Weizenpreise explodieren
Russlands Krieg gegen die Ukraine treibt die Weizenpreise in schwindelerregende Höhen. So wie Energie werden auch Lebensmittel deutlich teurer.
Russland und die Ukraine deckten bislang ein Viertel der weltweiten Weizenexporte ab. Insgesamt haben beide Länder zusammen 29 Prozent des globalen Exportvolumens beim Weizen. 2020 fielen 17,7 Prozent der weltweiten Weizenexporte auf Russland und rund 8 Prozent auf die Ukraine.
Ukraine als Kornkammer Europas
Die Ukraine gilt als Kornkammer Europas. Kaum anderswo auf der Welt gedeiht Getreide so gut wie auf den fruchtbaren Schwarzerde-Böden der Ukraine und jetzt ist die Zeit, es zu säen. Doch die Felder werden wohl unbestellt bleiben. Um die Versorgung der Verbraucher in Russland zu gewährleisten, verhängt das Land bis zum 30. Juni einen Exportstopp für Weizen, Roggen, Gerste, Mais und Mischgetreide, sogenanntes Mengkorn.
Weltweite Getreidepreise explodieren
Die Folgen des Ausfalls beider Länder auf den globalen Getreidehandel und die Versorgung sind gravierend. Der Krieg treibt den Weizenpreis bereits in bisher nicht gekannte Höhen. Schon jetzt gibt es an den internationalen Getreidebörsen Preisaufschläge von 25 Prozent und mehr. An der Terminbörse in Chicago sprang der US-Future für Weizen um rund neun Prozent auf 9,2025 Dollar je Scheffel. Er erreichte damit den höchsten Wert seit mehr als neun Jahren.
Lebensmittelpreise steigen
Die Folgen des Krieges für die Europäische Union bei der Versorgung mit Lebensmitteln lassen sich durchaus mit denen auf dem Energiemarkt vergleichen. Nicht nur Gas, Öl und Sprit kosten mehr. Auch Nudeln, Brot und andere Getreideprodukte könnten deutlich teurer werden. Mit ernsthaften Versorgungsengpässen bei Agrarprodukten in der EU rechnet jedoch niemand. Wohl aber damit, dass die Lebensmittelpreise signifikant steigen werden.
Drohende Hungerkatastrophe
Am härtesten wird es die Ärmsten treffen. Die FAO warnt vor allem in den ärmeren Ländern vor Hungersnöten und Aufständen in Folge der explodierenden Lebensmittelpreise in den westlichen Industrieländern. Vor allem in Ostafrika droht eine Hungerkatastrophe. Denn dort geben die Menschen schon jetzt mehr als die Hälfte ihres ohnehin niedrigen Einkommens für Essen aus. Doch auch Ägypten und Tunesien beziehen ihre Weizenimporte zu großen Teilen aus Russland und der Ukraine. Rund 65 Prozent der türkischen Weizenimporte stammen aus Russland.
Weizen für die Tiermast
Ein Großteil des importierten Weizens in der EU wird jedoch nicht direkt verzehrt, sondern für die Fleischproduktion in der EU benötigt, und zwar als Futter in der Tiermast. »Wir müssen uns deshalb gut überlegen, ob wir weiterhin 70 Prozent des europäischen Getreides einfach den Schweinen, Hühnern und Kühen vorwerfen. Wahrscheinlich muss man auch da schonender mit den Ressourcen umgehen«, betont der Agrarpolitiker im Europaparlament Martin Häusling: »Wir müssen über nachhaltige Formen der Landwirtschaft nachdenken und nicht zu sehr auf Importe setzen.«