Weingut Krebs gewinnt den Spätburgunderpreis

Falstaff war erstmals als Partner bei der traditionsreichen Probe dabei. VIDEO: Interview mit dem Gesamtsieger.

Der Deutsche Spätburgunderpreis 2010 wurde zu einem geradezu triumphalen Erfolg für das Anbaugebiet Pfalz. Zum einen stellte diese Region mit dem Weingut Krebs in Freinsheim den Gesamtsieger des Wettbewerbs, und zum anderen belegten pfälzische Winzer die Plätze drei (Bernhart), vier (Kuhn), 13 (Stern) und 16 (Darting). Insgesamt waren 270 Weine der beiden Jahrgänge 2007 und 2008 aus allen deutschen Anbaugebieten, mit Ausnahme des Mittelrheins, von ihren Erzeugern für den Wettbewerb eingereicht worden. Daraus hatte eine Jury in mehreren Verkostungsrunden zunächst zehn Regionalsieger gekürt sowie eine Liste der darüber hinaus höchstbewerteten Weine erstellt. Dies ergab zusammen die Auswahl der Top 50, die klar von Baden (17 Weine), dem Rheingau (acht Weine) und der Pfalz (sieben Weine) dominiert wurde.

Newcomer als Sieger

Die Konkurrenz war hart, letztlich mussten sich aber einige der im Vorfeld hoch gehandelten Favoriten einem Newcomer geschlagen geben: Jürgen Krebs, Junior eines noch recht jungen Familienweingutes in Freinsheim, das bislang außerhalb des Anbaugebiets noch wenig von sich reden gemacht hat. Der Siegerwein - er hat ab Hof nicht mehr als 15 Euro gekostet - ist ebenso ausverkauft wie der Nachfolgejahrgang. Der 2009er kommt erst im nächsten Sommer auf den Markt – Jürgen Krebs nimmt aber bereits Reservierungen dafür an. Jürgen Krebs hat sein Handwerk bei renommierten pfälzischen Weingütern wie Lucashof in Forst, Knipser und Philipp Kuhn in Laumersheim gelernt und außerdem ein Praktikum in der Wachau auf dem Weingut Leo Alzinger absolviert. Im Jahr 2008 schloss er sein Studium der Weinbautechnik ab.

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Rheingau und Pfalz unter den Top3
Den zweiten Platz erreichte mit August Kesselers Assmannshäuser Spätburgunder ein wahrer Ausnahmewein aus dem Rheingau. Dieser Wein steht geradezu prototypisch für den Charakter dieses Terroirs. In seiner ungeheuren Dichte knüpft er an die große Tradition der Fünfzigerjahre im Rheingau an. August Kesseler gehört zu den erfolgreichsten Teilnehmern in der Geschichte des Wettbewerbs und er hat es geschafft, durch kontinuierliche Leistung auf höchstem Niveau eine Art Kultstatus zu erreichen. Als Drittplatzierter ging Gerd Bernhard aus Schweigen in der Pfalz hervor. Er steht für brillante Weine von der südlichen Weinstraße und fuhr die Spitzenbewertung mit seinem Spätburgunder Redling Großes Gewächs 2007 ein.

August Kesseler ist der renommierteste Spätburgunder-Könner im Rheingau/Foto: Andreas Durst

Großes Potenzial
Spätburgunder aus Deutschland hat in den letzten Jahren unter den deutschen Weinfreunden wie auch international einen großen Aufschwung in seiner Beliebtheit erlebt. Dabei gilt der Spätburgunder, der zu den ältesten Kulturreben der Menschheit zählt, als kapriziös. Er verlangt vom Winzer viel Aufmerksamkeit im Weinberg wie im Keller und stellt vor allem hohe Anforderungen an seinen Standort. Erfolge auf internationalen und nationalen Weinwettbewerben belegen sehr eindrucksvoll die Konkurrenzfähigkeit mit Spätburgundern aus anderen Provenienzen. Sie beweisen gleichzeitig, dass sich Niveau und Qualität der deutschen Spätburgunder - ihre Rebfläche hat sich seit 1990 fast verdreifacht - in den vergangenen Jahren deutlich verbessert haben.

Gred Bernhart aus der Pfalz steht für brillante Weine von der Südlichen Weinstraße/Foto: Andreas Durst

Deutscher Spätburgunderpreis 2010 - Die Top 3
Die erfolgreichen Weine des diesjährigen Spätburgunderpreises, der in zwei Etappen durchgeführt wurde: Zunächst wurden in einzelnen Durchgängen die jeweiligen Regionalsieger ermittelt. In einem entscheidenden Finale wurden dann die Weine mit der höchsten Punktezahl aller Vorrunden und zusätzlich die jeweiligen Regionalsieger verkostet.

Spätburgunder Weingut Krebs/Foto: Andreas Durst

1. Platz DSP 2010 zugleich Regionalsieger Pfalz
95 Punkte: 2007 Spätburgunder Freinsheimer Musikantenbuckel 

Weingut Krebs, Freinsheim

Dunkles Rubinrot. Konzentrierte, dichte Beerenfrucht und reife Kirschen, dazu rauchige Noten. Am Gaumen ein sehr kraftvoller, saftiger Wein mit einer lebendigen Säure und guter Tanninstruktur, sehr kompakt und komplex. Zeigt aber nach kurzem Atmen eine schöne Süße. Jetzt schon bemerkenswert angenehm zu trinken.

Spätburgunder Weingut Kesseler/Foto: Andreas Durst 

2. Platz DSP 2010 zugleich Regionalsieger Rheingau
94 Punkte: 2007 Spätburgunder
Assmannshäuser Höllenberg
Weingut August Kesseler, Rüdesheim-Assmannshausen

Sehr dunkle und dabei frische Farbe. Rubinrot mit deutlichen Purpurreflexen. In der ersten Runde recht verschlossen, dann klare Cassis­note, dazu starke mineralische Komponenten. Am Gaumen eine makellose Struktur aus Frucht, Tannin und Mineralik, saftig, konzentriert, kraftvoll.

Spätburgunder Weingut Bernhart/Foto: Andreas Durst

3. Platz DSP 2010
94 Punkte: 2007 Spätburgunder Redling Großes Gewächs

Weingut Gerd Bernhart, Schweigen, Pfalz

Dunkles Rubinrot. In der Nase ein wunderbarer Duft von Trüffel, Unterholz und roten Beeren. Am Gaumen süß und geschmeidig, schöne Opulenz. Prunk- und prachtvoller Wein. Langer Nachhall.

Zu den Verkostungsnotizen aller Final-Weine

http://drinktank.blogg.de

Den gesamten Artikel lesen Sie in Falstaff Nr. 2/2010

(von Mario Scheuermann)
Fotos: Andreas Durst

Mario Scheuermann
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