Marie von Liechtenstein, Marketing-Chefin.

Marie von Liechtenstein, Marketing-Chefin.
© Lukas Ilgner

Weinviertel Weltweit: Interview mit Marie von Liechtenstein

Seit sich Prinzessin Marie um Marketing und Vertrieb kümmert, werden die fürstlichen Weine auch auf internationalem Parkett serviert. Falstaff traf die Weinexpertin zum Interview.

Die Stiftung Fürst Liechtenstein bewirtschaftet heute 19.600 Hektar land- und forstwirtschaftliche Flächen, zu denen auch das Weingut sowie verschiedene Immobilien in Österreich gehören. Nach Übernahme der Leitung der Stiftung Fürst Liechtenstein durch SD Prinz Constantin als Vorstandsvorsitzender 2012 unterstützt dessen Gattin, ID Prinzessin Marie von und zu Liechtenstein, die Weingüter in Wilfersdorf und Vaduz tatkräftig als Markenbotschafterin der Hofkellerei des Fürsten Liechtenstein. Mit Falstaff sprach sie über ihren Weg zur Weinexpertin und über ihre Zukunftspläne.
FALSTAFF Prinzessin Marie, wie kam es denn dazu, dass Sie in das fürstliche Weingeschäft involviert wurden?
Marie Liechtenstein Wein hat mich immer schon interessiert. Im Restaurant war auch meist ich es, die den Wein ausgewählt hat. Als man mich gebeten hat, mich um die Belange des Weinguts zu kümmern, habe ich gerne zugesagt. Der Weinbau hat in der Familie eine 600 Jahre währende Tradition, jede Flasche ist aber auch eine Visitenkarte der Familie. Darum habe ich mich in einem ersten Schritt dazu entschieden, den Etiketten ein neues Outfit zu geben. Geworden ist es eine Verbindung aus Tradition und Moderne, denn die Familie Liechtenstein ist fest im Heute verankert. Etwas Grellbuntes und Wildes hätte weniger zu uns gepasst.
Sie haben sich schnell in der professionellen Weinwelt etabliert und mit der Weißweincuvée »Quartett« das Sortiment nach Ihrem Geschmack erfolgreich bereichert. Woher kommt diese Sicherheit?
Je intensiver ich mich mit der Thematik Wein befasst habe, umso mehr war klar, dass ich meine Kenntnisse vertiefen muss, wenn ich etwas bewirken möchte. So habe ich 2014 auch eine Ausbildung zur Sommelière abgeschlossen, was mir heute im internationalen Vertrieb unserer Weine, speziell in den asiatischen Märkten, sehr entgegenkommt. 
Wo sehen Sie aktuell einen Bereich in Bezug auf die Weine der Hofkellerei, wo Sie Steigerungspotenzial vermuten?
Den Schwerpunkt unserer Produktion bilden natürlich die Weine aus Österreich, in Liechtenstein selbst sind es vier Hektar. Mit dem Namen »Hofkellerei des Fürsten von Liechtenstein« werden unsere Produkte auf den ersten Blick oft nicht als österreichischer Wein erkannt. Immer wieder finde ich sie auf Weinkarten – egal, ob in Österreich oder in der Schweiz – unter Liechtenstein eingereiht. Da liegt also noch Arbeit in der Kommunikation vor uns, denn die Anerkennung der Qualität im Ursprungsland ist auch für den Erfolg im Export mitentscheidend. Und qualitativ müssen wir uns nicht verstecken.
Sie haben sich in der jüngeren Vergangenheit verstärkt mit dem asiatischen Markt auseinandergesetzt, was sind Ihre Beweggründe?
Klarerweise sind Liechtenstein und die Schweiz unsere Hauptmärkte. Seit einigen Jahren versuchen wir nun auch, mit unserem Wein in Hongkong, Taiwan und Singapur Fuß zu fassen. Asien ist natürlich auch in Sachen Weinexport ein gefragter und zugleich sehr komplexer Markt. In diesen Märkten ist die LGT Bank, die im Eigentum der Familie steht, eine der führenden Privatbanken. Somit bieten sich Synergien an. Den Anfang machte eine Roadshow mit Kunstwerken aus der Fürstlichen Sammlung, die wir mit unserem Weinsortiment begleitet  und dabei erste gute Kontakte geknüpft haben. Gesellschaftliche Anlässe in entspannter Atmosphäre sind immer gut geeignet, jemandem besondere Weinqualitäten näherzubringen. In Asien ist das Thema Weinbegleitung beim Essen ein wesentliches Element. Hier muss man von europäischen Mustern à la »zuerst kommt der Weiße, dann der Rote« abweichen. Wenn es die Harmonie mit den Gerichten erfordert, dann kommt eben in Hongkong auch einmal der Grüne Veltliner nach dem Merlot. In solchen Situationen hat mir meine Sommelier-Ausbildung geholfen.
Was dürfen sich Genießer in Zukunft von den Weinen der Hofkellerei erwarten? 
Es wird sicher weitere Innovationen geben, wie zuletzt die Reserve beim Grünen Veltliner, die sehr gut angekommen ist und eine tolle Erweiterung des Spitzensortiments darstellt. Wir gehen bewusst den Weg der kleinen Schritte konsequent weiter; auch Rom wurde nicht an einem Tag erbaut. Wir freuen uns über die bereits erzielten Erfolge, gerade erst haben wir beim Weinwettbewerb der Fluglinie Cathay Pacific eine Goldmedaille gewonnen. Wir haben die nötige Geduld. Wein ist ein mittelfristiges bis langfristiges Geschäft, wie die 600 Jahre währende Weintradition in unserer Familie eindrucksvoll bezeugt.

Erschienen in
Falstaff Nr. 03/2018

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Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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