Was wurde aus... Martina Willmann?

Vom »Korso« über »Novelli« und »Schwarzem Kameel« zum eigenen Kochstudio.

Ob ihr der neue Job gefalle? »Ich liebe es!«, entfährt es Martina Willmann strahlend. Die Köchin hat sich vor fünf Jahren mit einem ­eigenen Studio im zweiten Wiener Gemeindebezirk selbstständig ­gemacht und bietet dort Kochkurse, Caterings und Degusta­tionsmenüs für geschlossene Gesellschaften. »Jede Woche bringt eine andere Action, ich muss nicht tagein, tagaus das gleiche Menü kochen.«
Die quirlige und charismatische Köchin hat die österreichische Gastronomieszene in den letzten beiden Dekaden entscheidend mitgeprägt, ist aber zuletzt ein wenig aus dem Fokus der Öffentlichkeit geraten.

Martina Willmann war an Reinhard Gerers Seite, als das »Korso« im Hotel Bristol seinen Höhepunkt erreichte. Danach eröffnete sie das »Novelli« als Küchenchefin und verhalf dem Restaurant zu einer ersten Blüte. Vom Nobel-Italiener zog es sie in eine der traditionsreichsten Küchen des Landes, ins »Schwarze Kameel«, dessen Geschicke sie sechs Jahre lang mitgestaltete. Doch dann wurde es ruhig um die Starköchin, die jahrelang ein Fixstern in den Restaurantführern des Landes war.

Seit Mai dürfen sich nun alle Freunde von Willmanns Küche wieder freuen, denn seitdem gibt es in ihrem Studio einen Mittagstisch mit schnellem gesundem Essen. Im Mittelpunkt stehen österreichische Produkte in perfekter Qualität. Alles wird ganz frisch zubereitet, auf Zusatzstoffe, Glutamate und Fertigprodukte sowieso komplett verzichtet. Ihre Ausbildung zur Ernährungsberaterin nach traditioneller chinesischer Medizin schlägt bei den Überlegungen zur gesunden Zubereitung von Gerichten deutlich durch.

Frauenberger Willmann © Pauty
Stadträtin Sandra Frauenberger und Martina Willmann © Michele Pauty

Die neugierige Willmann sorgt stets selbst für rege Abwechslung in ihren vier Küchenwänden: Im Herbst startet sie mit der Wiener Frauen- und Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger ein Projekt, im Zuge dessen Migranten verschiedener Kul­turen ins Kochstudio eingeladen werden. Es soll miteinander gekocht und gefeiert werden, der Spaß steht im Mittelpunkt. Der Lern­effekt folgt ganz automatisch. Das Programm hat keine starren Vor­gaben, weder in der Küche noch beim abschließenden Festessen, bei dem Willmann sich an den Bräuchen unterschiedlicher Kulturen orientieren möchte.

Mit ihren Exkollegen steht ­Willmann nach wie vor in engem Kontakt. »Ich bin mit allen supergut!« Ab und zu will sie selbst einfach Gast sein und besucht einen der ehemaligen Arbeitgeber. Am liebs­ten geht sie ins »Schwarze Kameel«. An den Strömungen der internationalen Gastroszene gefällt ihr besonders der Trend zu ordentlichen Grundprodukten von glaubwürdigen Lieferanten, der ganz ihrer eigenen Auffassung von authentischer Küche entspricht. 

www.willmannkochen.at

(von Bernhard Degen)

Bernhard Degen
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