Wein der Woche: Ein Pinotage aus Deutschland

Stefan Dorst ist Negociant und macht mit seinen »Consorten« spannende Weine - u.a. einen pfälzischen Pinotage.

Eines vorweg: Die Weinwelt braucht keine deutschen Pinotages und Stefan Dorst hat schon viele bessere Weine gemacht. ABER man muss sich Novitäten ja auch einmal genauer ansehen, damit man eine Meinung dazu kundtun kann. Nun ja, so schlecht ist der Pinotage von »Dorst und Bietighöfer« auch wieder nicht. Der Wein hat durchaus Potenzial.

Stefan Dorst ist so genannter Negociant, also Abfüller, und arbeitet mit mehreren Winzern eng zusammen. Abfüller klingt etwas uncharmant, wir können ihn auch Önologen oder Weinkonsulent mit viel internationaler Erfahrung nennen. Dorst war beratender Kellermeister in namhaften Weingütern wie Friedrich Becker, Bürklin-Wolf, in der Venta d’Aubert in Spanien oder in der Laibach Winery in Stellenbosch. Letzteres Engagement brachte ihn auch viel Erfahrung mit der schwierigen Rebsorte Pinotage ein, eine Kreuzung aus Cinsault und Pinot Noir. Entsprechend hellhörig wurde Dorst, als er von einem 25-jährigen Winzer erfuhr, der einen Pinotage-Weingarten in der Pfalz ausgepflanzt hat. So kreuzten sich die Wege mit Stefan Bietighöfer aus Mühlhofen und das Gemeinschaftsprojekt Pinotage entwickelte sich. Wir durften die ersten Früchte verkosten. Do & Co mal anders:

Pinotage Dorst Bietighöfer © Falstaff/DegenPinotage 2010 von Dorst & Bietighöfer, Pfalz
Im Glas befindet sich ein Wein mit etwas durchscheinendem Granatrot, in der Nase dominieren medizinale Kräuteraromatik und Lakritz, dazu gesellt sich schwarze Johannisbeere. Am Gaumen überrascht kräftige Tanninstruktur mit dunkler Würze und einem straffes Säuregerüst, unterlegt von malzigen Noten. Der Pinotage-Versuch hat noch zart grüne Töne und ist etwas kantig, der Wein ist aber alles andere als ein Langeweiler. Er ist ja wie der Weingarten noch sehr jung und hat noch Potenzial. Genauso wie das ganze Projekt, man darf sich auf weitere Jahrgänge freuen.

Außerdem verkostet:

Riesling 2011 (12 %), Dorst & Steiner & Fleischmann, Siebeldingen
Kräftiges Goldgelb im Glas dazu ein vielschichtiges Bukett aus Zitrusfrüchten, Steinobst, Kokos, Grapefruit und noch mehr Exotik. Unterlegt von rauchig-mineralischen Noten. Am Gaumen markante Säurestruktur, gestützt von zartem Fruchtschmelz, wieder Steinobst, Weingartenpfirsich, und Mineralik im Nachhall. Schönes Reifepotenzial und jetzt schon sehr gefällig, ein Riesling der von Anfang bis zum Ende Freude macht.

Silvaner 2011 (13 %), Dorst & Steiner & Fleischmann, Siebeldingen
Kräftiges, dunkles Gelb. In der Nase nachdrückliche Aromatik mit Marillen, Litschi, gelber Birne, begleitet von Kräuterwürze. Am Gaumen samtige Textur, wird etwas breit, aber dann baut sich wieder viel Druck auf. Dunkle Würze und etwas Quitte im Nachhall. Andere Jahrgänge sind vielleicht etwas pikanter, aber auch der Silvaner ist alles andere als ein langweiliger Wein.

Rieslaner 2011 (8,5 %), Dorst & Steiner & Fleischmann, Siebeldingen
Goldgelb mit grünen Reflexen. In der Nase opulente Blütenaromatik, Honigmelone und Ananas. Am Gaumen ein tolles Spiel aus Süße und Säure, raffiniert pikant, tiefgründige Struktur und geheimnisvolle Exotik. Sehr vielschichtig und dabei leichtfüßig verspielt, beeindruckende Länge und schöner Schmelz. Solche Weine fehlen in Österreich, warum macht so etwas niemand?!

Riesling 2010 Auslese (7,5 %), Dorst & Maleton
Rheinhessen, Landau, Oppenheimer Sackträger
Leuchtendes Goldgelb im Glas, gewinnendes Bukett mit Mango, Maracuja, Kleehonig und rauchigen Noten. Am Gaumen markante Säurestruktur, druckvoller Fruchtschmelz, Mangogelee und Kochbanane im Nachhall. Bereitet trotz dominierender Süße viel Trinkfreude, etwas störend wirken ganz leicht säuerliche Anklänge die aber mit Luft weniger werden. Viel Potenzial!

www.dorstundconsorten.de

von Bernhard Degen

Bernhard Degen
Autor
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