Wien Stammersdorf, in den Falkenbergen

Wien Stammersdorf, in den Falkenbergen
© ÖWM/Marcus Wiesner

Weinjahrgang 2018: hohe Reife, gute Menge

Der neue Jahrgang wird uns nicht nur wegen der frühesten Ernte aller Zeiten in Erinnerung bleiben, die Winzer freuen sich über viel Ertrag und gute Qualität.

Es war ein langer, kalter Winter, der einen späten Austrieb der Reben zur Folge hatte. Bis Anfang April waren noch alle Skigebiete in Betrieb, doch dann explodierte die Natur regelrecht. Der zweitwärmste Frühling seit 1767 brachte dann ein deutliches Aufholen der Vegetation und mancherorts wurde noch wegen Spätfrost gezittert, Schäden blieben dieses Jahr aber glücklicherweise aus. Eine der frühesten jemals verzeichneten Rebblüten war in den meisten Weinbaugebieten bereits Ende Mai abgeschlossen. Dieser Vegetationsvorsprung blieb auch über den heißen Sommer erhalten.
Nach frühen Jubelmeldungen über einen sensationellen Jahrgang kam Ende August mehr Regen als den Winzern lieb war und führte beim vollreifen Traubenmaterial zu Fäulnisproblemen. Ein milder, sonniger und meist trockener September läutete das Ende der Lese ein, die Anfang Oktober so gut wie überall abgeschlossen war. Die Erntemenge liegt nach Schätzungen der Statistik Austria bei satten 3,2 Millionen Hektolitern. Damit können nach dem Spätfrost-Katastrophen-Jahrgang 2016 mit nur rund zwei Millionen Hektolitern die Lager wieder gut gefüllt werden (2017 waren es rund 2,6 Millionen Hektoliter). Insgesamt wir die Qualität sehr positiv bewertet, alle Trauben konnten volle Reife erreichen, als Manko werden niedrige Säurewerte gesehen. Lesen Sie hier, wer mehr als zufrieden sein kann und wer mit dem Schicksal doch ein wenig hadern darf.

Niederösterreich

Der größte Teil Niederösterreichs hatte perfekte klimatische Bedingungen, in weiten Teilen des Weinviertels allerdings war es extrem trocken. Die Regenfälle Ende August und Anfang September führten zu kurzen Leseunterbrechungen und in den westlichen Gebieten zu Botrytis-(Edelfäule-)Befall. Wie überall wurde sehr früh mit der Lese begonnen, aufgrund des trockenen Herbstbeginns konnten viele Trauben aber noch weiter reifen und von den kühlen Nächten profitieren. Ersten Rückmeldungen zufolge hat der Grüne Veltliner die Wetterextreme am besten überstanden.

Burgenland

Die ausnehmend frühe Lese hatte zur Folge, dass der erste fertige Qualitätswein bereits am 2. August (!) beim Bundesamt zur Prüfnummer eingereicht wurde. Der zeitige Lesebeginn hatte im Nordburgenland den Vorteil, dass die Regenfälle im September nur mehr einen geringen Teil der Trauben trafen. Im Mittelburgenland waren die kleinbeerigen, lockeren Blaufränkischtrauben nach entsprechender Pflege perfekt ausgereift und überstanden den Regen ohne große Ausfälle. Viele Winzer schwärmen von einem ganz großen Jahrgang. Für Sorgenfalten sorgten vereinzelte Hagelschäden, Trockenstress und die Rebkrankheit Zweigeltwelke.

Steiermark

Von den Niederschlägen, die im Weinviertel ausblieben, hatten die Steirer wieder zu viel. Intensive Regenfälle um die heikle Zeit der Blüte sowie kurz vor der Ernte stellten die Winzer vor große Herausforderungen. Der Selektionsaufwand war besonders hoch, wurde aber mit ausgezeichneter Traubenqualität belohnt. Der Weinjahrgang 2018 präsentiert sich vollreif und sortentypisch. Trotz der guten Reife bewegt sich der Alkoholgehalt im durchschnittlichen Bereich, was guten Trinkfluss verspricht. Auch der weststeirische Schilcher ist heuer ein fruchtiges, feinwürziges und charaktervolles Erlebnis.

Wien

Wie schon im Vorjahr waren die Bedingungen in Wien einwandfrei. Der Witterungsverlauf glich jenem der anderen Weinbaugebiete mit Regen zum Monatswechsel August/September. Der Lesebeginn war auch in Wien deutlich nach vorne verschoben. Hier war man ebenfalls Anfang Oktober mit der Ernte fertig. Sehr zufrieden ist man jetzt mit dem fein-sortentypischen Weinjahrgang mit gutem Trinkfluss, perfekter Reife und moderater Säure.
www.weinausoesterreich.at 

Bernhard Degen
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