Was wurde aus Rainer Husar?

Udo Jürgens und Falco feierten legendäre Feste mit dem Barkeeper, der stets den Gast als Hauptdarsteller im Gastrotheater sieht.

»Im ›Zürserl‹ gab es einen Abend, da waren Mitglieder vier europäischer Königshäuser zu Gast – alle ohne Security, das ist heute unvorstellbar!« ­Rainer Husar hat als Barkeeper mehr erlebt, als man in Öster­reich eigentlich erleben kann. Der gebürtige Oberösterreicher lässt seine Karriere im Gespräch mit Fals­taff Revue passieren. Der Arl­berg war die Inspiration für eine große gastronomische Karriere. Am Beginn stand eine klassische Koch-/Kellner-Lehre in einem Wirtshaus in Kleinmünchen bei Linz. Auch heute noch spricht der 63-Jährige respektvoll und dankbar von seinem ehemaligen Lehrherrn, der schon in den 1960er-Jahren eine edle Gastgeberkultur vorlebte. Nach der Lehre machte er in seiner ersten Saison auf dem Arlberg erste Erfahrungen mit internationalem Publikum und wollte mehr davon. »Ich wollte raus in die Welt und Menschen, Sprachen und Gepflogenheiten ­kennenlernen.« Während er die Winterhalbjahre fix am Arlberg verbrachte, arbeitete Husar im Sommer in internationalen Spitzenhotels: im Dorchester in London, im Eden Palace in Montreux am Genfer See, im Negresco in Nizza und im ­Dolder Grand in Zürich.

Diskretion als oberstes Gebot
Den stärksten Eindruck hinterließ das Eden Palace mit einer Brigade von 300 Angestellten. Husars Basis blieb aber der Arlberg, wo er bereits mit 24 Jahren zum Barchef im legendären »Zürserl« im Hotel Edelweiß avancierte. Eine Bar mit Geschichte und Geschichten, die »niemals erzählt werden«. Derartige Diskretion lässt, wie eingangs erwähnt, auf prominente Gäste schließen.

Haute-Volée am Wörthersee
In den frühen 80er-Jahren machte sich Husar auf die Suche nach einer eigenen Bar, und durch die Sommer-Ziele seiner Arlberg-Gäste ergaben sich mehrere Optionen: Sylt, Ibiza und Marbella standen zur Debatte. Bekanntlich wurde es Pörtschach am Wörthersee, das war 1983. Ein wenig glamouröses Umfeld gestaltete der leidenschaftliche Gastgeber zur ersten Anlaufstelle für wohlhabende Gäste am See. »Rainers Bar« war das zweite Wohnzimmer für Persönlichkeiten wie Franz Klammer, Niki Lauda, Falco und Udo ­Jürgens. Mit Wegbegleitern wie Hannes Jagerhofer wurden ­unvergessliche Partys gefeiert – zumindest für jene, die die alkoholgeschwängerten Nächte ohne »Filmriss« überstanden.

Gastgeber aus Leidenschaft
»Beim ›Pfarrwirt‹ in Wien hat sich der Kreis wieder geschlossen«, sagt Husar. Zu ihm kommen Gäste, die er auf dem Arlberg, am Wörthersee und sogar am Genfer See schon bewirtet hat, etwa André Heller und Oscar Bronner. Als Restaurantleiter fühlt er sich hier wie zu Hause und spielt seine Gastgeberqualitäten souverän aus. »Ich bin nach 50 Jahren wieder dort, wo ich begonnen habe.«

Text von Bernhard Degen
Aus Falstaff Nr. 03/2013

Bernhard Degen
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