entstehen und werden erst nach mehreren Jahren der Evaluierung zugelassen
Die WienWein-Mitglieder: Thomas Podsednik (Weingut Cobenzl), Fritz Wieninger, Rainer Christ, Thomas Huber (Weingut Fuhrgassl-Huber), Michael Edlmoser, Gerhard Lobner (Mayer am Pfarrplatz, Rotes Haus)
© Rudi Raimo Rumpler
Die WienWein-Mitglieder: Thomas Podsednik (Weingut Cobenzl), Fritz Wieninger, Rainer Christ, Thomas Huber (Weingut Fuhrgassl-Huber), Michael Edlmoser, Gerhard Lobner (Mayer am Pfarrplatz, Rotes Haus)

Öffnung mit Bedingungen

»Wir wollen kein exklusiver Klub von sechs lustigen Weinbauern sein, wir wollen das komplett öffnen«, zeigt Fritz Wieninger Offenheit. Gleichzeitig stellt der führende Wiener Winzer aber klar, dass die WeinWein-Gruppe die entscheidende Instanz sein soll, die über eine Zulassung als »Erste Lage« entscheiden wird: »Jeder kann Weine zu uns bringen, wir werden das evaluieren.« Angedacht ist laut Wieninger auch ein Unkostenbeitrag für die Einreichung. Auf Falstaff-Anfrage erklärte Wieninger zwar, dass die Kommission nicht nur WienWein-Winzern bestehen soll, sondern auch aus Sommeliers und Weinjournalisten. Dennoch wird gerade diese führende Rolle der Gruppe unter Winzerkollegen auf wenig Gegenliebe stoßen. Michael Edlmoser verweist auf bisherige Erfolge der WienWein-Winzer und betont die Notwendigkeit endlich zu Handlen: »Wir gehen den Weg vor, andere werden folgen.« Fritz Wieninger zeigt sich in diesem Zusammenhang ebenfalls zuversichtlich: 

»Ich bin davon überzeugt: Wir schreiben heute Geschichte! Das ist ein wichtiger Schritt in die Zukunft, von dem alle profitieren werden.«

Die Ersten Lagen

  • Am Nussberg: Preussen, Rosengartl, Langteufel, Ulm und Gollin
  • In Grinzing: Seidenhaus, Schenkenberg, Steinberg
  • Am Bisamberg: Wiesthalen, Falkenberg
  • Am Maurerberg: Sätzen, Himmel

Die Ersten Lagen beziehen sich immer auf konkrete Weine mit Geschichte. Die Rebstöcke müssen mindestens zwölf Jahre alt sein und die Weine müssen aus den Sorten Riesling, Grüner Veltliner oder Weißburgunder sein. Wiener Erste Lagen wird es erst ab dem Jahrgang 2017 geben und dürfen frühestens im September 2018 auf den Markt gebracht werden. Andere Winzer können der Gruppe zufolge erst ab dem 1.1.2019 einen Antrag stellen und müssen sich einer Begutachtungszeit von drei Jahren unterwerfen. Die erste »Erste Lage« von einem Nicht-WienWein-Winzer kann somit frühestens im Jahr 2022 auf den Markt kommen.

Der Jahrgang 2016

Aufgrund der Brisanz des Hauptthemas kam der eigentliche Grund für das Zusammensein – der neue Jahrgang – zu vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit. Völlig zu unrecht, wie eine erste Überblicksverkostung zeigte: Der Jahrgang 2016 ist wohl einer der ausbalanciertesten und spannendesten Wiener Jahrgänge überhaupt und hat in allen Qualitäten hervorragende Weine gebracht.
www.wienwein.at

Bernhard Degen
Autor
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