Die legendäre Reiss-Bar bekommt endlich einen würdigen Nachfolger: »Roberto American Bar« könnte zum exklusivsten Cocktail-Spot der Stadt avancieren.
Der Standort hat Geschichte: An der Stätte der legendären Reiss-Bar eröffnen Alexandra und Roberto Pavlović-Hariwijadi ihre dritte Bar. In der Wiener Szene braucht man das Paar nicht näher vorzustellen, ihre beiden ersten Standorte am Bauernmarkt und in der Jasomirgottstraße sind beliebte Publikumsmagnete. Trotz Corona-Krise ließen sich die beiden die Chance nicht entgehen, den Spirit der Reiss-Bar wiederzubeleben und bauten das Lokal, in dem zuletzt ein Smoothie-Laden gastierte, völlig um.
Die Lage am Neuen Markt scheint herausfordernd, da der Platz aktuell noch von einer monströsen Tiefgaragen-Baustelle dominiert wird. Hier ist allerdings ein Ende absehbar und spätestens nächstes Jahr ist der Neue Markt autofrei und hat alle Voraussetzungen für den schönsten Platz in Wien.
Roberto ist sich der historischen Dimension des Standortes gewahr und sagt im Gespräch mit Falstaff, dass er die ehrenvolle Vergangenheit der Reiss-Bar würdigen will, allerdings keine Kopie sein kann und auch nicht will. Als Reminiszenz an die kultige Szene-Bar, in der die Wiener Prominenz ein und ausging, haben Alexandra und Roberto die originalen Entlüftungsrohre, die von Coop Himmelblau wie Schrauben samt Muttern inszeniert wurden, wieder hergestellt. Stammgäste der ehemaligen Reiss-Bar werden sie sofort wieder erkennen. Abgesehen davon wird das neue Lokal eine American Bar internationalen Formats.
Das Interieur wird von einem pompösen Luster mit 375.000 Kristallen dominiert werden. Die Schank, die Wände sowie die Fassade sind aus exklusivem Rosso-Levanto Marmor, Messing-Beschläge setzen elegante Akzente. Seitliche Lamperie, Tische und Lounge-Möbel sind im originalen Loos-Bar Design, in Wolfgang Karolinskys (WOKA) Werkstatt gefertigt. Bau und Renovierung der Bar haben die Architektenteams von Ivan Weinmann und Thomas Schwestka (Tecci Architekten) umgesetzt.
Alexandra Pavlović-Hariwijadi stellt richtigerweise fest, dass das anspruchsvolle New Yorker Publikum dieses geschichtsträchtige Interieur lieben würde und kann sich eine weitere Roberto American Bar im Big Apple gut vorstellen. Doch vorerst gilt es, die Bar mit Blick auf den Donnerbrunnen – der eben wieder aufgestellt wird – zu eröffnen. Natürlich wird Champagner eine zentrale Rolle spielen, hier arbeitet Roberto mit Perrier-Jouët und anderen Premium-Marken zusammen. Das Cocktail-Angebot ist in einem edlen Bar-Buch abgebildet, an dem Alexandra und Roberto ein ganzes Jahr lang gearbeitet haben (siehe oben).
Eines der Highlights aus dem Sortiment ist ein für den neuen Standort exklusiv kreierter Drink, der nach der benachbarten Glasmanufaktur Lobmeyr benannt ist. Serviert in einem filigranen Coup mit Cloche (Lobmeyr Candy Dish, Oswald Haerdtl, 1925) besteht er aus Bombay Bramble, Lemon Juice, Zuckersirup, wird mit Milch geklärt und mit Perrier-Jouët Rosé aufgegossen sowie mit Goldblättchen dekoriert. Mit 45 Euro ist er der teuerste Cocktail auf der Karte – die anderen Drinks sind für die Lage und dem exklusiven Ambiente durchaus gästefreundlich kalkuliert und bewegen sich Großteils im Bereich zwischen 13 und 15 Euro.
Genießen kann man die Drinks an einem der rund 30 Plätze innen oder im großzügigen Gastgarten mit etwa 60 Sitzplätzen. Die Eröffnung ist für Anfang September geplant, bespielt wird der Standort auch tagsüber. Wien bekommt eine neue Benchmark der Barkultur.
