v.l.n.r.: Chris Yorke (Geschäftsführer Österreich Wein Marketing GmbH), Johannes Schmuckenschlager (Präsident Österreichischer Weinbauverband), Josef Glatt (Direktor Österreichischer Weinbauverband) bei der Pressekonferenz zur Weinernte 2022

v.l.n.r.: Chris Yorke (Geschäftsführer Österreich Wein Marketing GmbH), Johannes Schmuckenschlager (Präsident Österreichischer Weinbauverband), Josef Glatt (Direktor Österreichischer Weinbauverband) bei der Pressekonferenz zur Weinernte 2022
© Landwirtschaftskammer Österreich / Martin Grob

Vielversprechender Weinjahrgang 2022

Trotz der klimatisch und kostenmäßig herausfordernden Saison werden hohe Erwartungen in den heurigen Jahrgang gesetzt. Auch wenn die Sommertrockenheit etwas geringere Mostausbeute prognostiziert, ist der Reifezustand bereits sehr zufriedenstellend.

Auch im Angesicht widriger Umstände, wie der aktuellen Kostenwelle sowie der sommerlichen Dürre, erwartet der Präsident des Österreichischen Weinbauverbands, Johannes Schmuckenschlager einen vielversprechenden Weinjahrgang 2022 mit etwas geringerer Erntemenge.

»Nach wirtschaftlich turbulenten Corona-Zeiten blicken die Winzer auf ein Jahr mit gutem Weinabsatz zurück. Daher schauen sie auch dem kommenden, vielversprechenden Weinjahrgang 2022 hoffnungsvoll entgegen. Sorgen bereiten den Winzerinnen und Winzern allerdings die stark gestiegenen Produktionskosten, vor allem im Bereich der Energie und der Verpackungsmaterialien«, so der Weinbau-Präsident. »Die erwartete Weinmenge wird bestenfalls im Durchschnitt der Vorjahre bei ca. 2,4 Millionen Hektolitern liegen«, erklärt Schmuckenschlager. Genaue Angaben fallen heuer allerdings schwer, da der Saftanteil der Trauben aufgrund der Trockenheit etwas geringer ausfällt.

Eine Winzerin kontrolliert die Traubenqualität.
© ÖWM / Robert Herbst
Eine Winzerin kontrolliert die Traubenqualität.

Witterungsverlauf erforderte aufmerksame Pflege

Der Witterungsverlauf 2022 war herausfordernd. Das Frühjahr war insgesamt zu trocken. Der Rebaustrieb fand heuer relativ spät statt, die Blüte aber recht früh. Da die lang erhofften Niederschläge rund um das hochsensible Stadium der Blüte kamen, gab es erheblichen Pilzdruck. So waren die Winzer gefordert, ihre Reben besonders achtsam zu pflegen. Im Juli und August hatten die Reben mit enormer Dürre und Hitzetage über 30 Grad Celsius zu kämpfen, was Bewässerungsanlagen heuer besonders notwendig machte. Gerade bei Junganlagen mussten die Winzerfamilien die Trauben reduzieren, um die Rebstöcke zu entlasten.

Ähnlicher Reifeverlauf wie im Spitzenjahr 2019: Harmonische, kräftigere Weine erwartet

Als die meisten Weingärten durch die Trockenheit bereits an ihre Belastungsgrenze gekommen waren, kam Ende August endlich der ersehnte Niederschlag, durch den sich die Reifeentwicklung der Trauben zügig fortgesetzte. Aufgrund der hohen Temperaturen des Sommers sind die Zuckergehalte in den Trauben aber bereits relativ weit fortgeschritten.

»Bei Vergleichen der Parameter zum Reifeverlauf zeigt sich interessanterweise eine ähnliche Kurve wie im Spitzenjahr 2019. Es wird aber sehr auf das Fingerspitzengefühl der Winzerinnen und Winzer ankommen, um heuer bei Weißwein den richtigen Lesezeitpunkt zu treffen. Gerade bei den Rotweinen ist die Erwartungshaltung sehr hoch, da durch die eher kleinen Beeren entsprechend dichte und farbintensive Rotweine zu erwarten sind«, zeigte sich der Weinbau-Präsident optimistisch.

Vergleich der Reifeentwicklung des österreichischen Weins 2010-2022 (Jahresmittelwerte KW 35)
© Landwirtschaftskammer Österreich / Landwirtschaftskammer Österreich
Vergleich der Reifeentwicklung des österreichischen Weins 2010-2022 (Jahresmittelwerte KW 35)

Lesezeitpunkt entscheidend

Mengenmäßig ist mit einer bestenfalls durchschnittlichen Erntemenge von 2,4 Millionen Hektolitern zu rechnen. Der Rebansatz war durchwegs gut, durch die Trockenheit im Sommer sind die Beeren aber klein geblieben. Daher wird die Saftausbeute auch etwas geringer ausfallen. Der Lesezeitpunkt wird entscheidend sein, um im heurigen Jahr harmonische und fruchtige Weine einzubringen.

In den Weinbaugebieten rund um den Neusiedlersee, speziell im Seewinkel, ist die Weinlese bereits im Gange. Abgesehen von Frühlesen zur Traubensaft- und Sturmproduktion wird die Weinlese in den meisten Gebieten allerdings erst gegen Mitte September beginnen. Die Hauptlese findet in den meisten Regionen voraussichtlich in der zweiten Septemberhälfte und Anfang Oktober statt.

Weinernte in Österreich 2001-2022
© Landwirtschaftskammer Österreich / Landwirtschaftskammer Österreich
Weinernte in Österreich 2001-2022

Positive Erwartungen an Traubenpreise

»Die gute Nachfrage nach österreichischem Wein im In- und Ausland spiegelt sich auch im regen Interesse der Aufkäufer am Traubenmarkt wider. Die gestiegenen Mehrkosten werden auch weitergegeben, es sind aber keine extremen, spekulativen Steigerungen bzw. Verdoppelungen wie in anderen Bereichen zu erwarten. Unsere Winzerfamilien produzieren auch in dieser schwierigen Situation und sind verlässliche Partner des Weinhandels. Deswegen habe ich im heurigen Jahr keine Bedenken, dass es bei den Traubenpreisen Preisdrücker und Spielchen der Aufkäufer gibt«, betont Weinbau-Präsident Schmuckenschlager.

Weinernte in Österreich
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Weinernte in Österreich
Paula Pankarter
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Redakteurin Online
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