Wein der Woche: Wachauer Katzensprung 2011

Grüner Veltliner Steinfeder von der Domäne Wachau - Renaissance nach wechselhafter Geschichte.

Der Katzensprung ist ein extrem steiler Weingarten hoch über Dürnstein in der Wachau. Seine Rebstöcke sind längst verschwunden und doch ist der Katzensprung noch fest in den Köpfen der Wachauer Weinfreunde verankert. Legendär wurde der Wein, weil er zum Bankett anlässlich der Unterzeichnung des Staatsvertrags ausgeschenkt wurde. Eine wichtige Rolle spielte er allerdings schon davor, befand er sich doch literweise im Reisegepäck österreichischer Delegierter auf ihrem Weg zu den Verhandlungen nach Moskau. Und er dürfte, glaubt man den Quellen, ganz gut angekommen sein (und das obwohl Franzosen mit am Tisch saßen).
 

Billigmarke

Danach ging es allerdings bergab. Der Katzensprung verkümmerte zu einer Billigmarke, der Originalweingarten wurde aufgelassen und in den letzten Jahren war der Katzensprung dann gar nicht mehr zu haben. Das wird sich mit dem heurigen Jahrgang nun langfristig ändern. Denn den Katzensprung gibt es nun als Steinfeder, solide und mit neuer Kellertechnik hergestellt und in neuer Aufmachung. Die Intention ist freilich die gleiche geblieben. Die Trauben, die aus den umliegenden Rieden des Original-Katzensprungs stammen, sollen einen leichten und glasklaren Wein ergeben, eine Steinfeder-Selektion, trocken, würzig und leistbar für jeden. *

Verkostungsnotiz
Zartes Strohgelb schimmert im Glas, in der Nase zartwürzige Aromatik, wie es sich für einen leichten Grünen Veltliner geziemt, traubige Nuancen mit einem Hauch Muskat und etwas grüner Apfel. Am Gaumen offenbart sich eine straffe Säurestruktur bei puristisch trockener Textur und zart-kräuterwürziger Performance. Kein Wein, der bei breit angelegten Degustationen im Vorfeld landen wird, aber ein Grüner Veltliner mit erfreulich traditioneller Retro-Stilistik. Keine große Länge, aber unkompliziertes Trinkvergnügen. Passt zur deftigen Jause ebenso wie zu gebackenen Gerichten, wie dem Wiener Schnitzel.

Die Domäne Wachau
Seit das Duo Horvath und Frischengruber die Geschicke der Winzergenossenschaft lenkt, stieg man innerhalb kürzester Zeit zu den Big Playern an der Donau auf. Nicht zuletzt aufgrund eines ausgeklügelten Weingartenprogramms und akribischer Qualitätsarbeit. Der Steilheit und Höhe der Terrassen wird Tribut gezollt, Einzellagen werden separat verarbeitet. Handlese und gezielte Selektion sind Grundvoraussetzungen für perfektes Traubenmaterial. Resultat ist ein einmaliges Spektrum unterschiedlicher Veltliner und Rieslinge, die der Vielfalt der großen Wachauer Lagen gerecht werden und längst auch die internationale Weinwelt zum Staunen gebracht haben. Obwohl die Domäne Wachau den modernsten Weinkeller der Region besitzt, respektiert man die altbewährte Philosophie. Minimale Intervention wird als naturgemäßer Idealzustand verstanden.

www.domaene-wachau.at

(von Bernhard Degen)

* 6,50 Euro Ab Hof

Bernhard Degen
Autor
Mehr zum Thema