© Wines From Another World

Weine aus einer anderen Welt

Immer öfter liest der Weinfreund von neuen Weinen, die mit großem Tamtam zu unglaublichen Preisen präsentiert werden. Diese in streng limitierten Mengen in formschöner Verpackung offerierten Weine sind ausschließlich für eine handverlesene Kundschaft gedacht, die Exklusivität mit hohen Preisen zu honorieren bereit ist.

Um einen möglichst hohen Erlös mit ebenso wenig Arbeit zu erzielen, braucht man eine nette Geschichte und ein paar betuchte Dodeln, die sich für Weinkenner halten.

Wie zum Beispiel jene der »wines from another world«. Und gleich vorweg, das Einzige, was hier wirklich nicht von dieser Welt ist, sind – sie haben es erraten – die eher extraterrestrischen Preise, die abgerufen werden. Da haben sich zwei Herren namens Claúdio Martins (Martins Wine Advisor MWA), und Pedro Marques Antunes (Sparrow Creative Solutions) Folgendes ausgedacht: man nehme einen bekannten Winzer, lasse sich von diesem einen Wein in recht kleiner Menge erzeugen, wir reden offiziell von 500 bis 1.000 Flaschen, stecke ihn in ein ansprechendes Designer-Outfit und verlange 1.000 Euro.

Der Erzeuger des Weines ist der durchaus angesehene Pedro Ribeiro vom Weingut Herdade do Rocim aus dem Alentejo in Portugal, dessen bester Rotwein namens »Grande Rocim Grand Reserve« allerdings bislang unter 100 Euro kostete, der in kleiner Auflage erzeugte rote »Crónica 328 José Ribeiro Vieira« wurde um 125 Euro angeboten. Der von Martins und Antunes eingetütete Wein namens »Jupiter« kam 2021 auf den Markt und war mit einem Startpreis von 1.000 Euro um gut das doppelte teurer als der legendäre »Barca Velha« und somit der mit Abstand teuerste nicht fortifizierte Wein Portugals, denn der »Vintage Port Quinta do Noval Nacional« liegt noch darüber.

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Nun folgte für 2022 ein Wein namens »Uranus«, dieser kommt nun aus Spanien, erzeugt von Dominik Huber von Terroir al Limit im Priorat. Dieser junge Rotwein, Jahrgang 2021, kombiniert aus Garnache und 5% Careñina wurde in einem Zement-Ei vinifiziert und hat 12,5% Alkohol am Etikett. 500 Flaschen und dazu ein paar größere Format gibt es von diesem »Planeten«, dem, sie ahnen es bereits, in den kommenden Jahren noch die restlichen sieben um die Sonne kreisenden Kollegen folgen sollen. Wer in Bordeaux, Napa Valley oder Georgien dann Pate stehen wird, kann das gemeine Weinvolk mit Gelassenheit erwarten.

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»Diese später einmal neun Weine werden ganz schnell zu den gesuchtesten der kommenden Jahrzehnte zählen«, so ist sich Herr Martins völlig sicher, »und klarerweise wird ihr Wert mit der Zeit exponentiell steigen. Das sind absolute Sammlerstücke und wir wollen diese in den Händen von Connaisseurs wissen, die ihren speziellen Charakter zu schätzen wissen.« Daher kostet der Uranus auch schon mal 1.700 Euro pro Bouteille. Winzer Huber versteigt sich gar in seiner Hoffnung, dass die paar Flaschen Wein »das Priorat und die kommenden Produzenten der Serie in das Schlaglicht neuer Konsumenten setzen würde.« Er denkt dabei an die »Millennials, welche hochwertige Produkte zu höheren Preisen kaufen, weil diese wissen, dass ihnen diese, speziell in Form von Wein, Freude, Profit, Prestige und Status verleihen.« Alles in allem, eine Win-Win-Win-Situation also. Willkommen am Planeten der (Wein-)Affen.

Weitere intergalaktische Informationen unter: winesfromanotherworld.com


Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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