Was wurde aus Werner Matt?

Im Wiener Hilton dirigierte Matt eine Brigade von 75 Köchen. Er kochte im Weißen Haus und bildete weit mehr als 1000 Köche aus.

Wenn du morgen mit einem ordentlichen Haarschnitt pünktlich um neun da bist, hast du den Job.« Werner Matt war gerade dabei, seine Mannschaft für das neue Wiener Hilton zu rekrutieren. Der langhaarige Kandidat war niemand Geringerer als Reinhard Gerer. Er wurde einer von 75 Köchen der Brigade von Matt. Siegfried Kröpfl, Klaus Fleischhaker und Christian Petz waren auch darunter. In seiner Laufbahn hat Matt wohl mehr als 1000 Köche ausgebildet. Es hat Zeiten gegeben, da waren so gut wie alle Ring­straßenhotels mit Matt-Schülern besetzt. Mit dem damaligen Avantgarderes­taurant »Prinz ­Eugen« schrieb er Geschichte: So anspruchsvoll war noch nie in Österreich gekocht worden. Ein Michelin-Stern und drei Hauben von Klaus Besser waren der Lohn für die Mühe.

Von Kematen in die weite Welt hinaus
Ihren Ursprung hatte die große Karriere in Kematen in Tirol, wo Matt 1942 auf die Welt kam. Der Wunsch, Koch zu werden, wuchs mit jeder Ansichtskarte seines Cousins, der als Schiffskoch die Weltmeere bereiste. Nach seiner Lehre in der »Tiroler Weinstube« in Seefeld zog es Matt in die Welt hinaus: Zuerst nach Frankreich und in die Schweiz. Mit der Hilton-Gruppe folgten Türkei, England, Kanada und Deutschland, wo er als Küchenchef im Münchener Park Hilton Eckart Witzigmann kennenlernte.

Erfolg in Wien
Werner Matt kochte für Persönlichkeiten wie Ronald Reagan oder Charles de GaulleIn Wien eröffnete er 1975 als Küchendirektor das damals größte Hilton-Hotel Europas. Nach seinem Erfolg mit dem »Prinz Eugen« rief Matt mit Gleichgesinnten wie Heinz Reitbauer, Niky Kulmer, Christoph Wagner und Rudi Kellner die »Neue Wiener Küche« aus. Eine Initiative, die für die heimische Gastronomieszene einen einzigartigen Qualitätsschub brachte. Nach einem Intermezzo bei den Imperial-Hotels eröffnete Matt das Hilton Plaza an der Wiener Ringstraße, wo er schließlich 2005 in Pension ging. Während seiner Laufbahn bewirtete Matt Persönlichkeiten wie Ronald Reagan, Charles de Gaulle, Sammy Davis jr., Luciano Pavarotti, Sophia Loren, ­Harry Belafonte und viele mehr.

Heute: Hobbygärtnerei, Sammelleidenschaft und Kochkurse
Heute verbringt er viel Zeit mit seiner Frau Elke und macht ausgedehnte Spaziergänge mit Gräfin Uschi, seinem Zwergdackel. Der Doyen der österreichischen Küche lebt jetzt im burgenländischen Bad Tatzmannsdorf, wo er ein Haus am Waldrand bewohnt und als Hobbygärtner tätig ist. Er sammelt Speisekarten und historische Kochbücher und hält im Resort seines Freundes Karl Reiter Kochkurse ab. Sein Traum, Koch auf einem Kreuzfahrtschiff zu sein, ging übrigens auch in Erfüllung: Als gefeierter Guest-Chef reiste er auf dem Luxuskreuzer »Queen Elizabeth II« von New York durch den Panama-Kanal nach Los Angeles.

INFO
Werner Matts ­Kochakademie
Reiters Supremehotel
supreme.reiters-hotels.com

Text von Bernhard Degen
Aus Falstaff Nr. 01/2013

Bernhard Degen
Autor