Vom Bacardi Cola zum Sauvignon Blanc

Das südsteirische Weingut Polz lud zu einer Degustation der anderen Art. Mit den Weinen wurden Philosophie und Geschichte des Hauses präsentiert.

»Bei Tischpräsentationen ist es immer schwierig, den Leuten unsere Philosophie zu vermitteln«, eröffnete Walter Polz vergangene Woche eine Weinverkostung der besonderen Art. Zum ersten Mal lud das südsteirische Spitzenweingut zur gesetzten Verkostung. Im Otto Wagner Schützenhaus am Wiener Donaukanal stand aber nicht nur die Verkostung des 2014'ers und einiger ausgewählter Proben vorangehender Jahrgänge an, das Winzer-Trio bestehend aus den Brüdern Walter und Erich Polz sowie sein Sohn und Kellermeister Christoph Polz erzählte auch aus der Familiengeschichte und gab Einblick in die Arbeit in Weingarten und Keller. Es brauche schließlich ein »Gefühl«, um guten Wein genießen zu können, so Walter Polz. Und eben dieses sollte bei diesem Anlass vermittelt werden.

Weingut von internationalem Format
Seit rund 30 Jahren arbeiten die Brüder erfolgreich zusammen, mit dem Jahrgang 2011 stieg mit Kellermeister Christoph die nächste Generation ins Unternehmen ein. »Anfang der 80'er hab ich noch lieber Bacardi Cola getrunken«, plaudert Walter Polz aus dem Nähkästchen. Bei einer Bordeaux-Probe eines Freundes fiel es Polz dann wie Schuppen von den Augen: »Das hat auf einmal so geschmeckt!« Der Ehrgeiz der Brüder war geweckt und sie verfolgten seither ein Ziel: ein Weingut von internationalem Format zu führen. Gelungen ist dies vor allem mit ihren Sauvignon Blancs – die Leitsorte nicht nur am Weingut Polz sondern mittlerweile in der gesamten Südsteiermark. Die Lage Hochgrassnitzberg muss in diesem Zusammenhang besonders hervorgestrichen werden: »Hier geht's ums Wesentliche«, betont Walter Polz den Stellenwert der Lage. Apropos Lage: der Terroirgdanke wird am Weingut Polz seit rund sechs Jahren verfolgt – »erst nach drei bis vier Jahren kann man den Lagencharakter eines Weins erkennen«, erklärt Christoph Polz, dem es nicht darum geht, etwas neues aufs Etikett zu schreiben, sondern darum, die persönliche Aussage des jeweiligen Weins in die FLasche zu bringen. 

Große Herausforderung
Aus vier Hektar wurden im Laufe der Zeit 70, und im Keller übernahm 2011 Christoph Polz, der nach seiner Ausbildung an der Wiener BOKU im Burgund Erfahrungen sammelte, die Führung. Mit dem 2014'er ist er mit den Herausforderungen, die der Jahrgang mit sich brachte selbst ordentlich gereift. »So schlimm ist es eh nicht«, so sein Resümee über den bereits früh als Problemjahrgang abgestempelten 2014'er. Bei der Verkostung von Weißburgunder Steirische Klassik, Gelber Muskateller Steirische Klassik, Sauvignon Blanc Steirische Klassik, Sauvignon Blanc Therese 1. STK Lage (Fassprobe) und Sauvignon Blanc Hochgrassnitzberg Große STK Lage (Fassprobe) des Jahrgangs 2014 zeigen sich die Weine recht zugänglich und bereiten bei vergleichsweise geringerem Alkoholgehalt unkomplizierte Trinkfreude.

Beeindruckendes Portfolio
»Der Wein soll zum Trinken anregen, nicht nur zum Verkosten«, merkt Walter Polz an. In diesem Sinne wurden dann noch Sauvignon Blanc 84/88 (kleinsmögliche Herkunft; benannt nach den Parzellennummern), Sauvignon Blanc Czamilla 1. STK Lage, Sauvignon Blanc Therese 1. STK Lage und Sauvignon Blanc Hochgrassnitzberg Große STK Lage des Jahrgangs 2013 sowie der Sauvignon Blanc Hochgrassnitzberg Große STK Lage 2012 verkostet. Mit einer Jahrgangsvertikale des Chardonnay Obegg Große STK Lage (2011, 2010 und 2009) ging die Präsentation in ihr beeindruckendes Finale.

100 Jahre Weingeschichte(n)
Und abschließend gab's dann doch noch etwas zu feiern: die anlässlich von 100 Jahre Weingut Polz mit dem Jahrgang 2012 gefüllte Sauvignon Blanc Hochgrassnitzberg Große STK Lage »Jubiläumsedition« wurde erstmals – noch als Fassprobe – präsentiert. Gefeiert werde am Weingut Polz ohnehin jeden zweiten Tag, witzelte Walter Polz, da habe man lieber einen Jubiläumswein gemacht. Nur 500 Liter gibt es von dem Wein, ganz einig ist sich das Winzer-Trio noch nicht, ob der Jubiläumswein in Magnums oder Standard-Flaschen gefüllt wird – ein Ausnahmewein, eine Rarität ist er ohnehin schon jetzt.

Was macht einen großen Wien aus?
Auch übers Weinverkosten wurde an diesem Abend phlosophiert. »Im Weingarten steht halt nicht die Erdbeere oder der Pfirsich. Wenn man was am Gaumen hat, was man vorher noch nicht geschmeckt hat – dort fängt großer Wein an«, bringt es Walter Polz auf den Punkt. Und viele weitere Themen hatte sich der Winzer aus Leideschaft noch für diesen Abend notiert – von Weingartenbepflanzung über Bodenversuche – aber darüber lässt sich dann beim nächsten Glas Polz-Wein und vielleicht sogar bei einem Besuch auf dem Weingut selbst besser plaudern.

Eventtipp
Die Weine der STK Winzer verkosten und die Weinpersönlichkeiten dahinter kennenlernen kann man bei der STK Jahrgangspräsentation am 9. Mai 2015 am Weingut Erich & Walter Polz. Weitere Infos dazu finden Sie HIER (pdf-Download).

Das Weingut Polz in der Falstaff Datenbank.

Weingut Erich & Walter Polz

Grassnitzberg 54a, 8471 Spielfeld

T +43/(0)3453/23 01

weingut@polz.co.at
www.polz.co.at

(Marion Topitschnig)

Marion Topitschnig
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