Walnuss, Hafer, Reis, Haselnuss, Soja, Mandel: Pflanzliche Milchalternativen gibt es unzählige.

Walnuss, Hafer, Reis, Haselnuss, Soja, Mandel: Pflanzliche Milchalternativen gibt es unzählige.
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Warum pflanzliche »Milch« die bessere ist

Milch ist nicht gleich Milch. In den Supermarktregalen stehen zuhauf pflanzliche Alternativen zur tierischen Milch. Aber ist deren Ökobilanz wirklich so viel besser? Eine Expertin erklärt.

Soja, Mandel, Hafer, Kokos, Erbsen. Nur fünf Sorten von pflanzlichen Milchalternativen, die in Österreich vertrieben werden. Im Vergleich zur tierischen Milch punkten sie vor allem beim Thema Nachhaltigkeit. »14,5 Prozent der Treibhausgasemissionen weltweit werden durch die Viehwirtschaft verursacht«, erklärt Ernährungswissenschaftlerin Garbriele Homolka von der Umweltberatung in Wien. Und um das mit einer noch eindrücklicheren Zahl zu unterstreichen: »70 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Fläche werden für die Viehzucht verwendet.« Allein beim Ackerland – also der hochwertigsten landwirtschaftlichen Nutzfläche – sind es 40 Prozent, die nur für den Anbau von Futtermitteln gebraucht werden.

Pflanzendrinks mit besserer Ökobilanz

Zahlen, die zumindest die Daseinsberechtigung von pflanzlichen Fleisch- und Milchalternativen außer Frage zu stellen scheinen. »Man muss dazu sagen, dass Rinder Grasflächen und Almen, die wir als Menschen nicht essen würden, für uns in Nahrung umwandeln können. Aber nichtsdestotrotz stoßen die Rinder Methan und Treibhausgase aus. Deshalb sollte man versuchen, den Konsum an tierischen Lebensmitteln zu reduzieren«, sagt Homolka. Die meisten Pflanzendrinks sind in jedem Fall ressourcenschonender als tierische Milch. Das unterstreicht auch eine Studie vom Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg aus dem Jahr 2020, in der das CO₂-Äquivalent (CO₂e) von tierischer Milch und pflanzlichen Milchalternativen verglichen wurde. Bei tierischer Milch lag das CO₂e bei 1,4 Kilogramm pro Kilogramm Lebensmittel. Mandel- Soja, Hafer und Dinkel lagen jeweils klar unter 0,5 Kilogramm pro Kilogramm Lebensmittel. Zu Reis- Cashew- und Lupine-Drinks wurden keine Zahlen erhoben. Alle drei liegen in älteren, vergleichbaren Studien aber beim CO₂e deutlich hinter der tierischen Milch.

»Gute« und »schlechte« Pflanzendrinks

Aber auch im Vergleich der Pflanzendrinks – gesetzlich dürfen die Milchalternativen nicht als Milch bezeichnet werden – gibt es Unterschiede in der Ökobilanz. So hat zum Beispiel die Sojamilch völlig zu Unrecht einen schlechten Ruf. »Das Soja für den Pflanzendrink kommt fast vollständig aus österreichischem Anbau. Das Soja, das aus Südamerika importiert und oft kritisiert wird, wird hauptsächlich als Futtermittel eingesetzt. Wenn man also Soja kritisiert, müsste man eher aufhören Fleisch zu essen, als Sojadrink zu trinken«, klärt die Expertin auf. »210.000 Tonnen Soja werden pro Jahr in Österreich produziert. 340.000 Tonnen werden importiert und landen vor allem in der Schweinezucht«, heißt es in einem Sheet der Umweltberatung. Die Fütterung dieses importierten Sojas ist selbst bei AMA-Gütesiegel zertifiziertem Fleisch in Österreich erlaubt.

Zurück zu den Pflanzendrinks: Die beste Ökobilanz weist Hafer aus, der auch in Österreich und umliegenden Ländern angebaut werden kann und besonders unkompliziert ist. Deutlich schlechter steht beispielsweise der Kokosdrink da, dessen Produktion mitverantwortlich für die Abholzung des Regenwalds in Südamerika ist. Aufgrund des hohen Wasserbedarfs und der immer wieder von Dürren betroffenen Anbaugebiete in Kalifornien kann auch der Mandeldrink in Sachen Ökobilanz nicht überzeugen. Vergleichszahlen des CO₂e wurden in den herangezogenen Studien zu beiden Drinks aber nicht erhoben.

Pflanzendrinks nicht zwangsläufig verträglicher

Neben der Ökobilanz stellt sich auch die Frage der Verträglichkeit für den Menschen. In Europa sind etwa 15 Prozent der Bevölkerung Laktoseintolerant, heißt es von Seiten des Gesundheitsministeriums. »Hier können die Pflanzendrinks eine gute Alternative sein, allerdings können auch in ihnen Allergene enthalten sein. Soja verträgt zum Beispiel nicht jeder«, ordnet Homolka ein.

Entwicklung schreitet voran – aber noch nicht überall

Nimmt man noch einmal die Ökobilanz in den Blick, wird eines deutlich: Sie hängt nicht rein am Produkt, sondern muss auch an der Verpackung und dem Transport gemessen werden. »Es ist sehr erfreulich, dass nun auch Pflanzendrinks in Mehrwegflaschen im österreichischen Handel angeboten werden«, lobt die Ernährungswissenschaftlerin die Entwicklung im Lebensmitteleinzelhandel und wünscht sich ein noch größeres Sortiment in Pfandflaschen – eben auf dem Niveau der tierischen Milch. Einen weiteren Wunsch richtet sie abschließend an die Gastronomie: »Auch in der Gastronomie gibt es eindeutig noch Nachholbedarf bei pflanzlichen Speisen: Hier wäre mehr Mut und Innovation beim Kochen mit pflanzlichen Zutaten, also auch mit Soja-, Hafer-, Erbsendrink und so weiter gefragt.«

Felix Moßmeier
Felix Moßmeier
Digitalredakteur
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