Wiener Winzerlegende Franz Mayer ist tot

Der Doyen der Wiener Weinszene ist im Alter von 83 Jahren friedlich entschlafen.

Franz Mayer hat sich mit seinem stadtbekannten Heurigen »Mayer am Pfarrplatz« und seinen vielen hervorragenden Jahrgängen schon zu Lebzeiten selbst ein Denkmal gesetzt. Der Qualitätspionier hat das Fundament für die Erfolgsgeschichte des Wiener Weinbaus gelegt. Er hat sich zwar schon länger aus der aktiven Winzerkarriere zurückgezogen, doch seine Erfahrung wurde von den jungen Weinbauern immer noch sehr geschätzt. Die heutigen Bewirtschafter des Weinguts »Mayer am Pfarrplatz« fragten den erfahrenen Weinbauern oft um Rat, wenn es um Probleme einzelner Lagen ging, denn er kannte die Wiener Weinberge wie seine Westentasche.

Einer, der Franz Mayer sehr gut gekannt hatte und gemeinsam mit ihm Pläne geschmiedet hat, ist Winzer Fritz Wieninger: »Franz Mayer ist eine Gallionsfigur, der Weichenstellungen vorgenommen hat, von denen wir heute noch profitieren. Er war eine starke Persönlichkeit, die viele Dinge in Bewegung gebracht hat und auch manchmal auf den 'Tisch gehaut hat'. Die von ihm durchgesetzte Auspflanzförderung war vor etwa 20 Jahren für den Wiener Weinbau lebensnotwendig! Sehr viele dieser Weingärten sind heute im besten Alter und bringen hervorragende Trauben für beste Weine. Ich habe höchsten Respekt vor seiner Leistung. Er hat seine Zeit nicht nur für sich genutzt, sondern auch für den Wiener Wein. Er hat etwas hinterlassen, auf dem wir aufbauen konnten.«

Franz Mayer wurde 1928 in eine Weinbaufamilie hineingeboren. Seit 1948 arbeitete er am elterlichen Betrieb mit und setzte sich für einen kontinuierlichen Ausbau ein. Bereits drei Jahre später eröffnete er auf der Hohen Warte seinen ersten Buschenschank, der 1958 in die Grinzinger Straße verlegt wurde. 1965 übernahm Franz Mayer den Betrieb hauptberuflich und bewirtschaftete seitdem rund 26 Hektar Fläche.

Seine langjährige Tätigkeit für die bäuerliche Interessenvertretung begann Franz Mayer 1963 als Kammerrat, bereits drei Jahre später wurde er Vizepräsident und von 1995 bis 2003 schließlich Vorsitzender der Wiener Landwirtschaftskammer. Mayer hat in seiner langjährigen Tätigkeit für die Winzer, die Ackerbauern und Gemüsegärtner in Wien vieles bewegt und erreicht. Vor allem die soziale Absicherung seiner bäuerlichen Kollegen und der Weinbausektor waren ihm ein besonderes Anliegen. Seinem Steckenpferd, dem Weinbau, widmete Mayer nicht nur seine private Zeit, sondern er initiierte die Weingartenauspflanzförderung,
setzte sich für den Schutz des Wiener Weinlandes durch Flächenwidmung
und Verordnungen nach dem Wiener Naturschutzgesetz ein und
ermöglichte den Buschenschankbetrieben in der Landeshauptstadt die
Erlangung von Heurigenbuffetberechtigungen.

Mit seiner Qualitätsoffensive legte der engagierte Winzer auch den Grundstein für den späteren Erfolg des Wiener Weins und gründete eine Reihe von Interessengemeinschaften, vorwiegend mit dem Ziel, den Stellenwert der Wiener Weinkultur in der Gesellschaft und am Wirtschaftsstandort Wien zu verbessern. Für seine Verdienste wurde Franz Mayer mit einer Reihe von Auszeichnungen bedacht, 1998 wurde ihm beispielsweise das Goldenen Ehrenzeichen der Stadt Wien verliehen.

(von Bernhard Degen)

Bernhard Degen
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