Mit Blick auf London wurde der neue Champagner vorgestellt.

Mit Blick auf London wurde der neue Champagner vorgestellt.
© Falstaff/Sautter

Veuve Clicquot lanciert »Extra Brut, Extra Old«

Das neue Etikett ist eine Art Super-Yellow-Label – komponiert ausschließlich aus Reserve-Weinen.

Der Rahmen, den Veuve Clicquot-CEO Jean-Marc Gallot und Kellermeister Dominique Demarville für den Launch ihres neusten Champagners gewählt hatten, hätte ungewöhnlicher und glamouröser nicht sein können: Ein 600-Quadratmeter-Penthouse im 40. Stockwerk von Londons South Bank Tower. Die zufällig durch einen Eigentümerwechsel leerstehende Immobilie war eigens für diesen Abend eingerichtet und geschmückt worden. Um die rund 100 geladenen Gäste bewirten zu können, war für Lee Westcott, einen der hoffnungsvollsten jungen Köche Englands, eine Küche eingebaut worden – für diesen einen Event und diesen einen Abend. Alles, um eine einzige Produktneuerung gebührend zu zelebrieren.

Und dieser Wein vermochte den Aufwand zu rechtfertigen. Dominique Demarville, der seit 2006 als Chef de Cave bei Veuve Clicquot tätig ist, hatte die Idee zu »Extra Brut, Extra Old« im Jahr 2010: Warum, so fragte er sich, sollte es nicht möglich sein, einen Multi Vintage Blend zu kreieren, der qualitativ auf dem Niveau eines Jahrgangschampagners ist, und der dabei eine sehr geringe Dosage im Geschmacksbild eines »extra brut« verträgt? Um mit weniger Süße auszukommen, gleichzeitig aber den fruchtbetonten, cremigen Stil des Hauses zu bewahren, so Demarville, habe sich ihm die Idee aufgedrängt, mit Reserve-Weinen zu arbeiten. Ende 2013 war es schließlich so weit: Nach zahlreichen Experimenten stellte Demarville jenen Blend zusammen, der nun in London als erster »Extra Brut, Extra Old« präsentiert wurde.

Cuvée mit eindeutiger geschmacklicher DNA

Bei der Verkostung des Weines überraschte zunächst, wie deutlich die Cuvée die geschmackliche DNA von Veuve Clicquot getroffen hat: »Extra Brut, Extra Old« schmeckt wie eine verdichtete und verfeinerte Ausgabe des Yellow Label: Trockener als der Verkaufsschlager des Hauses, und zugleich in allen Komponenten edler, reifer, gleichzeitig feiner und ausdruckskräftiger.

Die kulinarische Eignung zeigte der neue Veuve Clicquot an diesem Abend ebenfalls, wobei er von der delikaten Aromaküche Wescotts glänzend in Szene gesetzt wurde. Der erste Gang mit roter Bete, schwarzer Johannisbeere, Artischocke und Haselnuss brachte die nussigen Reifenoten des Champagners zum Klingen, während sich sowohl die zarte Bitternis der Artischocke als auch die erdige Süße der Roten Bete der Mineralität des Champagners unterordneten. Auch im zweiten Gang fand ein Carpaccio von der Jacobsmuschel mit Fenchel, grünem Apfel und geräuchertem Lardo einen kongenialen Partner in der Saftigkeit und jodigen Frische des Champagners.

Dabei ist »Extra Brut, Extra Old« kein »alter« Champagner in dem Sinn, dass er extrem lange auf der Hefe gereift worden wäre, wie es beispielsweise bei der »Plenitude«-Serie von Dom Perignon, bei Bollingers »RD« – und teils auch in Veuve Clicquots eigener »Cave Privée«-Serie – der Fall ist. Vielmehr ist die Flaschengärung beim »Extra Brut, Extra Old« neuen Datums, mit drei Jahren Dauer bleibt das Hefelager auf einen Zeitraum beschränkt, der das Geschmacksbild noch nicht allzu sehr in Richtung tertiärer Aromen verschiebt.

Die Zutaten des neuen Champagner in der Einzelverkostung.
© Falstaff/Sautter
Die Zutaten des neuen Champagner in der Einzelverkostung.

Alt sind indes mindestens zwei der für die Cuvée verwendeten sechs Weine. In der jetzt vorgestellten Tranche stammt der jüngste Wein – ein strahlend fruchtiger und dabei säurefrischer Pinot Meunier von der Montagne des Reims – aus dem Jahr 2010. Der Methusalem im Blend ist ein kräuterwürziger, seidig geschmolzener 1988er Chardonnay aus Cramant. Für die Presse wurden auch die anderen vier Vins clairs, die für die Cuvée Verwendung gefunden hatten, separat ausgeschenkt: ein stoffiger Pinot noir 2009 aus Aÿ, ein druckvoller Chardonnay aus dem Spitzenjahr 2008 aus der Vallée de la Marne, ein kraftvoll-robuster Pinot noir 2006 aus der Grand Cru-Gemeinde Verzy, sowie ein subtil gereifter Pinot noir 1996 von der Côte des Bar.

© Falstaff/Sautter

Geschätzt bis zu 600.000 Flaschen

Die Produktionsmenge von »Extra Brut, Extra Old« wird nicht kommuniziert, allerdings lag der Bestand des sicher rarsten Weins im Blend, des 1988ers, offenbar noch bei 5.000 Litern. Da sein Anteil in einer Größenordnung von ein bis zwei Prozent liegen soll (Demarville: »Wir verwenden ihn wie Salz und Pfeffer, wie ein Gewürz«), düfte die produzierte Gesamtmenge irgendwo zwischen 300.000 und 600.000 Flaschen liegen. Preislich soll das neue Mitglied der Veuve Clicquot-Familie etwa auf dem Niveau des Jahrgangs-Champagners aus selbem Haus positioniert werden, also in der Preisklasse um die 70 Euro.

Extra Brut, Extra Old in der Falstaff Datenbank

www.veuveclicquot.com

Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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