Am neuen Weingut Georgiberg wurden die von der Natur vorgegebenen Baustoffe harmonisch verbunden.

Am neuen Weingut Georgiberg wurden die von der Natur vorgegebenen Baustoffe harmonisch verbunden.
© Foto Augenblick

Wein-Wunderwelt Georgiberg

Bei Berghausen an der südsteirischen Weinstraße liegt eingebettet im Talkessel des Wielitschbaches das Weingut Georgiberg.

Von der Terrasse blickt man auf die eindrucksvollen Steillagen des Wielitsch-Weingartens.
© Erwin Wimmer, beigestellt
Von der Terrasse blickt man auf die eindrucksvollen Steillagen des Wielitsch-Weingartens.

Auf unsere Frage nach den persönlichen Lieblingsweinen zögert Trierenberg nicht: »Meine Lieblingsweine sind heute Sauvignon Blanc und Grauburgunder sowie Roséweine. Der steirische Sauvignon ist für mich der beste, den wir in Österreich finden. In diesem relativ kleinen Gebiet findet man ihn in vielen verschiedenen Ausprägungen, einen internationalen Vergleich muss man nicht scheuen. Wir haben vor etwa sieben Jahren damit begonnen, Rosé-Weine zu produzieren, und waren damals so ziemlich die Einzigen in der Steiermark, heute wird dieser von vielen Winzern ange­boten. In Frankreich haben wir gelernt, dass man Rosé auch im Barrique ausbauen kann, wodurch er noch wesentlich feiner wird. Heute vermarkten wir diesen als Rosé Reserve.« Zum Abschluss verkosten wir auf der prächtigen Terrasse des Georgiberg-Restaurants noch einige gereifte Weine des Hauses, die sich sehr vielversprechend entwickelt haben.

Wie er die Zukunft des steirischen Weines generell bewertet, fragen wir den erfahrenen Wirtschaftskapitän. »Die steirischen Weine können international in jeder Weise mithalten, ihr Hauptproblem ist jedoch, dass die Mengen beschränkt sind, der Hauptteil im Inland abgesetzt wird und die Möglichkeit fehlt, größere Mengen großflächig anzubieten. Es wird daher am internationalen Markt immer ein Wein für Liebhaber bleiben, was die Vermarktung nicht einfacher macht.«

Christian Trierenberg (rechts) mit Kellermeister Matthias Vormeier.
© Barbara Zapfl, Peter Moser
Christian Trierenberg (rechts) mit Kellermeister Matthias Vormeier.

Papiermagnat und Neo-Winzer

Christian Trierenberg aus Traun hat den mittelständischen Familienbetrieb Tann Papier zum Weltmarktführer bei Zigarettenpapier weiterentwickelt.

Ende 2012 hat der Papiermagnat und Vorstandsvorsitzende die operative Geschäftsführung des Konzerns an seine Tochter Catharina übergeben, die das Unternehmen nun in fünfter Generation leitet. Das Kerngeschäft ist die Herstellung von Filterpapier für Zigaretten, die Holding erzeugt mit 1200 Mitarbeitern etwa ein Drittel des gesamten Weltmarktbedarfs und unterhält Niederlassungen in Österreich, Deutschland, England, Russland, den Philippinen, China, Kolumbien und Kanada. Zu den Tochterunternehmen zählen B&M Tricon oder die Geolyth Mineral Technologie Gmbh. Das Weingut Georgiberg ist nicht das einzige kulinarische Investment von Christian Trierenberg.

2011 entschied er sich, mit zwei Millionen Euro in das Projekt Vulcano-Schinken von Franz Habel in der Südoststeiermark einzusteigen. Christian Trierenberg ist Kunstfreund, schätzt speziell den fantastischen Realismus und hat mit Trierenberg Art eine Kunstinitiative gegründet, die im Werk Traun dauerhaft präsent ist. Gezeigt wird in wechselnden Ausstellungen zeitgenössische Kunst in Form von Fotografie, Grafik, Malerei und Skulptur. Trierenberg steht als Hauptsponsor auch hinter dem »Super Circuit« – dem größten Fotokunstwettbewerb der Welt.

Hier hat der oberösterreichische Papiermagnat Christian Trierenberg um viel Geld ein beeindruckendes Refugium für Weinliebhaber geschaffen. Ein Mega-Projekt. Als Besucher merkt man es schnell: Dieses Weingut unterscheidet sich von den benachbarten Betrieben in der Südsteiermark. Georgiberg liegt – seinem Namen zum Trotz – eingebettet in einem kleinen Tal. Die meisten Winzerkollegen sitzen oben am Berg. Fährt man die neue Zufahrtsstraße hinunter, vorbei am Heliport für jene Gäste, die es besonders eilig haben herzukommen, so wird man auf der Weide hinter dem Weingut nicht etwa von Schafen, sondern von einer Schar Lamas willkommen geheißen. Im Weingut selbst trifft man auf mit lässiger Selbstverständlichkeit platzierte Kunstobjekte – nein, nicht von regionalen Künstlern, sondern von international renommierten Namen wie Mario Dalpra.

Zunächst sollte es 2003 eigentlich nur ein Ferienhäuschen für die Familie in den südsteirischen Weinhügeln werden, aber dann kam es anders. »Da ich bereits von Kindesbeinen an im Herbst immer bei der Lese im Weingarten meiner Urgroßmutter am Kainberg bei Leibnitz mitgeholfen habe, war es immer mein Wunsch, einmal einen Weingarten zu besitzen.«

»Es hat zwar lange gedauert, aber der Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Da ich zeitlebens immer weltweit unterwegs war, habe ich natürlich Weine aus allen Regionen kennen­gelernt. Größtes Geschmackserlebnis waren und sind die roten Bordeaux der gehobenen Klasse«, erzählt Christian Trierenberg auf die Frage nach den Beweggründen, sich hier anzukaufen.

Zu den Erzeugnissen des Weinguts Georgiberg in der Falstaff-Datenbank.

Weingut Georgiberg
Wielitsch 54
8461 Berghausen
T: +43 3453 20243
www.weingut-georgiberg.at

Aus Falstaff Magazin Nr. 07/2016

Am Weingut Georgiberg wurde mit regionalen Baustoffen unter Einbindung der Altsubstanz ein gelungenes Ensemble geschaffen.
© Foto Augenblick
Am Weingut Georgiberg wurde mit regionalen Baustoffen unter Einbindung der Altsubstanz ein gelungenes Ensemble geschaffen.

Zu dem Haus bei Spielfeld, dem ehemaligen Bio-Weingut Rupp am Obegg, gehörten auch fast zwei Hektar Reben, und so sollte es nicht lange dauern, bis das Weinfieber die Neuankömmlinge gepackt hatte. Schon im Jahr 2006 wurde hier ein erstes kleines Weingut gegründet und nach der Hausadresse »Obegg 11« getauft. Als dann 2007 der Nachbarwinzer seinen alteingesessenen Betrieb aus Altersgründen zum Kauf anbot, ergriff die Familie Trierenberg die einmalige Gelegenheit.

Das Weingut Georgiberg war geboren, und sofort wurde der bestehende Weinkeller renoviert und auf den letzten Stand der Technik gebracht. »Der Weinkeller wurde so angedacht, dass zukünftig auch größere Volumen verarbeitet werden können, da eine spätere Erweiterung zu aufwendig wäre. Wir haben in den letzten Jahren laufend Weingärten dazugekauft und werden das auch in der Zukunft tun, wenn sich die Möglichkeit bietet. Der letzte Erwerb fand vor einigen Monaten statt, wobei es sich um einen Weingarten am Hochgrassnitzberg handelt.« Heute verfügt man bereits über stattliche 25 Hektar samt Neu­anlagen.

Nach einer längeren Planungsphase wurde dann 2013 das bestehende Weingut komplett umgestaltet, und es entstand nicht nur ein State-of-the-art-Weinkeller, sondern ein komplettes Genießer-Refugium mit Restaurant, Shop, Önologium und Park samt Fischteichen – mit einem Wort: eine Genusswelt, wie man sie in Österreich so kein zweites Mal findet. In Zusammenarbeit mit Architekt Helmut Perner hat man sich nach sorgfältiger Planung entschieden, den alten Baubestand in die neu errichteten Teile harmonisch zu integrieren – durch die Verwendung von Naturbruchsteinen aus dem Wielitschtal und von viel Holz bildet das Ensemble eine harmonische Einheit, die mit der natürlichen Umgebung auf ideale Weise schnell verwachsen ist.

Eingebettet in das Wielitschtal liegt das neue Weingut, das seinen Besuchern viel zu bieten hat.
© Barbara Zapfl, Peter Moser
Eingebettet in das Wielitschtal liegt das neue Weingut, das seinen Besuchern viel zu bieten hat.

Lamborghinis Erbe

Die Chronik des stattlichen Weingutes kündet von einer langen weinbaulichen Tradition: Es waren Juliana und Georg Schilcher, die 1777 den Grundstein zum Betrieb legten, der heute den Namen Georgiberg trägt. Ein altes Schild, das die Kellertür ziert, die heute zum Weinarchiv führt, stammt noch aus jener längst verklungenen Zeit. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Familie Wagner Besitzer, die 1968 auch das »Georgi-Schlössl« erwarb, das fortan dem Weingut seinen Namen lieh.

Winzer Günther Wagner hatte stets ein Faible für Rotweine, und er entschloss sich bereits in den 1970er-Jahren, es hier mit internationalen Sorten zu versuchen. Die Cabernet-Sauvignon-Reben holte er sich in Italien, sie stammen aus den Lagen des für seine schnellen Autos weit berühmteren Ferruccio Lamborghini – passend, ist doch auch Christian Trierenberg ein Fan flotter Autos. Noch heute produziert die Familie Lamborghini unweit von Perugia am Trasimenischen See gute Weine.

Günther Wagner brachte in weiterer Folge auch Merlot und Pinot Noir in die Südsteiermark und erfreute sich für seine Rotweine bald eines guten Rufes. Ihm selbst wurde unter Winzerkollegen der Spitzname »Roter Baron« verliehen. Eine besondere Rarität des Betriebes ist ein flaschenvergorener Rosé-Sekt aus der raren Sorte Blauer Muskateller, den Wagner einst in der Nähe von Marburg entdeckte, wo Erzherzog Johann die erste Weinbauschule gründete. Die Edelreiser wurden durch den Eisernen Vorhang gebracht und bilden noch heute die Basis des köstlich-aromatischen Sekts vom Weingut Georgiberg.

»Wir haben die Tradition für gehobene Rotweine von unserem Vorbesitzer übernommen und entsprechend weitergeführt. Das Problem des steirischen Rotweines ist, dass er viel zu wenig bekannt ist und nur wirkliche Weinkenner wissen, dass auch hier gute Tropfen entstehen können. Aus diesem Grund haben wir die Flächen für Rotwein nicht erweitert, sondern sie auf die Hausweingärten am Georgiberg beschränkt, wo wir ein hervorragendes Mikroklima vorfinden. Alle Neuanlagen sind daher Weißweine, wobei Sauvignon Blanc, Weißburgunder und Morillon meine bevorzugten Sorten sind.«

Südsteirische Weinidylle wie aus dem Bilderbuch – Klapotetz inklusive.
© Erwin Wimmer, beigestellt
Südsteirische Weinidylle wie aus dem Bilderbuch – Klapotetz inklusive.

Toplagen als Basis

Für die Weine verantwortlich ist heute der junge Kellermeister Michael Vormeier, ein Absolvent der steirischen Weinbauschule Silberberg, der schon im zarten Alter von zwanzig Jahren in den Betrieb eingetreten ist. Die Weingärten werden naturnahe bewirtschaftet, auf den Einsatz von Herbiziden wird völlig verzichtet. Die Weingärten liegen quasi direkt vor der Kellertüre und in der unmittelbaren Umgebung.

Der südwestlich orientierte Hang des Wielitsch-Hausweingarten ist einerseits Herkunft der roten Sorten wie Pinot Noir, Merlot, Cabernet und Zweigelt – sie machen heute rund 25 Prozent des Rebsatzes aus –, aber auch Weißburgunder, Grauburgunder, Scheurebe und Sauvignon Blanc haben hier ihre Wurzeln geschlagen. Die etwa drei Kilometer entfernte Lage Wielitsch Kapelle ist mit tiefgründigen Böden Standort für Weißburgunder und Roten sowie Gelben Traminer.

Der Morillon steht in einer der allerbesten Lagen der Steiermark, in der Lage Obegg, dort wo für die Familie Trierenberg das Abenteuer Weingut vor Jahren begonnen hat. Auch auf der slowenischen Seite der Steirischen Weinstraße hat das Weingut Georgiberg Weingartenbesitz, so die Lagen Fosili, ein an Muschelkalk und Fossilien des Urmeeres reicher Boden, der bis an die Grenzen des slowenischen Teiles der Lage Zieregg reicht.

Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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