Vorhang auf für das »Gasthaus Börse«

Soufian Tabib lässt den Charme des ehemaligen »Fadinger« wieder aufleben.

Der tunesisch-stämmige Gastronom klingt vom Namen her nicht wie jemand, der ein klassisches Wiener Wirtshaus betreibt. Doch wer ihn kennen gelernt hat, der weiß, dass ein Wiener Original nicht Karli, Franzi oder Pepi heißen muss. Aber es sagen ohnehin alle »Stoffl« zu ihm. Stoffl kam vor rund 30 Jahren nach Österreich und machte Karriere in der Hotellerie, viele Jahre bei der Arcotel-Gruppe. Sein erster Versuch als Wirt im »Altstadtbräu« in der Naglergasse war schon recht erfolgreich, allerdings hat er seine Anteile bald wieder verkauft. Seit rund zwei Jahren betreibt Tabib das »Gösser-Eck« im Wiener Prater und verkaufte dort schon hundertausende Grillhendln und noch mehr Krügln Bier.

Überraschend groß
Da das »Gösser-Eck« im Winter geschlossen hat, blieb dem Gastronom noch etwas Zeit, um an einem zweiten Projekt zu feilen, das sein Hauptgeschäft in der kalten Jahreszeit macht. Tabib hat die Immobilie des ehemaligen »Fadinger« entdeckt, komplett renoviert und jetzt als »Gasthaus Börse« eröffnet. Das Interieur ist bürgerlich-rustikal und das Lokal entpuppt sich mit rund 120 Plätzen als erstaunlich groß. Der Eingang von der Wipplinger Straße her ist etwas unscheinbar, da er von den Schildern der benachbarten Geschäftslokale etwas überschattet wird. Auch die vordere Stube ist mit ihren fünf Tischen und der Schank rasch überschaubar, durch einen Gang kommt man aber in eine weitere große Stube und einen überdachten Innenhof, der schon fast die Atmosphäre eines traditionellen Speisesaals hat. Im Sommer soll noch ein Gastgarten mit Blick auf die Börse dazukommen.

Küchenchef David Hübl, »Mädchen für alles« Milota Csüriova, Serviceleiter Werner Stoll, Patron Soufian Tabib / Foto beigestellt

Innereien und Klassiker
Zu Mittag gibt es wohlfeile Menüs, zwei Gänge bereits um 7,90 Euro. Hier will der Wahlwiener einerseits traditionelle Gerichte sowie Innereien anbieten, andererseits aber auch »gesündere« Speisen, wie Fisch und Vegetarisches. Auf der Speisekarte gibt es Interpretationen der Wiener Küche wie ein »Börse Carpaccio« (10,50 Euro) vom gesottenem Rind auf Wurzelpüree, Apfelkren und mehr. Aber auch Klassiker wie Kalbskopf (10,50 Euro) oder gebackene Blunznradeln (9,50 Euro). Und auch auf den Bestseller vom mittlerweile verblichenen »Altsadtbräu«, den gebratenen Knieling (12,50 Euro) will Tabib nicht verzichten. In der Küche werkt David Hübl, der zuletzt bei Hanno Pöschl klassisch wienerisch gekocht hat. Die Weinauswahl ist klein und unspektakulär, darf daher durchaus noch wachsen.

Gasthaus Börse / Foto beigestelltIm Gasthaus Börse sind alle Zutaten für ein gutes und solides Wiener Wirtshaus angerichtet, wir wünschen ihm eine lange Zukunft.

Gasthaus Börse
Wipplingerstraße 29
1010 Wien
www.gasthausboerse.at

(Bernhard Degen)

Bernhard Degen
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