Weinlegende Giacomo Tachis ist tot

Der Schöpfer des Tignanello und des Sassicaia ist im Alter von 82 Jahren verstorben.

Geboren und aufgewachsen im Piemont, absolvierte Giacomo Tachis die Weinbauschule in Alba. Nach ersten beruflichen Erfahrungen im Piemont ereilte ihn 1961 der Ruf von Antinori in die Toskana. Der Chianti und generell der Wein der Toskana durchlief damals eine tiefgreifende Krise. Der »Fiasco«, der typische Chianti in der Bastflasche, lief nicht mehr, es brauchte Alternativen. Niccolò Antinori holte den jungen Önologen, um den Weinen von Marchesi Antinori eine neue Richtung zu geben.

Hauswein Sassicaia
Als bestens ausgebildeter Techniker probierte Tachis neue Methoden, er verbannte die damals noch übliche »Governo«-Technik aus dem Keller, befasste sich mit der malolaktischen Gärung und dem Ausbau im Barrique-Fass. Und er wusste sich Rat zu holen. Zu seinen wichtigsten Ratgebern zählte Emile Peynaud in Bordeaux, mit dem er Zeit Lebens freundschaftlich verbunden war. Durch Peynaud lernte Tachis auch Cabernet und Merlot gut kennen. So entwickelte er sein Rezept der Verbesserung des toskanischen Weines durch die Zugabe von Cabernet. Sein erstes Projekt verwirklichte Tachis aber nicht bei Antinori, sondern bei einem Vetter der Antinoris, Marchese Incisa della Rocchetta. 1968 kümmerte sich Tachis auf Einladung der Antinoris hin um den damaligen Hauswein der Incisas und kreierte so den Sassicaia.

Tignanello und Solaia
Gestärkt durch den Erfolg des Sassicaia waren nun auch die Weine von Antinori an der Reihe. 1971 schufen Tachis und Piero Antinori, der mittlerweile im Betrieb nachgefolgt war, den Tignanello, ein Verschnitt aus Sangiovese und Cabernet Sauvignon. Dieser Wein markierte einen Wendepunkt und leitete die Renaissance des toskanischen Weines und des gesamten Weinbaus in Italien ein. 1978 folgte der nächste Coup: der Solaia, eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon und etwas Sangiovese, gewissermaßen der umgekehrte Tignanello. Er besiegelte endgültig den Rang von Marchesi Antinori als Spitzenproduzent.

Sammarco und Saffredi
Während seiner ganzen Zeit bei Antinori, bis 1992, kreierte Giacomo Tachis eine ganze Reihe weiterer Spitzenweine auch für andere Produzenten, die meisten von ihnen verwandtschaftlich mit den Antinoris verbunden. So schuf er mit Alceo di Napoli auf Castello dei Rampolla den Sammarco, bei Guerrieri Gonzaga im Trentino war er für den San Leonardo verantwortlich. Auch der Saffredi von Le Pupille trägt Tachis‘ Handschrift. Er beriet Castell’in Villa ebenso wie Argiano sowie Umani Ronchi oder Pollenza in den Marken. In den Jahren nach seiner Pensionierung beschäftige sich Tachis vor allem mit dem Weinbau in Sardinien (hier bei Santadi und Agricola Punica) und Sizilien. Bei all seinen Erfolgen blieb Tachis immer bescheiden, Starallüren lagen ihm fern. Giacomo Tachis verstarb im Alter von 82 Jahren vergangenen Samstag in San Casciano in Chianti.

von Othmar Kiem

Othmar Kiem
Othmar Kiem
Chefredakteur Falstaff Italien