Zutaten des südamerikanischen Weinbaus sind klares Andenwasser und Top-Terroir wie bei Viña Cobos.

Zutaten des südamerikanischen Weinbaus sind klares Andenwasser und Top-Terroir wie bei Viña Cobos.
© Viña Cobos

Weine aus Südamerika: »El Vino Latino«

Weinguru Robert Parker meinte zu Beginn der 2000er Jahre, dass Argentiniens Weine erst 2015 adäquat geschätzt werden. 2017 wissen wir, dass es in ganz Südamerika Weltklasseweine gibt.

Seit den 1990er-Jahren zählt die chilenische Weinindustrie zunehmend zu den Big Playern am internationalen Markt. Motor ist ein Betrieb, der durch seine enorme Größe eine Sonderstellung einnimmt: Concha y Toro. »Jede Sekunde werden irgendwo auf der Welt etwa fünf Flaschen aus unserer Produktion geöffnet«, so Marcelo Papa, Chief Winemaker des Betriebs und verantwortlich für rund 160 Millionen Bouteillen im Jahr. 
Geologisch wie meteorologisch betrachtet, ist Chile in gewisser Weise eine Insel. Im Norden liegt die Atacama-Wüste, im Osten die hohe Anden-Kordillere, im Süden das von der Antarktis geprägte Patagonien und im Westen der Pazifik mit dem kalten Humboldtstrom. Betrug in Chile die Rebfläche vor zwanzig Jahren erst 54.000 Hektar, so nähert sich diese nun der 140.000-Hektar-Marke.

Export steigt konstant

Im gleichen Zeitraum hat sich die Produktionsmenge mehr als verdreifacht, und die Exporterlöse sind zehn Mal so hoch. Die wichtigsten Absatzmärkte sind die USA, Großbritannien und Japan, gefolgt von China, Brasilien und den Niederlanden. Mehr als 80 Prozent der Exporte erfolgen in der Flasche. Argentinien hat mit 225.000 Hektar die größte Rebfläche und einen hohen Inlandskonsum, hinkt aber im Export klar hinter Chile her. 
Mit der Rebsorte Malbec hat Argentinien eindeutig das Potenzial, sich international noch besser zu positionieren. Sowohl Argentinien als auch Chile sind heute bereits im Stande, echte Top-Weine hervorzubringen, das Gros der Produktion glänzt durch ein tolles Preis-Leistungs-Verhältnis. Neben zahlreichen Investoren aus der ganzen Welt des Weins sind auch einige Winzer in Südamerika aktiv, die ihre Wurzeln in deutschsprachigen Ländern haben. Seit über zwanzig Jahren erfüllt sich etwa der Schweizer Anwalt Mauro von Siebenthal im chilenischen Aconcagua Valley den Traum vom eigenen Wein. Mit Tatay de Cristobal und Toknar ist er ganz vorne mit dabei. 

Zuzug aus der ganzen Welt

Der junge Ex-Banker Daniel Wiederkehr gründete wiederum vor einigen Jahren Nahuel im Colchagua Valley, wo er mit seinem Cabernet El Primero bereits Erfolge feiert. 1998 starteten die drei Schweizer Rudolf Rüesch, Karin Lenz-Meier und Roland Lenz im Itata-Tal mit dem Weingut Chillán. 
Auch in Argentinien sind zwei prominente Winzer aus der Schweiz am Werk. Zum einen Donald Hess mit dem Weingut Amalaya in El Calafate und der Bodega Colomé in Molinos, zum anderen der vielseitige Künstler und Unternehmer Dieter Meier mit Ojo de Agua. 
Auch Österreicher sind in Argentinien involviert. So kaufte etwa der Industrielle Gernot Langes 1989 die traditionsreiche Weinkellerei Bodega Norton, die seit 20 Jahren von seinem Sohn Michael »Miguel« Halstrick erfolgreich geleitet wird. Seit zehn Jahren betreibt auch der Wiener Andrej Razumovsky in Mendoza eines der raren biodynamischen Weingüter in Argentinien. Dessen Name Alpamanta bedeutet in der Quechua-Sprache »Liebe zur Erde«. 

Der aus Wien stammende Andrej Razumovsky vom Weingut Alpamanta ist Bio-Pionier.
© Nacho Gaffuri
Der aus Wien stammende Andrej Razumovsky vom Weingut Alpamanta ist Bio-Pionier.

Der in Berlin geborene Klaus Schröder war Chefönologe bei San Pedro und Santa Rita in Chile, bevor er mit Viña Alta Cima seinen eigenen Betrieb im Curico Valley gründete. Das ständig wachsende Interesse an den facettenreichen Weinen Südamerikas hält damit an.

Typische Sorten in Südamerika

Torrontés
Rund 12.000 Hektar sind in Argentinien mit der aromatischen Weißweinsorte Torrentés bepflanzt. Alle drei Varianten mit den regionalen Namenszusätzen Riojano, Mendocino und Sanjuanino sind natürliche Kreuzungen aus Muscat d’Alexandrie und Listán Prieto und ergeben lebendige, fruchtige Weißweine mit einem Geschmacksprofil zwischen Riesling, Pinot Gris und Muskateller. Es finden sich blumige Noten von Rosen, würzige Anklänge wie Ingwer und Curry und stets ein Hauch von Limetten. Die besten Vertreter entstehen in der hochgelegenen Region von Salta im Norden Argentiniens.

Weinprobe bei Starönologin Susana Balbo (im Bild links) von Dominio del Plata.
© Gustavo Sabez Mico
Weinprobe bei Starönologin Susana Balbo (im Bild links) von Dominio del Plata.

Bonarda
Bonarda ist die mit fast 20.000 Hektar am zweithäufigsten gepflanzte rote Sorte in Argentinien nach Malbec. Sie ist nicht mit der italienischen Bonarda verwandt. Es handelt sich in Wahrheit um die alte Rebsorte aus Savoyen namens Douce Noir, sie hat sich dort unter dem Namen Corbeau auf ganzen zwei Hektar erhalten. Rund 40 Hektar sind auch in Kalifornien unter dem Namen Charbono bekannt. In Argentinien wird Bonarda oft in Pergola-Kultur gepflanzt und fühlt sich im Osten von Mendoza (El Este) besonders wohl. Die Weine zeigen eine angenehme Kirschen- und Pflaumenfrucht mit Schokoanklängen.

Gesamte Rebfläche:
ca. 510.000 ha, Produktionsmenge: 23–30 Mio. hl
Argentinien:
225.000 ha, 8,8 Mio. hl, Export: 3,6 Mio. hl
Chile:
137.600 ha, 10,1 Mio. hl, Export: 7,5 Mio. hl
Brasilien:
89.000 ha, 1,4 Mio. hl, Export: 0,06 Mio. hl
Uruguay:
11.000 ha, 0,98 Mio. hl, Export: 0,13 Mio. hl
Peru:
32.000 ha, 0,7 Mio. hl
Bolivien:
3.000 ha, 0,06 Mio. hl

Aus dem Falstaff Magazin 01/2017.

Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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