Weingut Wellanschitz: Neuer alter Wein zum Jubiläum

Wiedergeburt des »Neckenmarkter Fahnenschwingers« zum 50. Geburtstag.

Es war im Jahr 1965, als Stefan Wellanschitz senior den ersten Blaufränkisch in Flaschen gefüllt hat. Damals hieß das Weingut noch »Donatus«, benannt nach der Kapelle am Neckenmarkter Hochberg. Seitdem sind 50 Jahre vergangen, in denen viel passiert ist. Wo früher vor allem Weißwein angebaut wurde, befindet sich heute die führende Rotweinregion des Landes, die sich ganz einer Rebsorte verschrieben hat, dem Blaufränkisch. Die ehemals einfachen Weine wurden immer elaborierter. Dies offenbarte sich auch bei einer Raritätenverkostung in den Weingärten des Hochbergs, zu der die Familie Wellanschitz anlässlich des Weinguts-Jubiläums am vergangenen Wochenende lud. Blaufränkisch Bodigraben 1986, Well 1993 und Sonnenstein 1993 zeigten eine Jugendlichkeit und Lebendigkeit, die man nicht vermutet hätte.

»Neckenmarkter Fahnenschwinger«
Nach der Verkostung trafen sich die angereisten Gäste sowie halb Neckenmarkt zur 50-Jahr-Feier am Weingut, wo der Jubiläumswein präsentiert wurde: Nur die älteren Semester konnten sich noch an das in den 1960er-Jahren verwendete Etikett mit dem Neckenmarkter Fahnenschwinger erinnern, das eine Wiedergeburt erleben durfte. Das Fahnenschwingen ist übrigens eine jährlich zelebrierte Tradition, die an die Schlacht von Lackenbach im Jahr 1620 erinnert. Die Neckenmarkter Bauern waren damals, mit Sensen und Dreschflegeln bewaffnet, den kaiserlichen Truppen zur Hilfe geeilt, um die anstürmenden Türken abzuwehren. Die Schlacht wurde gewonnen und Fürst Esterházy hat den Neckenmarktern eine Fahne geschenkt, die heute noch am Tag der Fahne von auserwählten Burschen gewschwenkt wird.

Stefan und Georg Wellanschitz öffnen eine 15-Liter-Flasche »Fahnenschwinger« © Falstaff/Degen

50 Jahre alte Reben
Neckenmarkter Fahnenschwinger / Foto beigestelltDie Rebstöcke sind mindestens so alt wie das Etikett und stehen am Hochberg auf einer Seehöhe bis zu 480 Metern, wo sie fest mit Granitgneis und Glimmerschiefer verwurzelt sind. Der »Neckenmarkter Fahnenschwinger« 2013 wurde von den ältesten Reben am Hochberg selektiert und ist natürlich ein reinsortiger Blaufränkisch. Der puristisch vinifizierte Wein reifte für ein Jahr in gebrauchten Barriques (4. und 5.-Befüllung) und zeigt eine dichte, aber feingliedrige Struktur. Es dominiert eine kühle Frucht mit Kirschen und roten Beeren, am Gaumen zeigt sich eine fast salzige Mineralität gepaart mit lebendiger Säure, was für enormes Entwicklungspotenzial spricht. Dennoch ist der »Fahnenschwinger« bereits jetzt gut antrinkbar und vermittelt mit ausreichend Luft viel Trinkvergnügen.
Ab-Hof-Preis: 15 Euro

(von Bernhard Degen)

Weingut Wellanschitz
Lange Zeile 28
7311 Neckenmarkt
www.wellanschitz.at

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Bernhard Degen
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