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Wie grillt Österreich?

Das Grillverhalten und -wissen hat Petra Postl im Rahmen ihrer Ausbildung zur Fleischsommeliére analysiert. Die interessantesten Ergebisse gibt’s hier zusammengefasst.

Grillen, das heißt Schweinskotelett, Semmel und Bier. Mitnichten! Dass Grillen mittlerweile eine enorme Vielfalt zu bieten hat und »viel mehr ist, als nur ein Stück Grillgut auf den Grill zu legen«, hat Petra Postl bei ihrer Abschlussarbeit zur diplomierten Fleischsommeliére herausgefunden. Grillen habe sich mittlerweile zu einem kultigen Lifestyle mit Genussfaktor entwickelt, so die Expertin in ihrer Einleitung. Grund genug also, um sich das Grillverhalten von Herrn und Frau Österreicher einmal genauer anzusehen. Dies tat Postl mittels Experteninterviews – befragt wurden etwa Matthias Fuchs, Geschäftsführer des Weber Original Store Wien Süd oder auch Ursula Vonkilch, Leitung Business Development Fleisch und Wurst bei Merkur – und einer quantitativen Online-Umfrage mit 421 komplett ausgefüllten Fragebögen.

»Es geht hier um viel mehr als nur Essen zuzubereiten. Es geht um Kunst, Kult und Kulinarik.«
Petra Postl

Österreich grillt

Dass Österreich eine Grillnation ist, bestätigt Postl: 90% der Befragten gaben an, selbst aktiv beim Grillen zu sein, mehr als die Hälfte und vorwiegend Männer stehen dabei selbst am Grill, der Rest und dabei hauptsächlich Frauen fungieren als »Zuarbeiter«. Der typische österreichische Griller liegt in der Altersgruppe von 40-54 (59% der Befragten). In der Grillsaison wird mehrmals im Monat das Feuer angefacht, aber auch abseits des Sommers wird vermehrt gegrillt. Schlechtes Wetter ist längst kein Hindernis mehr, das liege auch daran, dass immer mehr Menschen (40% der Befragten) über eine überdachte Grillstelle verfügen, führt Postl aus. Am liebsten grillen die Österreicher im Garten (73%) und der Trend geht eindeutig in Richtung Outdoor-Küchen.

Bei der Hardware wird der Holzkohlegrill mit Deckel favorisiert (56%), gefolgt vom Gasgrill (46%) und vom Elektrogrill (17%)*, wobei die Experten bei letzterem gerade in den urbanen Räumen einen Anstieg prognostizieren. Die Marke Weber ist bei den Befragten am stärksten präsent (68%) und neben der Größe (86%) sind Preis und Marke (für jeden Zweiten) des Grills beim Kauf entscheidend. Aus den Experteninterviews kristallisierte sich für Postl außerdem heraus, dass der Trend in Richtung Zweit- und sogar Dritt-Grill geht. Überwiegend Männer über 35 legen sich einen Grill zu und sind dann meist schon vor dem Kauf sehr gut informiert – eine Herausforderung für den Handel. Es geht bei der Anschaffung aber nicht mehr nur um den Grill selbst, für den die Käufer bereit sind, auch tiefer in die Tasche zu greifen, sondern auch um Equipment wie Messer, hitzebeständige Handschuhe oder Geräte zur Temperaturmessung.

Bei den Techniken dominiert das direkte Grillen (beinahe 98%), die indirekte Methode nutzen rund 64 Prozent der Befragten*. Für die Zukunft äußerten die Befragten am meisten Interesse am Smoken.
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Steak und Gemüse erfreuen sich großer Beliebtheit.
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Steak und Gemüse erfreuen sich großer Beliebtheit.

Gemüse auf dem Vormarsch

Laut Umfrage am liebsten frönen die Österreicher der Fleischeslust in Form von Rindfleisch (rund 89%), insbesondere Steaks in allen Varianten. Überraschend folgt bereits an zweiter Stelle Gemüse (rund 87%) noch vor Schweinefleisch inklusive Würstel (rund 82%) und Geflügel (rund 81%). Interessant: Mehr als ein Drittel der Befragten gibt an, Brot zu grillen. Zurück zum Fleisch: Hier werden vermehrt Special Cuts und Dry Aged Spezialitäten nachgefragt. Das Zubereiten von kompletten Menüs am Grill hat laut Postl durchaus Potenzial, Desserts vom Grill spielen derzeit allerdings eine kaum wahrnehmbare Rolle.

Das Grillgut kaufen die Österreicher vorwiegend im Supermarkt sowie beim Fleischer des Vertrauens und achten da besonders auf Regionalität und Bio. Beim Grillen ist man in Österreich durchaus experimentierfreudig, rund 80 Prozent der Befragten geben an, gerne etwas Neues ausprobieren zu wollen. Während man sich bei den Saucen Vielfalt wünscht, scheint man bei der Getränkebegleitung traditionell zu bleiben. Am liebsten werden Bier und G’Spritzter zur Grillerei getrunken.

Inspiration und Information bzw. Tipps fürs Grillen holen sich die Österreicher am liebsten bei Freunden, aber auch Zeitschriften und einschlägige Websites tragen zur Erweiterung des Grill-Wissens bei.  

Petra Postl in Aktion
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Großes Kino und nervige Gäste

Zm Abschluss ihrer Befragung wollte Petra Postl wissen, was die Österreicher am Grillen besonders schätzen bzw. was sie wohl am störendsten finden. Beim Grillen gefällt das »Back to the Roots«-Feeling, das Ursprüngliche, das gemeinsame Erlebnis mit Freunden und Familie, der Genuss und das, was Postl unter »Großes Kino« zusammenfasst. Gemeint ist damit der Eventcharakter des Grillens, die Zeremonie vom Feuermachen bis hin zum gemeinsamen Verzehr der Speisen und auch die Show vor den Gästen. Unangenehm werden Gäste mit unpassendem Verhalten empfunden – seien es Besserwisser, die während dem Grillen stören oder Betrunkene – und auch der Zeitaufwand wird eher negativ eingestuft. Ebenso qualitativ schlechtes Grillgut und äußere Faktoren wie Wetter oder Insekten. Und es ist nicht zuletzt das Reinigen des Grills, das den Österreichern nicht so gut gefällt.
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Aber bekanntlich ist ja nach dem Grillen auch vor dem Grillen – also: Augen zu und durch, das nächste Feuer wartet schon!
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