In den Weingärten des Napa Valley wachsen die vielleicht besten Cabernet-Trauben der Welt.

In den Weingärten des Napa Valley wachsen die vielleicht besten Cabernet-Trauben der Welt.
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Weinland Kalifornien: Heikle Fragen, gute Lagen

In manchen Teilen der Welt verschwinden kalifornische Weine zusehends aus den Regalen und Weinkarten. Was ist los in der kalifornischen Weinwelt?

Robert Mondavi hat die Weinszene Kaliforniens geprägt wie kaum ein anderer. In einem seiner letzten Interviews im Jahr 2006 war er noch voll der Zuversicht, was die Zukunft der Weine seiner Heimat mit all den damit verbundenen Problemen betrifft. »Vergessen wir nicht«, betonte er immer wieder, »das ist doch erst der Beginn. Wir stehen noch am Anfang.«
Tatsächlich ist die Geschichte des kalifornischen Weinbaus noch relativ jung. Dennoch ist sie bereits reich an »ups and downs« – was, gemessen an der kurzen Dauer ihrer Entwicklung, einigermaßen überrascht. Fast wie aus dem Nichts entstanden, hatten viele der Weine plötzlich Kultcharakter, sie waren auch in Europa heiß begehrt. Nun scheint eine neue Phase angebrochen, mit Weinen einer neuen Stilistik und bei völlig veränderten Märkten. Das stellt die kalifornischen Winzer vor völlig neue Herausforderungen. Auch immer mehr Konsumenten fragen sich: Was können die einst so gefeierten Weine heute? Sind sie ihren Preis wert? Und wie wird es weitergehen im kalifornischen Weinbau?
Doch blicken wir zunächst zurück: Nach einem ersten echten Hoch der Weinindustrie um 1900 brachte die finstere Periode der Prohibition von 1920 bis 1933 fast das völlige Aus. Nur wenige Weingüter überlebten. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es nur zögerlich wieder aufwärts. Es waren einige weininteressierte Hippies, Autodidakten und Aussteiger, die sich im Napa Valley als Winzer versuchten. 

Kalifornien ist Ursprung einiger der besten Rotweine, die völlig zu Recht Kultstatus geniessen. 
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Kalifornien ist Ursprung einiger der besten Rotweine, die völlig zu Recht Kultstatus geniessen. 

Langsam kam eine professionelle, überaus ambitionierte Weinwirtschaft in Schwung, selbst wenn sich die Nachfrage nach kalifornischem Wein in den USA noch in Grenzen hielt. Doch Kalifornien hatte dem interessierten Weinkonsumenten plötzlich viel zu bieten: Viele der Topweine zählten nun zur internationalen Elite. Die erfolgreichen Teilnehmer von damals waren allesamt klassische Weingüter im Familienbesitz, wie jenes von Château Montelena, Ridge Vineyards, Heitz Wine Cellars oder Stag’s Leap Wine Cellars. Das waren richtige Winzer, die noch höchstpersönlich im Weinberg und Keller Hand anlegten. Männer wie Mike Grgich, Paul Draper, Joe Heitz oder Warren Winiarski legten den Grundstein für den formidablen Ruf Kaliforniens, Pioniere wie Robert Mondavi brachten mit Joint Ventures wie Opus One mit Baron de Rothschild einen Hauch von internationaler Weinwelt in das verschlafene Napa Valley. 

Reblaus veränderte die kalifornische Weinwirtschaft

Üppiger kalifornischer Chardonnay mit cremiger Textur und Vanillenase wurde international ein Hit und bald weltweit kopiert. Später waren es vor allem die stoffigen Cabernets mit viel neuem Holz, die den besten europäischen Rotweinikonen Paroli bieten konnten. Der Exportmotor lief auf vollen Touren, Namen wie Robert Mondavi, E. & J. Gallo, Fetzer oder Beringer waren global sehr erfolgreich und erreichten auch den normalen Haushalt.
Doch mitten in diesem ersten Boom brachte ein winziges Insekt die Grundmauern des kalifornischen Weinbaus fast zum Einsturz. Eine Mutation der Reblaus, gegen die man sich in den USA immun wähnte, vernichtete große Teile der jüngeren Rebberge. Manche Betriebe schafften es, diese wirtschaftliche Krise um 1990 zu meistern, viele scheiterten und zogen es vor, strategische Partnerschaften einzugehen oder zu verkaufen. Seitdem hat sich die Struktur der kalifornischen Weinwirtschaft enorm gewandelt – allerdings in einer oft für den Endkonsumenten kaum einsehbaren Weise. Die meisten der Weingüter der guten alten Gründerzeit gehören heute zu großen Weinkonzernen, und im Familienheim von Bob Mondavi ist längt Gina Gallo (75 Mio. Kisten) mit ihrem französischem Gatten Jean-Charles Boisset (7 Mio. Kisten) eingezogen. Die beiden Sprösslinge großer Weinproduzenten teilen ein Hobby. Sie sammeln Weingüter wie normal sterbliche Menschen dereinst Briefmarken. Grob gesprochen kontrolliert heute eine Handvoll großer Weinkonzerne den Löwenanteil der amerikanischen Weinproduktion.

In Kalifornien herrschen meist Idealbedingungen für den Weinbau.
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In Kalifornien herrschen meist Idealbedingungen für den Weinbau.

Robert Parker ist ein Fan vom kalifornischen Wein

Das Angebot an kalifornischen Weinen ist de facto dreigeteilt. Im Fokus der betuchten Weinliebhaber steht das Topsegment, welches – obwohl mengenmäßig sehr klein – selbst von Experten nicht mehr wirklich zu überblicken ist. Längst haben Heerscharen von in Kleinstmengen erzeugten Boutique-Weinen à la Screaming Eagle so illustren Weinen wie den stets breiter verfügbaren Klassikern wie Opus One & Co. den Top-Rang in der Hierarchie abgelaufen. Und es werden für diese stark nachgefragten Kultweine – ähnlich wie im Burgund – drei- bis vierstellige Preise verlangt. In den letzten Jahren ist die Liste dieser Mikroweingüter, die oft nicht einmal über einen nennenswerten eigenen Weingartenbesitz verfügen, immer länger geworden. 
Eine Entwicklung, die dank der 100-Punkte-Orgien durch Robert Parker zusätzlich angeheizt wurde, der nirgendwo so freizügig Bestmarken vergibt wie in Kalifornien. Dabei sind viele dieser Weine überhaupt nur über Mailinglisten und in Apothekermengen zu beziehen, lange Wartezeiten – wenn man denn überhaupt auf eine solche Liste gekommen ist – sind die Regel. Noch scheint der Durst nach diesen Designerdrogen speziell in den USA nicht gestillt – und die Blase wächst weiter, wie die gigantische Magmakammer unter dem Yellowstone-Nationalpark. 
Es muss einen nicht wundern, wenn vielen Konsumenten neue Namen wie Bevan Cellars, Château Boswell, Carter Cellars, Dana Estate, Cliff Lede, Tor Kenward oder Vice Versa nichts sagen, wahrscheinlich kennt sie auch Herr Parker nicht alle persönlich. Was ihn aber nicht hindert, deren sauteure Weine immer öfter mit den magischen hundert Punkten aufzuwerten. Auffällig dabei sind jedenfalls die Preise, die viele dieser No-Names erzielen, denn unter 200 Dollar verlässt keiner dieser Weine die Garage. Bis sie in Europa ankommen, wenn überhaupt, hat sich ihr Preis vervielfacht.

© California Wine Institute

Ein wesentlicher Preistreiber in dieser Kategorie ist das Rohprodukt, die Weintraube – und die kommt oft aus Rebbergen im Napa Valley, die hoch im Kurs stehen. Kann sich der gut bestückte Neo-Winzer beispielsweise Cabernet-Sauvignon-Trauben aus dem Beckstoffer To Kalon Vineyard leisten, dann sind ihm hohe Punkte bereits so gut wie sicher. In den letzten Jahren konnten sich so immerhin sechs Weingüter mit zugekauften Trauben aus Beckstoffer-Anlagen im Napa Valley insgesamt 17 Mal 100 Punkte sichern. 

Vor den Toren San Franciscos entsteht ein Wein-Disneyland

Was den Mittelbau betrifft, der, weil noch einigermaßen leistbar, eigentlich für den Konsumenten am spannendsten wäre, so fällt es heute schwerer zu erkennen, ob man es mit dem Produkt eines Familienweinguts zu tun hat oder mit einer der Hunderten Filialen eines der großen Weinmoloche. Hier ist der gute Rat eines vertrauensvollen Weinhändlers eine wichtige Entscheidungshilfe. Am schönsten wäre es freilich, höchstpersönlich von Weingut zu Weingut zu pilgern, um sich in den stylischen Tasting-Rooms durch das Sortiment zu verkosten. Das allerdings wird bei einem Preis von 60 Dollar pro Person und Weingut recht schnell zu einem teuren Spaß. Ganz abgesehen davon, dass im Laufe der letzten Jahrzehnte die meist frequentierten Weingegenden Kaliforniens, allen voran Napa, zu einem Wein-Disneyland geworden sind. Aus der einst ruhigen, idyllischen Region der idealistischen Weinpioniere vor den Toren San Franciscos ist eine gut geölte Tourismusmaschinerie geworden. 
Eine Industrie, die auch ihre Probleme hat. In Deutschland etwa hat kalifornischer Wein heute einen schweren Stand. So antworteten im Jahr 2010 nur mehr drei Prozent der befragten Deutschen, dass Kalifornien ihre beliebteste Weinherkunft sei. Die Einfuhren stagnieren im Bereich von 95 Millionen Euro jährlich – wobei der durchschnittliche Literpreis der Importe mit 2,02 Euro (2016) merklich höher liegt als bei den direkten Konkurrenten Südafrika (1,07 Euro) und Chile (1,31 Euro). Dabei scheint der Markt grundsätzlich zweigeteilt zu sein, wie Übersee-Experte Martin Apell aus Kassel, einer der profunden Kenner des gehobenen Marktsegments, zu Protokoll gibt: »In den Preisregionen, in denen wir arbeiten, haben die Weine auch nicht mit Imageproblemen – welcher Art auch immer – zu kämpfen, unsere Kunden wissen, wer hinter den Weinen steht und wie sie gemacht werden.« 

Black Stallion Estate.
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Black Stallion Estate.

Nachfrage nach kalifornischen Weinen steigt

Heiner Lobenberg aus Bremen, in dessen umfangreichem Sortiment Kalifornien nur eine kleine Rolle spielt, beobachtet sogar durchaus steigende Nachfrage nach kalifornischen Weinen, wenngleich, so Lobenberg weiter, Bordeaux schneller steige als Kalifornien: »Kleinere Bordeauxweine der großen Jahre 2009, 2010, 2015 und 2016 lassen im Preisbereich von neun bis 29 Euro qualitativ wenig Raum für Kalifornien. Ab 40 bis 50 Euro nimmt der Qualitätsstandard dann dramatisch zu, ab etwa 80 Euro aufwärts sind die kalifornischen Cabernet Sauvignons dann ganz großes Kino und meistens besser und langlebiger als ihre Bordelaiser Pendants.« Er stelle auch einen Stil- und Imagewandel fest, beobachtet Michael Grimm von der »Bacchus Vinothek« aus Rottweil: »Aus Kalifornien kommen einige der interessantesten Entwicklungen der letzten Jahre: Cool Climate Pinot Noir oder Syrah aus dem Santa Barbara County oder die Rückbesinnung auf Balance und Frische im Napa Valley statt Power und Konzentration.«
Anders als Deutschland gehört die Schweiz zu den wichtigsten Märkten für kalifornischen Wein. Insbesondere vor 9/11 boomte Wein aus den USA kräftig, dann brachen die Absatzzahlen ein. »Aufgrund der Außenpolitik der USA infolge der Terroranschläge entwickelte sich eine allgemein abweisende Haltung gegenüber Amerika«, sagt Jan Martel von der gleichnamigen St. Galler Weinhandlung. Seit zwei bis drei Jahren aber spürt er wieder einen klaren Zuwachs des Interesses: »Gerade bei den Spitzenweinen unserer Top-Weingüter wie Ridge, Harlan Estate oder Joseph Phelps übersteigt die Nachfrage das Angebot bei Weitem.« Kalifornische Spitzengewächse sind für Martel derzeit ein Zuteilungsgeschäft – fast wie die Burgunder. Bei Alltagsweinen allerdings habe Kalifornien bis heute nicht zu alter Stärke zurückfinden können.

Angebot an kalifornischen Weinen sinkt

Auch in Österreich gibt es vereinzelte Weinfreunde, die sich aus dem Angebot einiger weniger Spezialisten für teure amerikanische Topweine bedienen. Die große Mehrheit kennt die Kalifornier eher vom Diskonter. Doch tendenziell hat sich das Angebot an kalifornischen Weinen in den letzten Jahren verringert. »Wir würden grundsätzlich gerne etwas mehr Kalifornien anbieten«, so Anne Thysell, Weinchefin der SPAR-Gruppe, »aber es ist extrem schwierig, Lieferanten zu finden.« Angeboten würden meist nur Massenprodukte, die in der Qualität selten den Ansprüchen genügen. »Wir könnten uns gut Weine im Bereich von zehn bis fünfundzwanzig Euro im Regal vorstellen, Fakt ist aber, dass bei dem, was heute angeboten wird, der Preis einfach nicht passt.« Aus Kreisen des Weinhandels wird festgestellt, dass die Nachfrage nach Neue-Welt-Weinen in den letzten zwanzig Jahren abgeflacht ist. »Was die Kalifornier betrifft, scheint es an der starken Inlandsnachfrage in den USA zu liegen, dass die Einkaufspreise steigen«, so Expertin Thysell, »auch die in Richtung vieler Bundesstaaten neuerdings erleichterte Möglichkeit des Direktabsatzes macht speziell für kleinere Weingüter mit qualitativ interessanten Weinen die mit vielen Formalitäten belasteten Exporte nach Übersee unattraktiv.«

Ridge Vineyards.
© Robert Holmes
Ridge Vineyards.

Die Zukunft Kaliforniens

Wie sieht die Zukunft in Kalifornien aus? Reiche Investoren werden weiterhin versuchen, sich ihr Stück vom Kuchen abzuschneiden. Der mittelständische Bereich der echten Fami­lienweingüter wird zusehends vom Markt gedrängt, und der Winzer im klassischen Sinn wird sich eher in den heute noch unbekannteren Randzonen halten können als in klassischen Zonen wie Napa Valley, das zum Tummelplatz der Reichen und Schönen geworden ist. Die großen Weinkonzerne werden ihre Marktmacht weiter ausbauen, allerdings treffen dort die Entscheidungen immer öfter die Finanzabteilungen und nicht die Önologen. 
Ob es in der Zukunft ausreicht, dass ein Wein dieser Kategorie mit einem Endverbraucherpreis von fünf bis zehn Euro ein nettes Etikett trägt und als gerade mal so trinkbar eingestuft wird, ist fraglich. Das können nämlich Anbieter aus Südamerika, aber auch Italien und Frankreich besser. Und selbst in den USA greifen die preisbewussteren Konsumenten bereits gerne zum Cabernet Sauvignon aus Chile und zum Sauvignon Blanc oder Pinot Gris aus Neuseeland. Wünschenswert wäre, wenn das Angebot von mittelständischen, unabhängigen Weingütern aus Kalifornien über den Weg des qualifizierten Weinhandels in Zukunft wieder wachsen würde. Es gibt eine Vielzahl von spannenden Produkten und Rebsorten auch aus eher unbekannten Zonen, die es wirklich wert sind, dass man sich mit ihnen ernsthaft beschäftigt. Von Zinfandel aus uralten Reben bis zu den Burgundererzeugern und Rhône Rangers im Süden, oder finessenreiche Weine aus pazifiknahen kühleren Zonen – am Angebot wird es nicht scheitern, wenn Qualität und Preis stimmen.

Zukunft der kalifornischen Weinindustrie in Trumps Händen

Das wahre Damoklesschwert über den Häuptern der kalifornischen Weinindustrie hält jedoch der derzeitige Commander-in-Chief in Händen. Sollte der Mann im Weißen Haus ernst machen und die illegal im Land befindlichen Mexikaner hinter seine große Mauer verbannen, dann sieht es richtig schlecht aus. Denn ohne den Fleiß und Einsatz dieser Mitarbeiter käme die Arbeit in den Weingärten und Kellern schlagartig zum Stillstand. Und spätestens dann stehen wieder tiefdunkle Wolken über dem Golden State Kalifornien. 

Château Montelena war bereits 1976 beim legendären Urteil von Paris sehr erfolgreich.
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Château Montelena war bereits 1976 beim legendären Urteil von Paris sehr erfolgreich.

USA im Aufschwung

Marktentwicklung: Die USA liegen mit einem Wert von aktuell 1,62 Milliarden Dollar (90 Prozent davon aus Kalifornien) auf Platz sechs der globalen Weinexporteure, was 4,6 Prozent des Gesamtexportumsatzes entspricht. Seit 2012 sind die amerikanischen Weinexporte weltweit um 13,3 Prozent gewachsen. In den deutschsprachigen Ländern ist der Trend hingegen  rückläufig. Deutschland importierte 2015 Wein um rund 100 Millionen Euro bei einem durchschnittlichen Preis von 2 Euro per Liter, bei leicht sinkender Menge gegenüber 2014, die wiederum gegenüber 2013 bereits rückläufig war. Am traditionell starken Schweizer Markt büßte der amerikanische Wein von 2016 gegen 2015 fast 15 Prozent ein, der Wert war um mehr als 12 Prozent rückläufig. Österreich importiert vergleichsweise wenig Wein aus den USA (im Wert von rund fünf Millionen Dollar). Insgesamt exportierte Kalifornien 46 Millionen Kisten in 138 Länder. 


Zahlen & Fakten

Explosive Zahlen: Vom Jahr 2000 bis 2016 ist die Zahl der registrierten Weingüter in Kalifornien von 1450 auf 4700 gestiegen, in den gesamten USA sind es derzeit 11.500. Im Jahr 1965, ein Jahr vor der Gründung von Robert Mondavis Winery, lag die Zahl der Weingüter in ganz Kalifornien bei 232 Betrieben, 1997 waren es erstmals mehr als 1000. Kalifornien macht rund 85 Prozent des Weins aus den USA aus, der Bundesstaat ist heute mengenmäßig der viertgrößte Weinerzeuger nach Frankreich, Italien und Spanien. Die Produktionsmenge betrug zuletzt 238 Millionen 12er-Kisten, der Marktanteil in den USA liegt bei stattlichen 60 Prozent. Das heißt: Drei von fünf in Amerika konsumierten Flaschen Wein stammen aus Kalifornien. 


Ehemalige US-Botschafterin in Österreich, Kathryn Hall, erfüllte sich den Traum eines Weingutes im Napa Valley.
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Ehemalige US-Botschafterin in Österreich, Kathryn Hall, erfüllte sich den Traum eines Weingutes im Napa Valley.

Rebfläche wächst trotz Reblaus

Schwerer Rückschlag: Die kalifornische Weinwirtschaft musste um die Jahrtausendwende einen schweren Rückschlag verzeichnen, da viele Weingärten durch die Reblaus schwer geschädigt wurden und neu ausgepflanzt werden mussten. Viele Betriebe hatten auf eine Unterlagsrebe gesetzt, in der genetisches Material aus Europa steckte, was zu verheerenden Ausfällen führte. Der Höhepunkt wurde im Jahr 1999 verzeichnet, als von rund 150.000 Hektar in Kalifornien etwa 39.000 Hektar nicht in Ertrag standen. Mehr als ein Viertel der Weinberge konnte keine Trauben liefern. Heute beträgt die kalifornische Rebfläche bereits circa 186.000 Hektar, nur 9000 Hektar (fünf Prozent) sind inaktive Neupflanzungen. Zum Vergleich: Die Rebfläche von Bordeaux liegt knapp über 100.000 Hektar.


Weniger Lust auf USA

Der Trump-Effekt: Als vor rund zwölf Jahren die neuen technischen Errungenschaften in der industriellen Weinerzeugung in den Vereinigten Staaten – Stichwort »spinning cone columne« – durch die Presse gingen, brach 2006 der Absatz von kalifornischen Weinen in Deutschland schlagartig um 30 Prozent ein. Der Begriff »Kunstwein« hatte die Konsumenten erschreckt. Seither hat das Californian Wine Institute, das die Aufgabe hat, den potenziellen Kunden die Weine Kaliforniens schmackhaft zu machen, keinen leichten Stand. Die Weinnachfrage ist zudem auch stets ein wenig von der Stimmung in der politischen Großwetterlage mitbestimmt. Hatte der »Obama-Faktor« ein positives Grundgefühl mit sich gebracht, scheint der »Trump-Effekt« keine zusätzlichen Sympathien für Weine aus den USA bei potenziellen Weinkonsumenten auszulösen.


The Big Player

Diese zehn Weinunternehmen beherrschen mit ihren unzähligen Marken den US-Weinmarkt:

  1. E. & J. Gallo  
    75 Mio. Kisten                      
    Gallo, Barefoot, Turning Leaf, Louis M. Martini, Rancho Zapaco etc. 
  2. The Wine Group                 
    57 Mio. Kisten
    FlipFlop, Franzia, Inglennok Winery.
    thewinegroup.com
  3. Constellation Brands          
    51 Mio. Kisten
    Woodbridge, Robert Mondavi, Franciscan Estate, Ravenswood, Clos du Bois, Kim Crawford  u. v. a. m.
    www.cbrands.com
  4. Trinchero Family Estates  
    19 Mio. Kisten                
    Sutter Home, Trinchero Napa Valley, Joel Gott etc.
    www.tfewines.com 
  5. Treasury Wine Estates  
    15 Mio. Kisten                 
    Beringer, Etude, Stag’s Leap Winery, Sterling, Beaulieu, Acacia usw.
    www.tweglobal.com
  6. Bronco Wine Company     
    10 Mio. Kisten
    Charles Shaw, Antares, Bell, Napa Ridge, Rutherford Vintners, Haraszthy Family Cellar etc.
    broncowine.com
  7. Delicato Family Vineyards 
    9,2 Mio. Kisten
    Delicato, Black Stallion, Brazin, Gnarly Head.
    www.delicato.com
  8. Ste. Michelle Wine Estates           
    9 Mio. Kisten
    Château Ste. Michelle, Col Solare, Columbia Crest, 14 Hands Winery, Stimson, Two Vines etc.
  9. Jackson Family Wines        
    6 Mio. Kisten
    Kendall-Jackson, Cardinale, Arrowood, Freemark Abbey, La Jota, Murphy Goode.
  10. Fetzer (Concha y Toro)    
    2,75 Mio. Kisten
    Fetzer Vineyards, Bonterra.


Erschienen in
Falstaff Nr. 02/2018

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