Weingärten bei Kothvogel, Weststeiermark, Steiermark

Weingärten bei Kothvogel, Weststeiermark, Steiermark
© ÖWM / WSNA

Wein aus Österreich: 2021 ist ein »Traumjahrgang«

Die Jahrgangsanalyse der ÖWM zeigt, dass sich Weinfreunde auf tolle Weine von außerordentlicher Qualität freuen können – aus allen österreichischen Weinbaugebieten.

Eine Jubelmeldung erreicht uns dieser Tage aus dem österreichischen Weinbau: Die Weine des Jahrgangs 2021 versprechen basierend auf perfektem Traubengut ausgereift und kristallklar zu werden – ein Jahrgang, »über den man wohl noch lange sprechen wird«, heißt es in der Presseaussendung der Österreich Wein Marketing.

Kein Spätfrost, mancherorts Hagel

Auf den niederschlagsarmen Winter folgte der Frühling nur zögerlich, was einen späteren Austrieb der Reben und eine verzögerte Blüte zur Folge hatte. Der positive Effekt dabei: Im Unterschied zu den Weinbauländern südlich und westlich des Alpenhauptkammes blieb Österreich von Spätfrösten verschont. Die Sommermonate waren dann einerseits von heißen Perioden und daraus folgend auch von Hagelunwettern geprägt, die in manchen Regionen zu teils erheblichen Schäden führten. Auf einen trüben August folgte ein Bilderbuch-Herbst mit optimalen Bedingungen. In einigen Gebieten beteuerten altgediente Weinbauern und Weinbäuerinnen, noch nie zur Lesezeit so schönes, vollkommen gesundes Traubengut gesehen zu haben.

Mit einer Erntemenge von rund 2,4 Millionen Hektolitern liegt der Jahrgang 2021 im langjährigen Durchschnitt. Das bietet Grund zur Freude, denn europaweit verlief 2021 im Vergleich weniger positiv: Manche deutsche Weinbaugebiete erlitten drastische Ernteeinbußen; ebenso mussten die großen Weinbauländer Italien, Frankreich und Spanien teils empfindliche Verluste hinnehmen, großteils aufgrund von Spätfrösten.

Niederösterreich

Von der Wachau bis nach Carnuntum und vom Weinviertel bis in die Thermenregion herrscht große Freude über wunderbar harmonische, durchwegs extraktreiche, klirrend frische Weine von ungewöhnlicher Aromenvielfalt und rassiger Säurestruktur. Die Paradesorte Grüner Veltliner zeichnet sich im Jahrgang 2021 neben dem obligaten Pfefferl auch durch eine tiefe Steinobstfrucht-Note und cremigen Schmelz aus.

In der Thermenregion und in Carnuntum sind aus allen Rebsorten und in allen Reifestufen hervorragende Rotweine entstanden. Die späte Lese und lange Vegetationsdauer könnte speziell den beiden empfindlichen Sorten Pinot Noir und St. Laurent entgegengekommen sein, weil zu frühe Zuckerreife bzw. Fäulnisgefahr diesmal keine Themen waren. Sie sollten ebenso wie die weißen Rieden- und Reserveweine über eine tolle Struktur und großes Reifepotenzial verfügen.

Im süßen Sektor gelangen nach Längerem wieder Eisweine: Im Weinviertel wurden sie schon kurz vor und kurz nach Weihnachten eingebracht; im Kamptal, Kremstal und am Wagram war es dann zwischen 12. und 16. Jänner 2022 so weit.

Wien

Ähnlich erfreuliche Resultate erbrachte die Weinlese in Wien: Am Nussberg, am Bisamberg und am Maurerberg rechnet man mit ganz starken Wiener Gemischten Sätzen; zudem zeigt der Grüne Veltliner eine besonders ausgeprägte Brillanz. Die Rieslinge aus den bevorzugten Döblinger und Maurer Rieden beweisen auch 2021, dass sie zur österreichischen Elite gehören. Auffallend ist darüber hinaus, dass bereits Weine im Einstiegssegment eine sehr hohe Qualität aufweisen.

Burgenland

Nach einem Traumherbst und der spätesten Lese seit vielen Jahren sind auch Burgenlands Winzer von der exzellenten Qualität der Jungweine begeistert. Die Weißweine verbinden Frische und Vitalität mit tiefer, glasklarer Frucht; hohe Reife und rassige Säure geben ihnen den letzten Schliff. Nicht nur die Weißburgunder und Chardonnays vom Leithaberg werden daher für großen Genuss sorgen.

Auch die Rotweine konnten von diesen optimalen Voraussetzungen profitieren, allen voran die beiden Leitsorten Zweigelt und Blaufränkisch. Trotz hoher Reife dürfte laut den ersten Analysen eine elegante Struktur und messerscharf definierte Frucht im Vordergrund stehen. Manche sehen sogar den vielversprechendsten Rotwein aller Zeiten in ihren Fässern heranreifen. Von den französischen Rebsorten könnte der Cabernet in seinen Varianten Sauvignon und Franc diesmal für besonderes Aufsehen sorgen.

Nach dem langen, trockenen Herbst bildete sich im November auch eine wunderschöne Botrytis heraus, die den Winzern im Seewinkel und am Westufer um Rust hochgradige Dessertweine bescherte. Auch diese Weine begeistern mit einer makellosen Fruchtbrillanz und hoher Säure, die ihnen ein großes Reifepotenzial verleihen wird. Nach langem Zuwarten gelangen Mitte Januar in Illmitz auch die ersten nächtlichen Eisweinlesen.

Steiermark

Trotz der kleinsten Weinernte seit 2016, freuen sich die steirischen Winzer über einen gelungenen Jahrgang 2021. Die Hauptlese ging im Vulkanland Steiermark und in der Südsteiermark geradezu blitzartig vor sich: Aufgrund des perfekten Traubenmaterials war kein weiteres Selektionieren nach der Vorlese nötig. Zuckergradation und Säurewerte befinden sich in einem optimalen Verhältnis, und die klare Fruchtexpression, Eleganz und Rasse der Jungweine begeistern schon jetzt. Großes ist unter anderem von den Burgundersorten zu erwarten, aber auch die vollreifen wie vielschichtigen Sauvignon Blancs und die Gelben Muskateller, die diesmal mit ihrem Rosenduft nahezu Traminer-artig erscheinen, lassen einen großen Jahrgang erwarten.

Auch in der Weststeiermark war geduldiges Zuwarten mit der Hauptlese wichtig; für die Rieden-Schilcher ging diese zum Großteil erst im November vonstatten. Das Resultat sind jedoch rosarote Elixiere voll Saft und Kraft und seltener Eleganz. Auch die Burgundersorten und der Sauvignon Blanc wuchsen zu ausdrucksstarken und Terroir-geprägten Weinen heran.

Bergland

In den oberösterreichischen Weinenklaven von Leonding und Hörsching bis ins südliche Mühlviertel und Innviertel profitierten die Weingärten von den gleichen prachtvollen Herbsttagen wie im angrenzenden Niederösterreich. Das Ergebnis sind ausgereifte und fruchtbetonte Weine voll Pikanz und Spannkraft. Gerade die in letzter Zeit forcierten Rebsorten wie Chardonnay und Sauvignon Blanc zeigen sich sehr vielversprechend.

Kein Bundesland verzeichnete im letzten Jahrzehnt eine derart rasante Zunahme der Rebfläche wie Kärnten; analog dazu stieg auch die Qualität der Weine in beachtlichem Ausmaß. Der Jahrgang 2021 bescherte den Kärntner Winzern nach idealem Blütewetter und einem warmen und trockenen Herbst reife und gesunde Trauben. Sowohl im Lavanttal als auch rund um St. Veit/Glan und von den Uferhängen des Läng- und Wörthersees sind sehr harmonische Weine voll Saft und Kraft mit typisch zarter Fruchtausprägung zu erwarten.

Schwieriger verlief das Weinjahr westlich des Alpenhauptkammes in Tirol und Vorarlberg: Einem etwas verspäteten Austrieb und einer kurzen Hitzephase im Juni folgten zwei sehr verregnete Sommermonate. Um dem hohen Pilzdruck zu begegnen, war eine gut durchlüftete Laubwand unerlässlich; dennoch entstanden Ertragsverluste von 30 bis 50 Prozent. Zum Glück zeigten sich September und Oktober auch am Bodensee und im Walgau von ihrer besten Seite und sorgten für eine konzentrierte Struktur und ungewöhnliche Aromentiefe in den Weinen.

oestereichwein.at

Marion Topitschnig
Autor
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