Wein-Präsident Josef Pleil übergibt sein Amt

Das Urgestein des heimischen Weinbaus erhielt den Ehrenring des Österreichischen Weinbauverbandes. Ihm folgt Johannes Schmuckenschlager nach. Plus: Bacchuspreis für Gerd Hoffmann und »die Tschebulls« in Hamburg.

Das Wiener Rathaus war Schauplatz für die Weintaufe Österreich, in deren Rahmen auch eine Ära der heimischen Weinbaugeschichte zu Ende ging. Österreichs Wein-Urgestein Josef Pleil, seit 1990 Präsident des Österreichischen Weinbauverbandes, übergab das Zepter an Johannes Schmuckenschlager und wurde für sein Engagement, seine Förderung und Unterstützung der heimischen Weinwirtschaft mit dem Ehrenring des Weinbauverbandes ausgezeichnet. 


Gleichzeitig wurde auch der Bacchuspreis verliehen. Diese Auszeichnung für besondere Verdienste rund um den österreichischen Wein erhielten heuer »Vinova« und »VieVinum«-Gründer Gerd Hoffmann und das Hamburger Gastronomen-Paar Alexander und Yvonne Tschebull. Gemeinsam gaben die Bacchuspreisträger dem von Dompfarrer Toni Faber gesegneten Taufwein – einem Jungen Wiener 2013 – den Namen »Augustin«. 


Urgestein der österreichischen Weinbranche
Es gibt wohl nur wenige Menschen, die wie Josef Pleil die heimische Weinwirtschaft in den vergangen Jahrzehnten geprägt und gefördert haben. Nach dem Weinskandal 1985 war der gebürtige Weinviertler maßgeblich am Wiederaufbau der österreichischen Weinbranche beteiligt. Er war federführend bei der Erarbeitung der Eckpfeiler des neuen, strengen Weingesetzes – Kellerbuch, Banderole, Hektarertragsbeschränkung, Qualitätswein-Prüfnummernsystem – und er trat stark für die Errichtung einer übergeordneten Weinvermarktungsgesellschaft, der Österreichischen Weinmarketingservicegesellschaft (ÖWM), im Jahr 1986 ein.

EU-fit und DAC-Wegbereiter
1990 wurde Josef Pleil zum Präsidenten des Österreichischen Weinbauverbandes ernannt. Das neue Weingesetz mit seinen Gesetzesnovellen machten die Branche legistisch 1995 EU-fit und Ende der 90er-Jahre kam es unter starker Mitwirkung von Josef Pleil zur Gründung der regionalen Weinkomitees, einem weiteren Meilenstein der österreichischen Weinbranche. Das vergangene Jahrzehnt war geprägt von der Etablierung von herkunftstypischen Gebietsweinen (DAC). 
In allen Bereichen der Weinwirtschaft war Josef Pleil über viele Jahrzehnte Stratege, Visionär, treibende Kraft und ständig verlässlicher Partner bei unzähligen Weinprojekten.

Nachfolger Johannes Schmuckenschlager
Sein jüngster Kraftakt war die Neuregelung der Weinmarketingbeiträge für die ÖWM, deren Unterstützung ihm zu jeder Zeit ein zentrales Anliegen war. Bei der Delegiertentagung des Weinbauverbandes übergab Josef Pleil das Präsidentenamt des Österreichischen Weinbauverbandes an seinen Nachfolger Johannes Schmuckenschlager. Für seine unschätzbaren Verdienste für den heimischen Wein wurde Pleil bei der Weintaufe der Ehrenring des Österreichischen Weinbauverbandes verliehen. »Josef Pleil hat für den österreichischen Wein Großes geleistet. Jedes Weinland kann sich glücklich schätzen, Menschen wie ihn, die ihr ganzes Leben, ihre Kraft, Weitsicht und vor allem Zeit dem Wein widmen, unter sich zu haben«, so ÖWM-Chef Willi Klinger.

Weinmessepionier Gerd Hoffmann
Seine Weltoffenheit und seinen Weitblick entwickelte Gerd Hoffmann bereits als Wiener Sängerknabe, als er bei zahlreichen Tourneen in jungen Jahren die Welt kennen lernte. Später verbrachte er einige Zeit im Ausland, kehrte jedoch Mitte der 1960er-Jahre nach Österreich zurück und begann 1968 Fachausstellungen und Messen in Salzburg und Wien zu veranstalten. Dieses Metier ließ in nicht mehr los. Nach dem Verkauf seiner Firma an die Wiener Messe blieb er dieser als Vorstandsmitglied und später als Hauptgeschäftsführer erhalten. Unter seiner Leitung wurde 1986 erstmals die »Vinova« veranstaltet, die erste Weinmesse im deutschsprachigen Raum. Bis 1994 fand die »Vinova« alle zwei Jahre statt und verzeichnete bis zu 1100 internationale Aussteller. 
Mit der Gründung der M.A.C. Hoffmann & Partner kehrte er 1994 in die Selbstständigkeit zurück und organisierte 1998, in enger Zusammenarbeit mit der ÖWM unter dem damaligen Geschäftsführer Bertold Salomon, die erste »VieVinum« in der Wiener Hofburg, die bis heute die größte österreichische Weinmesse ist. Auch privat ist Gerd Hoffmann seit Jahrzehnten ein Weinkenner und Weinliebhaber mit einer besonderen Vorliebe für den heimischen Wein, getreu seinem Motto: »Es gibt nichts Schöneres auf der Welt als zum richtigen Zeitpunkt ein gutes Glas österreichischen Wein zu trinken. Und der richtige Zeitpunkt ist fast immer.«


Kulinarischer Exportschlager
Der gebürtige Kärntner Alexander Tschebull startete seine Koch-Karriere im Wiener Restaurant »Zu den drei Husaren«. Weitere Stationen führten ihn nach Hamburg in Viehhausers »Le Canard« und auf Sylt zu Jörg Müller, wo er seine Yvonne kennenlernte. Nach gemeinsamen Stationen in Hamburg, Frankfurt, Leipzig und Dresden zog es sie 1999 wieder zurück in ihre Wahlheimat Hamburg wo sie ihr erstes Restaurant eröffneten – das »Allegria«. Seit 2009 leben Yvonne und Alexander ihren Traum von moderner österreichischer Küche in zeitgemäßem Design in ihrem Restaurant »Tschebull« im Levantehaus an der Hamburger Einkaufsmeile Mönckebergstraße, mit dem sie innerhalb kürzester Zeit eine echte österreichische Institution geschaffen haben. Die Aufgaben sind klar verteilt: Yvonne leitet Service und Büro, ist für die Gäste da und sucht die Weine aus, während Alexander die Küche führt. Seine klassisch österreichische Küche ist modern interpretiert. Und dazu trinkt man – selbstverständlich – am liebsten österreichischen Wein. »Österreichischer Wein ist Qualität pur, man kann nur gratulieren wie flächendeckend hochwertig dieses Weinland arbeitet«, zeigen sich Yvonne und Alexander begeistert. Rund 80 Prozent aller Weine kommen aus Österreich und der Anteil von 20 Prozent am Gesamtumsatz macht deutlich, wie hoch der Stellenwert des Weins im »Tschebull« ist. 


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Marion Topitschnig
Autor
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